038 - Verbotene Sehnsucht
Fingern juckte, und die Anspannung, die auf einmal in der Luft lag, ließ ihren Nacken kribbeln. „Was genau wollen Sie damit sagen, Hartley?", fragte er.
„Nur, dass Sie einen guten Grund gehabt hätten, uns zu verraten", antwortete Samuel ruhig.
„Sie glauben also, ich hätte meine Leute den Franzosen ausgeliefert?" Jaspers Ton war betont beiläufig, doch seine Miene war todernst.
„Möglich", meinte Samuel so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern war. Er schwankte ganz leicht, und sie wusste, dass er sich keineswegs so gut fühlte, wie er sie glauben lassen wollte. „Oder an die Wyandot. Letztlich kam es aufs selbe raus.
Sie wussten, dass wir die Strecke über Spinner's FaIis nehmen würden. Sie wussten es, und sie haben uns aufgelauert, und als wir kamen, haben sie uns hingemetzelt bis auf den letzten ..."
Jasper ballte die Fäuste und machten einen Schritt auf Samuel zu.
Emeline fand es höchste Zeit zu intervenieren, ehe die Männer sich an den Kragen gingen. „Hören Sie auf damit, Samuel! Hören Sie auf, solche Dinge zu sagen."
„Warum?", fragte er, ohne den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen.
„Bitte, Samuel, lassen Sie Jasper in Ruhe."
„Warum?", fragte er noch einmal und sah kurz von ihm zu ihr. „Was bedeutet er Ihnen denn?"
Sie biss sich auf die Lippe. „Er ist ein guter Freund von mir. Er ist ..."
Aber Jasper sprach lieber für sich selbst. „Ich bin ihr Verlobter."
7. KAPITEL
Im ganzen Königreich wurde der Hauptmann für seinen Mut, seine Tapferkeit und seine Treue zum König gerühmt, wenngleich manch einer sich schon fragte, warum ein so vortrefflicher Mann sich beharrlich weigerte, auch nur ein Wort zu sprechen.
Doch auch diese Zweifel wichen einhelliger Bewunderung, als der tapfere Gardist dem König ein drittes Mal das Leben rettete. Das Schloss wurde von einem Feuer speienden Drachen angefallen, dem Eisenherz mit mächtigen Schwertstreichen den Garaus machte. Nachdem auch dies vollbracht war, verkündete der König, dass es für einen solch vortrefflichen Mann nur eine angemessene Belohnung geben könne: Fortan solle er des Königs kostbarsten Besitz bewachen - die Prinzessin höchstpersönlich ...
Eisenherz
Ihr Verlobter?" Sam hatte das Gefühl, einen Hieb in die Magengrube bekommen zu haben. Alle Luft wich ihm mit einem Schlag aus den Lungen, und er rang mühsam nach Atem, während er sich langsam zu Lady Emeline umwandte und in ihre schönen schwarzen Augen blickte.
„Es ist noch nicht offiziell, aber wir haben seit Jahren eine Übereinkunft", flüsterte sie ihm zu.
Wie konnte diese Frau mit einem anderen verlobt sein, ohne dass er etwas davon wusste? Ihm war, als hätte er etwas verloren, von dem er zuvor gar nicht geahnt hatte, dass er es überhaupt wollte. Verrückt. Sie war von Stand, die Tochter, Schwester, Mutter und Witwe betitelter Aristokraten. Ihre Welt war der seinen so fern, dass er fühlte wie ein Kind, das versucht, den Mond vom Nachthimmel zu holen. Unerreichbar fern.
Doch jetzt blieb keine Zeit für weitere Gedanken an Lady Emeline. Nun war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort für derlei müßige Betrachtungen. Wäre ihm nicht so elend geworden vom Gestank all der Menschen im Ballsaal, hätten ihn nicht die schrecklichen Erinnerungen an das Massaker überwältigt, würde er Vale niemals hier auf der Stelle beschuldigt haben. Aber nun, da es eben geschehen war, gab es kein Zurück mehr.
„Ich habe uns nicht verraten", sagte Vale ruhig. Obwohl er recht lässig dastand, schien er zum Angriff bereit.
Sam spannte sich an.
Rebecca berührte ihn sacht an der Schulter. „Komm, Samuel. Bitte lass uns gehen."
Und er sah, dass sie nur mühsam die Tränen zurückhalten konnte. Oh Gott, was hatte er bloß getan?
„Vor sechs Jahren machten Sie auf mich keineswegs einen unzurechnungsfähigen Eindruck", bemerkte Vale leichthin. „Was lässt Sie jetzt zu der aberwitzigen Vermutung gelangen, man hätte uns verraten?"
Sam musterte ihn abschätzend. Vale war mit einem dieser Gesichter gesegnet, denen man unweigerlich Vertrauen entgegenbrachte - eine fröhliche, offene Miene, meist mit einem Lächeln auf den Lippen. Andererseits hatte Sam auch Männer gekannt, die mit einem solchen Lächeln auf den Lippen töteten. Einige sogar. „Wie gesagt: Sie waren bei Lieutenant Clemmons verschuldet. Alle wussten davon."
„Und?"
„Und Clemmons kam bei dem Massaker ums Leben, womit Ihr Problem aus der Welt geschafft war."
Vale lachte
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