038 - In den Fängen des Weltrats
er auf dem Boden lag. Ein zerborstener weißer Porzellan-Katzenschädel starrte ihn an.
Rulfan drehte sich benommen auf den Rücken. Die Frau mit den kurzgeschnittenen graublonden Haaren beugte sich über ihn. Ihr Gesicht war verzerrt wie das einer Wahnsinnigen. In einer Hand hielt sie eine lange Porzellanscherbe, holte damit aus.
Rulfan schlug ihr die Faust ins Gesicht. Die Frau kippte lautlos nach hinten. Er kam unsicher auf die Beine, sah, dass der ganze Boden von Scherben bedeckt war. Hinter ihm knurrte Wulf.
Rulfan drehte sich um und nahm mit einem Blick den ganzen Raum in sich auf. Eine Couch, zwei Sessel, ein flacher Glastisch und ein Fernseher. An den Wänden Regale mit Porzellankatzen. Sie nahmen jeden freien Platz ein, standen, saßen oder lagen auf Sockeln und Podesten. Es waren Hunderte, die ihn aus stumpfen, teilnahmslosen Augen beobachteten. Der Mann, der eine von ihnen geworfen hatte, saß auf dem Boden, an die Wand gelehnt. Er warkahlköpfig, dick und trug bunte Boxershorts.
Seine Lippen waren von einer weißen Masse bedeckt, die Rulfan im ersten Moment für Schaum hielt, bis er begriff, dass es Zahnpasta war. Der Mann war wohl im Bad von den Ereignissen überrascht worden.
Jetzt saß er reglos an der Wand, den Kopf auf die Brust gelegt. Nur das Blut, das seinen Oberkörper bedeckte und an den Armen entlang auf den Boden tropfte, verriet, dass er tot war.
Wulf hockte hechelnd und mit blutroter Schnauze neben dem Toten und wartete auf ein Lob, das er nicht bekommen würde. Stattdessen ging Rulfan zu der bewusstlosen Frau, fesselte sie und drehte sie so, dass sie den Toten in der Zeit, in der sie auf Hilfe wartete, nicht ansehen musste.
Er bedauerte zutiefst, was geschehen war, aber er machte Wulf keinen Vorwurf. Der Lupa war ein Tier, das seinen Instinkten folgte und keinen Unterschied zwischen der Tötung eines Menschen und eines anderen Tieres sah. Vielmehr machte Rulfan sich selbst einen Vorwurf. Er hätte das Quartier direkt kontrollieren müssen, anstatt blind darauf zu vertrauen, dass die Frau allein war. Er hatte den Tod des Mannes zu verantworten.
Rulfan wandte sich von ihm ab und ging zur Tür. Neben dem Rahmen bemerkte er ein längliches Buch, das mit einem Stück Kordel an der Wand befestigt war. Der Titel sprang ihm förmlich entgegen: Bunker-Lageplan
138. aktualisierte Ausgabe Mit ausklappbarem Kartenteil Rulfan nahm das Buch an sich und verließ mit gesenktem Kopf das Zimmer. Wulf trottete hinter ihm her.
***
»Er trägt einen Dolch am rechten Unterarm«, sagte Aruula.
Matt presste Hollyday gegen die Wand und zog die Waffe unter dessen Ärmel hervor.
»Was soll das?«, fragte er wütend. »Warum wolltest du uns umbringen?«
»Es war ein Missverständnis. Ich dachte, dass ihr etwas tun würdet, aber dann wurde mir klar, dass die Annahme falsch war.«
Matt verfluchte die Tatsache, dass sie vor Dayna nicht offen reden konnten. So musste er sich den Grund aus Hollydays Andeutungen zusammenreimen. Er vermutete, dass der Running Man einen Verrat befürchtet hatte und deshalb den Plan gefasst hatte, ihn und Aruula zu töten.
Am liebsten hätte Matt die Aktion abgebrochen, aber dann dachte er daran, dass es nicht um Hollyday ging, sondern um einen Mann, der hilflos und allein in einer fremden Wirklichkeit gefoltert wurde.
Er hatte versprochen, Mr. Black daraus zu befreien - mochte er ein Terrorist oder ein Freiheitskämpfer sein -, und daran musste er sich halten.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte Dayna erwartungsgemäß.
Matt hob die Schultern. »Seit seiner langen Gefangenschaft in Berlin leidet Dave unter Anfällen von Verfolgungswahn. Dieses Mal sind anscheinend wir seine Opfer geworden.«
Er steckte den Dolch in seinen Gürtel und ließ Hollyday los. »Aber die Krise ist vorbei, nicht wahr, Dave? Du wirst so etwas nie wieder versuchen, weil du uns jetzt vertraust.«
Hollyday strich über die Falten seiner Jacke und neigte den Kopf. »Es tut mir Leid, dass ich diesen… Anfall hatte. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Matt, dass Aruula seine Worte mit einem Nicken bestätigte. Anscheinend sagte Hollyday die Wahrheit, was natürlich nicht bedeutete, dass er auch dabei bleiben würde. Matt nahm sich vor, ihm nicht mehr den Rücken zuzudrehen.
Daynas Misstrauen war offensichtlich. Sie schien zu ahnen, dass etwas Unausgesprochenes zwischen ihren drei Begleitern stand; etwas, über das sie wegen ihr nicht reden konnten.
»Ihr verbergt
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