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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Miss", versicherte ihr ihre Dienerin Evans, ohne einen weiteren Blick auf sie zu werfen, und eilte geschäftig im Zimmer umher, um die überall verstreut liegenden Spuren von Rebeccas Toilette aufzuräumen.
    Rebecca zerrte ein letztes Mal am Oberteil und gab es schließlich auf. Evans war eine persönliche Empfehlung von Lady Eme-line gewesen, weshalb Rebecca wahrscheinlich auch nackt auf ihren ersten Londoner Ball gegangen wäre, hätte Evans ihr versichert, das gehöre sich so. In Boston hatte sie natürlich schon viele Bälle und Gesellschaften besucht, aber Lady Emeline hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ihre kolonialen Vergnügungen kaum ein Vergleich zu einem Londoner Ball wären.
    Dass so viel Aufhebens um sie gemacht wurde, gefiel Rebecca nicht. Es bereitete ihr Schuldgefühle. Sie hatte Samuel so lange in den Ohren gelegen, bis er sie mit auf diese Reise genommen hatte, und nun schien er sich verpflichtet zu fühlen, Unmengen auszugeben, damit sie in London gut unterhalten wäre. So hatte sie sich das eigentlich nicht vorgestellt, als sie ihn gebeten hatte, ihn begleiten zu dürfen.
    Eigentlich hatte sie nur etwas mehr Zeit mit ihm verbringen wollen. Um ihren Bruder so vielleicht endlich etwas besser kennenzulernen - was bislang aber nicht geglückt war. Gedankenverloren ging Rebecca zu einem Stuhl hinüber.
    „Nein!", schrie die Zofe.
    Rebecca erstarrte in wenig damenhafter, halb hockender Haltung über dem Stuhl.
    Evans rang sich ein Lächeln ab. „Wir wollen doch nicht unsere schönen Röcke zerknittern, oder?"
    Rebecca richtete sich wieder auf. „Aber in der Kutsche sitze ich doch sowieso ..."

    „Nun, das lässt sich nicht vermeiden", entgegnete die Dienerin. „Leider, muss ich sagen. Ich frage mich, warum nicht irgendein kluger Gentleman längst eine Kutsche erfunden hat, in der Damen stehend zum Ball fahren können."
    „Mmmm", machte Rebecca wenig überzeugt.
    Evans war eine zierliche Person mit dunklen Haaren und geradezu einschüchternd elegant. Ihre modischen Paniers waren so breit, dass sie darin kaum ihre Arbeit verrichten konnte. Wenn Rebecca ganz ehrlich war, so hatte sie ein bisschen Angst vor Evans.
    Und das, obwohl die Dienerin sich wirklich bemühte, freundlich zu sein. „Vielleicht können wir ja schon nach unten gehen und uns ein wenig im Salon ausruhen? Nicht in der Eingangshalle, versteht sich. Eine Dame sollte niemals den Eindruck erwecken, auf ihre Kutsche zu warten."
    „Natürlich." Erleichtert wandte Rebecca sich zur Tür.
    „Und nicht vergessen: Wir setzen uns nicht hin!", rief die Dienerin ihr hinterher.
    „Ich wüsste ja nur gern, ob wir wenigstens mal das Örtchen benutzen dürfen", murmelte Rebecca verdrießlich, als sie sich in ihren weiten Röcken die Treppe hinabmühte.
    Schuldbewusst schaute sie sich um, ob jemand ihre unziemliche Bemerkung gehört hatte. Aber unten in der Halle war nur ein einziger Diener zu sehen - der schwarzhaarige und der sah starr geradeaus und schien für alles taub zu sein, was um ihn her geschah. Rebecca atmete erleichtert auf. Ohne weitere Zwischenfälle gelangte sie die Treppe hinunter - bis sie zur letzten Stufe kam. Irgendwie schaffte sie es, sich mit ihrem Absatz im Saum ihres Rockes zu verfangen, und einen schrecklichen Augenblick lang schwankte sie bedenklich, ehe sie sich wenig anmutig mit beiden Händen am Geländer festklammerte. Starr vor Schreck stand sie da, die Hände noch immer um die große Holzkugel am Ende des Geländers geschlossen, und schaute verstohlen zu dem Diener hinüber. Nun schaute er in ihre Richtung, und er hatte einen Fuß vorgesetzt, als habe er zu ihrer Rettung eilen wollen. Als ihre Blicke sich trafen, zog er den Fuß rasch wieder zurück und starrte wie gehabt reglos geradeaus.
    Oh, wie peinlich! Sie konnte in ihren neuen Kleidern nicht mal die Treppe hinabgehen, ohne vor den Dienstboten zu stolpern. Vorsichtig setzte Rebecca beide Füße auf den spiegelblanken Marmorboden und ließ das Geländer los. Sie strich sich kurz ihre Röcke glatt, ehe sie entschlossenen Schrittes die Tür zu ihrer Rechten ansteuerte. Es war eine große, hohe Tür aus dunklem Holz, und die Griffe waren entsprechend dimensioniert. Rebecca packte einen der wuchtigen Griffe und zog.
    Nichts geschah.
    Schweiß brach ihr auf der Stirn aus. Der schwarzhaarige Diener musste sie ja für entsetzlich tollpatschig und dumm halten. Wie peinlich! Warum musste der Mann nur so gut aussehen? Sich vor einem alten,

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