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038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

Titel: 038 - Die Wasserleiche im Rio Negro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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dabei scherzten und lachten.
    Kurz nach Mittag trafen Hernando de Soto und seine Begleiter in der Stadt ein. Ich eilte augenblicklich zu de Soto und berichtete ihm von der Kriegsgerichtsverhandlung. Sein Gesicht wurde bleich, seine Augen flackerten wütend. Er sprang vom Pferd und eilte in das Haus, in dem sich Pizarro niedergelassen hatte. Minuten später waren die erregten Stimmen der beiden zu hören.
    Einige Zeit danach trat de Soto aus dem Haus. Sein Gesicht wirkte eingefallen. Er ließ die Schultern hängen.
    »Habt Ihr etwas erreicht, Herr?« fragte ich ihn.
    De Soto schüttelte den Kopf. »Nein. Das Urteil kann nicht aufgehoben werden. Nur die Todesart wurde geändert.« De Sotos Stimme klang bitter. »Ein Gnadenakt gewissermaßen. Der Inka wird nicht durch das Feuer sterben, sondern durch die Garotte. Er wird erdrosselt. Um dem angedrohten Feuertod zu entgehen, hat er sich von Valverde taufen lassen. Das Urteil wird in wenigen Minuten vollstreckt.«
    Pizarro und seine Brüder kamen an uns vorbei. Sie sahen uns nicht an. Schweigend betraten sie das Haus, in dem der Inka-Herrscher gefangengehalten wurde.
    Atahualpa hatte sein Versprechen gehalten. Der Raum war zwei Meter hoch mit Gold gefüllt, doch Pizarro ließ sein Urteil vollstrecken.
    Ich blinzelte gegen die Sonne. Eine seltsam geformte Wolke schob sich über den dunkelblauen Himmel. Sie war schwarz und wurde immer größer. Dann verdeckte sie die Sonne, und es wurde für einige Augenblicke dunkel.
    Ich blieb stehen, als ich die Stimme des Inka-Herrschers hörte, verstand aber nicht, was er sagte. Pizarro gab mit lauter Stimme einen Befehl. Ich schloß die Augen.
    Ein leises Sausen schien in der Luft zu liegen. Ein heftiger Wind kam auf, der sich nach wenigen Sekunden wieder legte. Die Wolke, die die Sonne verdunkelt hatte, löste sich auf.
    Ein Soldat trat aus dem Haus.
    »Er ist tot«, sagte er.
    Ich ging durch die Stadt und ballte wütend die Hände zu Fäusten. Kein Mensch war zu sehen. Nach einigen Stunden, als es dunkel wurde, kehrte ich zum Hauptplatz zurück, gesellte mich zu den anderen und nahm lustlos das Abendessen ein.
    Ich erfuhr, daß Atahualpas Leichnam in ein kleines Haus gebracht worden war. Seine Leiche sollte morgen den Indianern übergeben werden.
    Ich legte mich nieder und schlief zu meiner Überraschung bald ein. Irgendwann erwachte ich und setzte mich auf. Im Zimmer war es dunkel. Nur die regelmäßigen Atemzüge der Soldaten waren zu hören.
    Irgend etwas trieb mich aus dem Raum. Ich kleidete mich nicht an und schlich geräuschlos zwischen den Schlafenden hindurch. Vor dem Haus blieb ich stehen. Kein Mensch war auf dem Hauptplatz zu sehen. Der Himmel war sternklar. Der Mond verbreitete einen silbernen Schein. Die Stadt sah unwirklich aus. Ich schlich über den Hauptplatz. Ohne zu wissen, wohin ich gehen sollte, schritt ich weiter. Von einem seltsamen Instinkt getrieben, blieb ich vor dem Haus stehen, in dem der tote Herrscher ruhte. Ich zögerte kurz, dann betrat ich das Haus. Als ich Stimmen hörte, drückte ich mich gegen eine Wand und wartete einige Augenblicke, dann huschte ich weiter. Ich blickte in einen großen Raum, der von einer einzigen Fackel notdürftig erhellt wurde.
    Der tote König lag auf einer Art Sänfte, von einem Dutzend Gestalten umringt. Sie umsprangen die Bahre und gaben wimmernde, klagende Laute von sich. Langsam konnte ich Einzelheiten erkennen. Es waren einfach gekleidete Indianer, die Zeremonienmesser in den Händen hielten. Es befanden sich zu meiner Überraschung aber auch drei Mädchen darunter. Eines kannte ich. Es war Machu Picchu.
    Und dann geschah das Unglaubliche. Die Gestalten beugten sich über ihren toten Herrscher, zerstückelten seinen Leichnam und wickelten die Leichenteile in feine Tücher.
    Ich sah kurze Zeit zu. Dann verschwand ich und rannte zu meinem Haus zurück. Ich blieb im Eingang stehen und verschmolz mit den Schatten. Die Indianer liefen aus dem Haus und verschwanden in der Dunkelheit.
    Sie hatten ihren Herrscher zu sich geholt. Wahrscheinlich würden sie ihn nach Cuzco bringen, wo die anderen Inka-Herrscher ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
    Ich blieb noch einige Minuten stehen. Die Zugänge zur Stadt wurden von Soldaten bewacht. Ich wunderte mich, wie es möglich gewesen war, daß die Indianer ungesehen in die Stadt hatten kommen können.
    Nachdenklich trat ich ins Haus, legte mich nieder, wälzte mich auf den Rücken und dachte nach. Machu Picchu hatte von dämonischen

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