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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie sich, meine Gnädige!«
    »Wollen Sie mich denn auch auf die schwarze Liste setzen?« fragte sie verdrießlich.
    Vor dieser Strafe hatte Stella die größte Angst - dass Jack Knebworth allen Filmgesellschaften mitteilen würde, dass sie ihn mitten in einem Film hatte sitzen lassen.
    »Ich habe schon daran gedacht«, sagte er und nickte. »Aber ich will nicht rachsüchtig sein, ich will Sie laufen lassen, und wir können ja sagen, dass die Rolle Ihnen nicht lag und dass Sie deswegen austraten. Im Grunde genommen ist es ja ganz egal, was Sie für Flausen machen. Gehen Sie mit Gott, Stella - ich glaube ja nicht, dass Sie diesen Weg einschlagen werden, weil Sie nicht so veranlagt sind, aber immerhin!« Er verabschiedete sie, und sie ging um vieles bescheidener weg, als sie gekommen war. Draußen traf sie Lawley Foß und erzählte ihm das Resultat ihrer Unterhaltung.
    »Das ist gerade so, als ob Sie gar nichts mehr bedeuteten«, sagte er. »Ich würde ja gern für Sie eintreten, Stella, aber im Moment muss ich für mich selbst sprechen«, fügte er bitter hinzu. »Der Gedanke, dass ein Mann von meiner Begabung sich solch einem verdammten alten Yankee unterordnen muss, ist sehr beschämend.«
    »Sie müssten eigentlich Direktor einer eigenen Gesellschaft sein, Lawley«, sagte sie. Foß war das nichts Neues, das hatte sie mindestens schon ein dutzend mal zu ihm gesagt. »Sie schreiben die Filme, und ich spiele die Hauptrollen. Dann würden Sie großen Erfolg haben. Durch Ihre Konkurrenz können Sie Kneb einfach totmachen. Ich weiß das, Lawley. Ich war drüben in Amerika an der einzigen Stelle auf der ganzen Erde, wo man wirklich Kunst schätzt, und ich kann Ihnen sagen, dass ein solcher Stümper wie Jack Knebworth sich nicht eine Lichtmeile lang in Hollywood halten könnte!«
    »Eine Lichtmeile lang«, war ein Ausdruck, den sie von einem Verehrer angenommen hatte, der wissenschaftlichen Kreisen artgehörte. Sie gebrauchte ihn gar zu gern. Erstens klang es großartig, und dann mussten die anderen immer erst um eine Erklärung fragen. Aber zu ihrem nicht geringen Ärger wusste Foß genügend mit den Anfangsgründen der Physik Bescheid und fragte sie nicht danach. »Ist er jetzt im Büro?« fragte er.
    Sie nickte. Ohne ein Wort zu verlieren, klopfte Lawley Foß an die Tür. Es war ihm nicht recht wohl dabei.
    »Mr. Knebworth, ich wollte Sie um eine Gefälligkeit bitten.« »Geld?« fragte Jack, indem er ihn unter seinen buschigen Augenbrauen von unten herauf ansah.
    »Ja, tatsächlich, Geld. Ein oder zwei kleine Rechnungen habe ich übersehen, und der Gerichtsvollzieher ist hinter mir her. Ich muss heute Nachmittag bis zwei Uhr fünfzig Pfund auftreiben.«
    Jack zog eine Schublade seines Schreibtisches auf, nahm ein Scheckbuch heraus und schrieb einen Scheck aus, aber nicht über fünfzig, sondern über achtzig Pfund.
    »So, hier haben Sie ein Monatsgehalt im voraus«, sagte er. »Bis heute haben Sie ja das Geld bekommen. In Ihrem Vertrag ist vorgesehen, dass Sie einen Monat Kündigungsfrist haben, oder dass Ihnen das Gehalt für einen Monat im voraus ausgezahlt werden muss. Das war Ihr letztes Gehalt.«
    Foß wurde dunkelrot. »Soll das bedeuten, dass ich entlassen bin?« fragte er mit lauter Stimme.
    Jack nickte.
    »Ich habe Sie entlassen - nicht, weil Sie immer Geld brauchen, und nicht, weil es furchtbar schwer ist, mit Ihnen umzugehen, sondern wegen Ihrer Handlungsweise gestern Abend.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Foß fassungslos.
    »Ich bin Brixans Ansicht, dass Sie die weiße runde Marke am Fenster von Miss Leamingtons Zimmer angebracht haben, um einem Beauftragten von Sir Gregory Penne ein Zeichen zu geben. Nun wohl, der kam auch und hätte beinahe meine Diva geraubt.«
    Foß lächelte verächtlich.
    »Sie werden pathetisch, Knebworth«, sagte er. »Ihre Diva entführen? So etwas mag vielleicht in Amerika vorkommen - in England gibt es das nicht.«
    »Machen Sie, dass Sie hinauskommen!« sagte Jack, der sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
    »Lassen Sie mich Ihnen doch erklären«, begann Foß.
    »Ich lasse Sie gar nichts mehr erklären«, fuhr Knebworth auf. »Ich gestatte auch nicht mehr, dass Sie Lebewohl sagen. Hinaus!«
    Als die Tür hinter seinem Besucher zugeschlagen war, klingelte der Direktor, und als sein Hilfsregisseur eintrat, sagte er: »Bitte, lassen Sie Miss Leamington zu mir kommen, ich möchte endlich einmal einen liebenswürdigen Menschen um mich sehen!«

15
    Chichester ist gerade nicht

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