038 - Verbotene Sehnsucht
Mr. Bentley umwandte. „Wenn mich nicht alles täuscht, hatte Mr. Wedgwood mir noch ein paar neuere Stücke in Aussicht gestellt?"
Noch immer über die Kiste gebeugt, hielt Mr. Bentley kurz inne. „Nun ja, ich weiß nicht, ob ..."
„Meines Wissens arbeitet er derzeit an einer Reihe feiner weißer Tonwaren."
Lächelnd sah Mr. Hartley den Keramikhändler an.
„Ach, das. Also ..." Mr. Bentley warf einen kurzen Blick auf eine Kiste, die ganz allein in einer Ecke des Büros stand, und räusperte sich. „Mr. Wedgwood experimentiert tatsächlich mit einem ganz neuartigen Material auf Tonbasis, aber die Reihe ist noch nicht so weit, als dass wir sie öffentlich präsentieren wollten. Mr. Wedgwood beabsichtigt vielmehr, sie zunächst Ihrer Majestät der Königin zu präsentieren."
„Oh wirklich, Mr. Bentley?", rief Emeline und klatschte begeistert in die Hände. „Das ist ja aufregend!"
Des Händlers Gesicht rötete sich noch mehr. „Danke, Mylady. Ja, das ist es in der Tat."
„Und uns wollen Sie nicht einmal einen winzigen Blick auf dieses vortreffliche Geschirr werfen lassen?" Emeline beugte sich dezent vor, um ihr Dekollete besser zur Geltung zu bringen. „Bitte!"
Als der arme Mann puterrot wurde, musste Emeline beinah lachen. Niemals, nicht in einhundert Jahren, würde sie es zugeben, aber ihr begann diese ganze Unternehmung so richtig Spaß zu machen. Wer hätte geahnt, dass Handel ein so geistreicher und vergnüglicher Schlagabtausch sein konnte?
„Ahm, ja ..." Mr. Bentley zückte ein Taschentuch und wischte sich die schweißfeuchte Stirn. „Warum eigentlich nicht?", meinte er dann achselzuckend. „Wenn Sie es wünschen, Mylady."
„Oh ja, das tue ich. Sehr."
Nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, marschierte der Händler entschiedenen Schrittes zu der kleinen Kiste in der Ecke und stemmte den Deckel auf. Er griff hinein und hob mit großer Sorgfalt ein Stück heraus. Als er sich wieder umdrehte, hielt Emeline andächtig den Atem an. Es war eine Teekanne. Eine sehr schlichte Teekanne aus weißem, leicht gelblichem Steinzeug mit klassisch klaren Linien und einer anmutigen kleinen Tülle.
Emeline streckte die Hände aus. „Dürfte ich?"
Vorsichtig gab Mr. Bentley die Kanne in ihre Hände, und Emeline konnte kaum glauben, wie leicht sie sich anfühlte. Der Ton musste viel feiner und dünner gearbeitet sein als bei herkömmlichem Geschirr. Sie betrachtete sie von allen Seiten.
Auf dem Boden prangte das Siegel des Herstellers: Wedgwood.
„Schön", murmelte sie. „Sehr elegant."
Gerade noch rechtzeitig sah sie auf, um Mr. Hartley dabei zu ertappen, wie er sie beobachtete. Ihr stockte der Atem. Seine Augen waren wachsam, seine Lippen schmal, und er hatte etwas Besitzergreifendes an sich. Sie war sich ganz sicher: Es gefiel ihm, dass sie diese Entdeckung gemeinsam machten. Ebenso wie es ihr gefiel.
Sie und Mr. Hartley passten wirklich erschreckend gut zusammen. Der Gedanke beunruhigte sie. Es sollte ihr nicht gefallen, um eine Teekanne zu feilschen. Ebenso wenig wie es ihr gefallen sollte, dass er ihre Meinung schätzte.
Es sollte ihr nichts bedeuten.
Mr. Hartleys Blick war erbarmungslos, ohne jede Spur von Mitgefühl. Es war, als würde eine zahme Hauskatze plötzlich den wilden Berglöwen erkennen lassen, der stets hinter der schnurrenden Fassade lauerte. Als ob sie seine Beute wäre.
Er nickte kurz und wandte sich Mr. Bentley zu. Obwohl er sich nun wieder ganz zivilisiert und umgänglich gab, musste Mr. Bentley doch all sein Geschick aufbringen, um bei den Verhandlungen mithalten zu können. Und die Summen, die Mr. Hartley so beiläufig nannte, erschienen sogar Emeline immens. Mittlerweile zweifelte sie nicht mehr daran, dass dieser Mann mit dem bescheidenen Geschäft seines Onkels in nur vier Jahren ein Vermögen erwirtschaftet hatte.
Während die Männer feilschten, versenkte Emeline sich in die Betrachtung der Teekanne, fuhr mit den Fingern die eleganten Konturen nach und stellte sich vor, wie vornehme Damen in den fernen Kolonien Tee aus dieser anmutig kleinen Tülle in geschwungene, elegante Tassen gössen. Und sie fragte sich, warum genau Mr. Hartley sie eigentlich mitgenommen hatte.
Was - außer eine schönen Teekanne - hatte er ihr zeigen wollen?
„Ich habe ein bisschen Bedenken wegen des Ausschnitts." Missmutig schaute Rebecca in den Spiegel und versuchte vergeblich, das Mieder etwas höher zu ziehen.
Ihr Spiegelbild zeigte erschreckend viel Haut.
„Das gehört so,
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