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038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

038 - Die Wasserleiche im Rio Negro

Titel: 038 - Die Wasserleiche im Rio Negro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Kräften gesprochen, die nach dem Tod des Herrschers frei werden sollten. Würde sich ihre Prophezeiung erfüllen?
    Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
    Lautes Gebrüll weckte mich. Ich richtete mich schlaftrunken auf. Wahrscheinlich war das Verschwinden des Leichnams entdeckt worden. Ich zog mich langsam an. Minuten später hörte ich, daß sich der Leichnam des Inka-Königs in Luft aufgelöst hätte. Niemand kam auf den Gedanken, daß es einigen Indianern gelungen sein könnte, unbemerkt in die Stadt zu gelangen und die Leiche zu stehlen. Ich hütete mich, etwas von meinem nächtlichen Erlebnis zu berichten.
    Auf der Bahre, auf der der Leichnam geruht hatte, war ein Quipu gefunden worden, eine dieser rätselhaften Knotenschnüre, die von den Inkas für Mitteilungen verwendet wurden. Das gefundene Quipu war nicht besonders groß. Von der Hauptschnur hingen etwa zwanzig Nebenschnüre herunter, die in verschiedenen Farben gehalten waren und unzählige Knoten aufwiesen. Die Zahl und Stellung der Knoten und die verschiedenfarbigen Schnüre hatten ganz bestimmte Bedeutungen. Mit diesen Quipus leiteten die Inkas Botschaften weiter, stellten Statistiken und Berechnungen an.
    Pizarro reichte die Knotenschnur den indianischen Dolmetschern, die sie aber nicht entziffern konnten, was mich nicht verwunderte, da ich wußte, daß nur bestimmte Inka-Beamte diese Schnüre verstehen konnten; sie wurden ganz speziell für diese Aufgabe vorbereitet.
    Pizarro schäumte vor Wut. Er ließ einige Inkas herbeiholen und befahl ihnen, die Knotenschnur zu entziffern, doch sie konnten oder wollten es nicht. Schließlich warf Pizarro das Quipu wütend zu Boden, wo es unbeachtet liegenblieb.
    Ich wartete einige Zeit, dann nahm ich die Knotenschnur an mich.

    Der lange Marsch auf die Hauptstadt des gewaltigen Reiches begann. Wir brachen im September 1533 auf. Mehr als fünfhundert Europäer begleiteten Francisco Pizarro. Es gab fast keinen Widerstand. Die Indianer waren völlig demoralisiert.
    Am 15. November 1533 hatten wir Cuzco erreicht. Die Stadt lag in einem schönen Tal der Hochebene. Im Norden erstreckte sich ein hoher Gebirgszug, und ein kleiner Fluß durchzog die Stadt. Die Straßen waren lang und schmal, die Häuser niedrig – aus Lehm und Rohr gebaut. Aber es gab auch prächtigere Bauten; die Häuser des Adels.
    Die Häuser und Paläste wurden geplündert, und die geringe Gegenwehr der Indianer war schnell gebrochen. Als wir zu dem berühmten Tempel, dem Stolz des Reiches, kamen, blieb ich andächtig stehen, doch die anderen stürmten wild schreiend ins Innere.
    Der Tempel bestand aus einem gewaltigen Hauptbau, mehreren Kapellen und Nebengebäuden. Das Tor war reich mit Gold geschmückt, die Außenwand trug ein Reliefflies aus Gold. Vom Tempel führten Terrassen zum Fluß hinunter, wo ein Garten ganz aus Gold lag. Der Anblick der unermeßlichen Schätze ließ einige Soldaten völlig durchdrehen. Sie rannten mit weit aufgerissenen Augen hin und her und stammelten unsinniges Zeug.
    Ich ließ mich von den anderen nicht anstecken, sondern bewahrte Ruhe und sah mir die herrlichen Gegenstände lange an. Das Innere des Tempels war überwältigend. Es war eine einzigartige Goldgrube. Auf einer Wand war ein riesiges Gesicht befestigt, ganz aus Gold, aus dem unzählige verschieden dicke Strahlen hervorbrachen. Decke und alle Wände waren mit Verzierungen bedeckt.
    Die Spanier rissen alles Gold an sich. Sie scheuten nicht einmal davor zurück, aus den Mumien der früheren Inka-Herrscher die Juwelen herauszubrechen.
    Innerhalb weniger Stunden war der Sonnentempel all seiner Schätze beraubt; die Wände waren kahl und nackt.
    Die ganze Nacht wurde gefeiert. Unzählige Lamas wurden geschlachtet, die auf offenen Feuern gebraten wurden. Mir war der Appetit vergangen. Zu deutlich waren mir noch die bestialischen Szenen des Nachmittags in Erinnerung, wo hunderte Indianer gnadenlos getötet worden waren. Einigen meiner Gefährten machte es Spaß, die Inkas zu quälen. Sie vergewaltigten brutal alle Frauen, die sich nicht rechtzeitig aus dem Staub gemacht hatten. Rund um die hochlodernden Feuer spielten sich unglaubliche Szenen ab. Die Spanier, diese sogenannten Christen, führten sich abscheulicher als die primitivsten Wilden auf. Und niemand gebot ihnen Einhalt – weder die Geistlichen noch Pizarro und seine Brüder; sie alle beteiligten sich an den Festlichkeiten.
    Ich wandte mich angeekelt ab. Ich dachte an Machu Picchu, das Inka-Mädchen, das ich

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