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0380 - Jagd auf die Teuflische

0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber er behinderte ihn zugleich auch etwas in seinen Bewegungen. Zamorra federte in den Knien ein und warf sich vorwärts. Der Folterknecht klappte über ihm aufstöhnend zusammen. Zamorra ließ ihn seitwärts von sich gleiten und betäubte ihn mit einem weiteren Schlag.
    Sekunden später sah er sich dem Foltermeister gegenüber. Der hatte eine lange Peitsche ergriffen und schlug damit zu. Die Peitschenschnur wickelte sich um Zamorras Unterarm und Handgelenk. Mit einem Schrei ließ Zamorra sein Schwert fallen. Der Foltermeister zog mit einem heftigen Ruck an der Peitsche und riß Zamorra am Arm zu sich her. Kaum lockerte sich die Schnur, als der Foltermeister ein zweites Mal ausholte.
    Zamorra rollte sich zur Seite. Der mörderische Schlag verfehlte ihn knapp. Er bekam das Schwert mit der linken Hand wieder zu fassen, rollte abermals herum und fing den dritten Peitschenhieb mit der scharfen Klinge ab. Die Schnur wurde glatt durchtrennt. Zamorra kam auf die Beine, stieß das Schwert vor. Der Foltermeister wich zurück und stieß gegen einen der Tische. Zamorra fintierte, ließ den Mann sich zur Seite ducken und traf ihn mit der Faust. Besinnungslos brach der Foltermeister zusammen.
    Jetzt erst hatte Zamorra Gelegenheit, sich um den Mann in der Gardistenrüstung zu kümmern, und auch um Wang.
    Der Gardist, Hauptmann Reet, war tot.
    Seine Rüstung hatte ihm nichts genützt. Er hatte hier unten auf seinen Helm verzichtet, und das von Zamorra ungezielt geworfene Schwert hatte ihn unglücklich getroffen.
    Etwas in Zamorra krampfte sich zusammen. »Ich wollte ihn nicht töten«, murmelte er. »Nur ablenken…«
    »Sei froh, daß du ihn getötet hast«, krächzte Wang Lee heiser. »Zamorra, du Höllenhund! Wie kommst du hierher? Wieder der alte Trick mit der Kutte, wie? Mach mich los, schnell!«
    Mit der Schwertklinge durchtrennte Zamorra die Schnüre, mit denen Wang an die Streckbank gefesselt war. »Was das Frohsein angeht, kann ich mich deiner Ansicht nicht anschließen«, sagte er bitter. »Es ist meine Aufgabe, Leben zu schützen, nicht es zu vernichten. Es war ein Unfall.«
    »Der Kerl wollte mich zu Tode foltern«, sagte Wang und massierte seine Gelenke. »Er war von Haß gegen mich erfüllt. Auch wenn es dir selbst leid tut: du hast bestimmt ein gutes Werk getan. Wer weiß, wie viele andere Menschen diesem Sadisten schon zum Opfer gefallen sind. Selbst der Foltermeister hatte sich gegen ihn gestellt. Laß uns hier verschwinden. Du hast bestimmt einen Plan?«
    Zamorra sah sich um. Dann nickte er. »Komm, zur Wachstube. Ich denke, daß es da eine Rüstung für dich gibt. Dann gehen wir so, wie ich gekommen bin.«
    Sie verließen die Folterkammer. Während Wang Lee in der Wachstube die vergoldete Rüstung des von Zamorra niedergeschlagenen Gardisten anlegte, erzählte Zamorra hastig, wie er sich durchs Tor der äußeren Palastmauer gemogelt hatte. »Du wirst«, fuhr er fort und deutete auf den Gardisten, »seine Rolle spielen und mich zum Tor zurückbegleiten. Dort brechen wir durch und fliehen in die Stadt, wo wir uns so schnell wie möglich der Rüstungen und der Kutte entledigen. Es wird Möglichkeiten geben, daß wir uns verstecken können. Dann sehen wir weiter. Wir werden nur sehr schnell sein müssen.«
    Wang nickte. »Ich bin bereit.«
    Die vier Männer am Tor schöpften keinen Verdacht, als Gardist und Bruder sich ihnen wieder näherten. Im Zwielicht der Fackeln und Öllampen war Wangs Gesicht nicht gut zu erkennen, zumal er den Kopf etwas gesenkt hielt und halb hinter Zamorra ging. Erst, als sie die Wachen erreicht hatten, merkten die, daß der Gardist neben dem Kuttenträger nicht der war, den sie ihm mitgegeben hatten.
    Die Hellebarden wurden mitgerissen. »Halt!«
    »Aber nein«, protestierte Zamorra und zog sein Schwert unter der Kutte hervor. »Durch!«
    Die Waffen klirrten gegen die Hellebarden. Die vier Wächter wurden zurückgestoßen. Zamorra sah aus den Augenwinkeln, daß einer von Wang Lee mit dem Schwert niedergestreckt wurde. Er selbst bemühte sich auch diesmal, nicht zu töten. Aber er konnte Wang nicht einmal einen Vorwurf machen. Der Mongole stammte aus einer Zeit, in der Humanität sehr klein geschrieben wurde. Die Horden des Dschinghis Khan waren immer gnadenlos gewesen.
    »Alarm! Haltet sie! Hinterher!« gellten Schreie.
    Von oben, von der Mauer herab, zischten Armbrustbolzen. Einer durchschlug Wang Lees linken Arm. Der Mongole stöhnte auf, rannte aber weiter. Sie mußten einen großen

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