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038 - Verbotene Sehnsucht

Titel: 038 - Verbotene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gute Tänzerin. Ich sage ja immer, dass das von Vorteil ist, nicht wahr?" Und damit eilte Lady Hasselthorpe davon und begann einer etwas verdutzten Matrone von Schildkrötensuppe vorzuschwärmen.
    Emeline stieß ein enerviertes Seufzen aus. Nun hatte auch sie Rebecca entdeckt, die anmutig mit den anderen Tanzenden ausschritt. Doch wo war Samuel? Ihre Röcke raffend, bahnte sie sich einen Weg zur anderen Seite des Saals. Sie kam an Jasper vorbei, der einem jungen Mädchen etwas ins Ohr flüsterte, das das arme Kind ganz reizend erröten ließ, und dann wurde Emeline der Weg von einer Gruppe älterer Herren abgeschnitten, die ihr den Rücken zuwandten und so angeregt plauderten, dass sie kaum merkten, was um sie her geschah.
    „Ich habe gesehen, dass du mir das Märchenbuch in mein Zimmer gelegt hast", meinte auf einmal Melisande hinter ihr.
    Emeline, die sie gar nicht bemerkt hatte, drehte sich überrascht um. Ihre Freundin trug ein Kleid in Graubraun, das sie wie eine verstaubte Krähe aussehen ließ.
    Wortlos hob Emeline die Brauen und enthielt sich jeden Kommentars. So oft schon hatten sie darüber geredet, und an der Garderobe ihrer Freundin hatte sich kein Deut geändert. „Kannst du es übersetzen?", fragte sie stattdessen.
    „Doch, ich glaube schon." Melisande öffnete ihren Fächer und fächelte bedächtig.
    „Ich habe mir nur die ersten paar Seiten angeschaut, aber das eine oder andere konnte ich tatsächlich entziffern."
    „Oh, gut."
    Doch sie musste abgelenkt geklungen haben, denn Melisande sah sie scharf an.
    „Hast du ihn gesehen?"
    Betrüblicherweise erübrigte es sich zu erklären, wer gemeint war. „Nein."
    „Mir war, als hätte ich ihn eben hinaus auf die Terrasse gehen sehen."
    Emeline schaute zu den Fenstertüren hinüber, die offen standen, um die kühle Abendluft hereinzulassen. Leicht berührte sie ihre Freundin am Arm. „Danke."
    Melisande schnaubte leise und ließ ihren Fächer zuschnappen. „Pass auf dich auf."
    „Das werde ich." Emeline hatte sich bereits abgewandt und eilte durch die Menge.
    Bei den Türen angelangt, huschte sie hinaus - doch welche Enttäuschung! Draußen ergingen sich gleich mehrere Paare, schlenderten über die Terrasse, von Samuel hingegen war nichts zu sehen. Sie ging einige Schritte und schaute sich suchend um, als sie ihn plötzlich hinter sich spürte.
    „Wie schön Sie heute Abend aussehen." Sein Atem streifte ihre bloße Schulter und ließ ihre Haut prickeln.

    „Danke", murmelte sie und wollte sich zu ihm umdrehen, aber er hatte bereits nach ihrer Hand gefasst und sie in seine Armbeuge gelegt.
    „Wollen wir ein Stück gehen?"
    Die Frage war rein rhetorisch gemeint, doch sie nickte trotzdem. Nach der Hitze des Ballsaals war es eine wahre Wohltat, an der frischen Luft zu sein. Das Geplauder der anderen Gäste verklang langsam hinter ihnen, als sie die Treppe zum Garten hinabgingen, wo winzige Laternen in den Zweigen der Obstbäume hingen und wie Leuchtkäfer in der Herbstdämmerung funkelten.
    Emeline erschauerte.
    Seine Hand schloss sich über ihrer. „Wenn Ihnen kalt ist, können wir wieder hineingehen."
    „Nein, es geht schon." Sie sah ihn an, doch sein Gesicht lag im Schatten. „Und wie geht es Ihnen?"
    Er schnaubte leise. „Es geht schon. Sie müssen mich für verrückt halten."
    „Nein, keineswegs."
    Daraufhin schwiegen sie wieder, und eine Weile war nur das Knirschen ihrer Schritte auf dem Kies zu hören. Emeline hätte gedacht, dass er versuchen würde, sie tiefer in das Dunkel das Garten zu führen, doch er hielt sich schicklich an die beleuchteten Wege.
    „Vermissen Sie Daniel?", fragte er, und im ersten Moment meinte sie, er frage nach ihrem verstorbenen Mann.
    Dann erst begriff sie. „Ja", erwiderte sie. „Ja, das tue ich. Und ich mache mir Sorgen, dass er während meiner Abwesenheit Alb träume haben könnte. Er neigt dazu, ebenso wie sein Vater."
    Sie spürte, dass er sie ansah. „Wie war sein Vater?"
    Blicklos starrte Emeline in die Dunkelheit. „Jung. Sehr jung." Rasch warf sie ihm einen Blick zu. „Wahrscheinlich finden Sie es sehr dumm, das zu sagen, aber es ist wahr. Damals ist es mir nicht aufgefallen, weil ich selbst jung war. Er war fast noch ein Junge, als wir geheiratet haben."
    „Aber Sie haben ihn geliebt", stellte er ruhig fest.
    „Ja", flüsterte sie. „Sehr." Es war geradezu eine Erleichterung, zugeben zu können, wie sehr sie in Danny verliebt gewesen war. Und wie überwältigt von Kummer bei seinem

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