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038 - Der Rächer

038 - Der Rächer

Titel: 038 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Menschen lagen nebeneinander ausgestreckt - sie unterdrückte den Schrei, der sich auf ihre Lippen drängte, und presste die Hände auf den Mund. Sie schloss die Augen, um das Grässliche nicht zu sehen. Die beiden Toten hatten keine Köpfe mehr! Sie lagen in flachen Löchern, und das Wasser tropfte unaufhörlich auf sie nieder.
    Lange Zeit konnte sie sich nicht bewegen oder die Augen öffnen, aber schließlich siegte ihr Wille, und sie hielt mit eisiger Ruhe den Anblick aus, der sie bis ins Innerste erstarren ließ. Auch in der nächsten Grotte lag eine Leiche. Sie war dem Zusammenbruch nahe, als sie einen dünnen Lichtschein in der düsteren Ferne auftauchen sah. Er bewegte sich und schwankte. Dann horte sie ein schauerliches Lachen.
    Sofort löschte sie ihre Laterne aus. Sie lehnte sich eng an die Wand der Höhle. Alle die greulichen Spuren um sie herum versanken, sie war sich nur der Gefahr bewusst, die ihr jetzt drohte. Plötzlich entzündete sich ein größeres Licht, dann noch eins, bis die entfernten Höhlenräume taghell erleuchtet waren. Als sie noch starr vor Entsetzen stand, drang ein Schrei durch die Stille.
    »Hilfe, um Himmels willen, Hilfe! Brixan, ich will noch nicht sterben!«
    Sie erkannte die krächzende Stimme Sir Gregory Pennes.

39
    Es war dieselbe schrille Stimme, die auch Mike in Griff Towers hörte. Er rannte quer durch den Park zum hinteren Tor, wo ein Wagen mit abgeblendetem Licht stand. Daneben wartete ein erschrockener brauner Diener.
    »Wo ist dein Herr?« fragte Mike schnell.
    Der Mann zeigte in die Richtung der Felder.
    »Er ging diesen Wag«, sagte er mit zitternder Stimme. »In der großen Maschine war ein böser Geist, sie bewegte sich nicht, als er anfahren wollte.«
    Mike sah, was geschehen war. Im letzten Moment hatte der Motor versagt. Das war eins von den Missgeschicken, die sowohl den Gerechten wie den Ungerechten ereilen konnten.
    Penne war zu Fuß geflohen.
    »Welchen Weg ging er?«
    Wieder zeigte der Mann in dieselbe Richtung.
    »Er lief«, sagte er schlicht.
    Mike wandte sich an den Detektiv, der ihn begleitete.
    »Bleiben Sie hier, es ist möglich, dass er zurückkehrt. Nehmen Sie ihn sofort fest, und legen Sie ihn in Eisen. Wahrscheinlich hat er Waffen bei sich, vielleicht will er auch Selbstmord begehen.«
    Er war nun schon so oft über diese Felder gegangen, dass er den Weg mit verbundenen Augen gefunden hätte. Er lief, so schnell er konnte, bis er auf die Chaussee kam. Aber nirgends konnte er Sir Gregory sehen. In fünfzig Meter Entfernung sah er Licht in einem Fenster des Obergeschosses von Mr. Longvales Haus. Er wandte sich dorthin.
    Noch hatte er nichts von dem Baron gesehen. Schnell ging er durch das Gartentor und klopfte an die Haustür, die gleich darauf von dem alten Herrn selbst geöffnet wurde. Er trug einen seidenen Hausmantel, der durch einen Gürtel zusammengehalten wurde. Ein Bild behaglichen Friedens, dachte Mike für sich.
    »Wer ist da?« fragte Mr. Sampson Longvale, indem er in die Dunkelheit hinausschaute. »Beim Himmel, das ist Mr. Brixan, der Diener des Gesetzes. Kommen Sie herein!« Er öffnete die Tür weit, und Mike ging in das Wohnzimmer, in dem die beiden unvermeidlichen Leuchter brannten. Heute wurde der Raum außerdem noch durch eine kleine silberne Petroleumlampe erhellt.
    »Ist in Griff Towers ein Unglück passiert?« fragte Mr. Longvale ängstlich.
    »Ja«, sagte Mike vorsichtig. »Haben Sie irgendwo Sir Gregory Penne gesehen?«
    Der alte Herr schüttelte den Kopf. »Ich fand die Nacht zu kühl, um meinen gewöhnlichen Spaziergang im Garten zu machen«, sagte er. »So habe ich nichts von den aufregenden Ereignissen bemerkt, die sich anscheinend unvermeidlicherweise immer in dieser finsteren Zeit zutragen. Ist Sir Gregory etwas zugestoßen?«
    »Ich hoffe im Interesse aller, dass hm nichts zugestoßen ist«, sagte Mike ruhig, ging durch den Raum, stützte den Ellenbogen auf den Kamin und schaute auf das Gemälde, das darüber hing.
    »Bewundern Sie meinen Verwandten?« fragte Mr. Longvale.
    »Ich will nicht gerade sagen, dass ich ihn bewundere, aber er war sicher ein schöner, alter Herr.«
    Mr. Longvale neigte den Kopf.
    »Haben Sie seine Memoiren gelesen?«
    Mike nickte, und Longvale schien durchaus nicht überrascht zu sein.
    »Ja, ich habe etwas über den Inhalt seiner Memoiren gelesen,« sagte Mike ruhig. »Aber neuerdings hält man sie nicht mehr für authentisch.«
    Mr. Longvale zuckte die Achseln.
    »Ich persönlich glaube jedes

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