038 - In den Fängen des Weltrats
doch etwas«, sagte sie und tastete nach dem Driller an ihrer Hüfte. »Es geht hier nicht nur um Crow, oder?«
»Reicht dir das nicht?«, fragte Matt zurück, ohne ihren Griff nach der Waffe zu kommentieren. »Keine zwei Meter von dir entfernt sitzt Crow und redet mit dem Angehörigen eines mörderischen Barbarenvolks in dessen eigener Sprache. An deiner Stelle würde ich mir eher über die Zukunft des Weltrats Gedanken machen als darüber, wer hier was zu verbergen hat, denn wenn Crow seine neuen Freunde zum Spielen mitbringt, habt ihr nichts mehr zu melden.«
Wow, dachte er. Das war der längste Satz, den ich jemals gesagt habe.
Und er glaubte jedes Wort davon. Vielleicht war es diese Überzeugung, die Dayna dazu brachte, die Hand von der Waffe zu nehmen.
»Vielleicht hast du Recht«, gab sie zu.
»Crow -«
»Er verlässt den Raum«, unterbrach Aruula sie. »Der Nordmann bleibt allein zurück.«
»Dann schnappen wir ihn uns«, sagte Dayna. Matt schüttelte den Kopf. »Wir verstehen seine Sprache nicht. Wenn wir jemanden schnappen sollten, dann ist es Crow.«
Dayna wurde blass. »Vielleicht sollten wir ihm erst einmal folgen«, schlug sie vor, »und herausfinden, ob noch jemand von dieser Sache weiß.«
Aruula stand auf und nickte. »Das ist eine gute Idee. Wir folgen Arthur.«
Die Art, wie sie das sagte, ließ Matt stutzen. Er blieb absichtlich ein paar Meter zurück, als Dayna und Hollyday den Raum verließen, und wartete, bis Aruula an ihm vorbei ging.
»Er will zu Mr. Black«, flüsterte sie. »In einen Raum, den er VR nennt.«
Die virtuelle Realität, dachte Matt. Man hielt ihn also tatsächlich dort gefangen.
Er folgte den anderen durch die Gänge. Sie ließen Crow einen großen Vorsprung, achteten sorgsam darauf, immer erst einen Korridor zu betreten, wenn er hinter der nächsten Ecke verschwand.
»Er geht in den ältesten Teil des Bunkers«, sagte Dayna nach einer Weile. »Achtet auf die Türen.«
Matt wusste zuerst nicht, wovon sie sprach, aber dann bemerkte er die fehlenden Displays an den Wänden und die einfachen Türknäufe. Er schätzte, dass dieser Teil des Bunkers einige Jahrzehnte vor den anderen konstruiert worden war, möglicherweise bereits in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.
»Wo will Crow hin?«, fragte Dayna. »Hier gibt es kaum etwas außer den Zellentrakten, ein paar Wohneinheiten und…« Sie brach ab. Ihre Augen wurden weit. »Der VR-Raum! Ihr wollt Black befreien!«
Bevor jemand reagieren konnte, stieß Dayna Aruula zur Seite. Ihre Hand riss den Driller aus seiner Halterung und richtete ihn auf Matt. Der sah die Mündung wie ein schwarzes Loch vor sich.
Dann geschah etwas sehr Merkwürdiges.
»Hasta la vista, baby!«, schrie Hollyday plötzlich - und Daynas Gesichtszüge erschlafften, Das Leben wich aus ihren Augen, machte einem stumpfen, leeren Ausdruck Platz. Sie senkte den Driller und sah Hollyday an, als wartete sie auf weitere Anweisungen.
Matt schluckte.
Sie ist der Maulwurf, erkannte er.Im gleichen Moment heulten die Alarmsirenen.
***
Rulfan zuckte zusammen, als der schrille Ton der Sirenen die Stille zerriss. Neben ihm jaulte Wulf.
Mit Hilfe der Karte waren ohne Probleme bis zu den Arrestzellen vorgedrungen. Die Tür war mit einem Display versehen, auf dem es nur einen Knopf zu geben schien. Rulfan hatte darauf gedrückt und mit dieser Aktion den infernalischen Lärm ausgelöst. Anscheinend hatte der Techniker, dem er das Implantat abgenommen hatte, keine Zugangsberechtigung zum Zellenblock.
Rulfan schlug frustriert mit der Hand gegen die Tür. Es war bitter, so kurz vor dem Ziel zu scheitern.
Die Sirenen wurden leiser, hallten in der plötzlichen Stille noch einen Moment nach und brachen dann ganz ab. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Gänge voller Soldaten waren.
Rulfan sah sich unschlüssig um. Er fragte sich, ob er seinen Plan aufgeben und sich wieder in den Außentunneln verstecken sollte, aber er ging davon aus, dass die Zugänge gerade abgesperrt wurden. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, als noch tiefer in den Bunkerkomplex vorzudringen.
Er warf einen letzten Blick auf die Tür, die zu den Zellen führte. Wenn Aruula wirklich dort drin war, wieso hatten ihre Wachen nicht auf den Alarm in ihrer unmittelbaren Nähe reagiert? Oder war man so leichtsinnig, sie unbewacht zu lassen?
Schwer vorstellbar, entschied er und verfiel in einen leichten Laufschritt. Es war wesentlich wahrscheinlicher, dass man Aruula an einem
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