0380 - Jagd auf die Teuflische

Titel: 0380 - Jagd auf die Teuflische Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Leichtsinnigen eben redet«, sagte der Foltermeister. Er wandte sich an Wang. »Ich habe nichts gegen dich persönlich. Ich tue hier nur meine Arbeit. Es bringt dir also nichts, falls du mich verfluchen willst. Ich kann dir nur raten, die Fragen des Herrn Hauptmann wahrheitsgemäß zu beantworten. Du ersparst dir eine Menge Pein. Du mußt wissen, daß ich ein sanftes Gemüt habe und die Menschen nur ungern mit meinen Instrumenten traktiere. Aber wenn sie partout nicht die Wahrheit sagen wollen, bleibt mir einfach nichts anderes übrig. Also mach es dir und mir nicht schwer. Sag ihm, was er wissen will, und wir können als Freunde auseinandergehen, ja?«
    Wang verzog das Gesicht. »Deinen Zynismus kannst du dir sparen, Kerl!« zischte er.
    »Oh, du verstehst nicht. Es ist kein Zynismus. Es ist mein bitterer Ernst. Meinst du, es macht mir Spaß, dich schreien zu hören? Davon kann man taub werden, außerdem zerrt es an den Nerven. Nein, nein…«
    Reet sah den Foltermeister an. »Was faselt Ihr da überhaupt von Fragen und Antworten, Mann? Ihr sollt ihn foltern, nicht befragen.«
    Der Meister wandte sich dem Hauptmann zu.
    »Was soll das?« fragte er scharf. »Ihr habt mich geholt, weil Ihr diesen Mann unter der Folter befragen wollt -wonach, ist mir gleich. Habt Ihr mich etwa getäuscht?«
    »Ich sprach von Foltern, nicht von Befragen«, beharrte Reet.
    »Ihr wollt also gar nichts von ihm erfahren? Ihn nur schreien hören? Seid Ihr des Wahnsinns, Hauptmann?« knurrte der Foltermeister. »Das geht zu weit. Geht hinaus!«
    »Ihr widersetzt Euch also meiner Anweisung?« fuhr Reet auf. Wang verdrehte die Augen. Ihm schien, der Meister meine es wirklich ernst. Aber Reet war Offizier der königlichen Garde. Sein Wort war Befehl.
    »Ich widersetze mich einer unsinnigen Anweisung«, fauchte der Meister. »Ich habe wahrhaftig Besseres zu tun, als Eure abartigen Wünsche zu erfüllen. Wenn es nicht um eine Befragung geht, schert Euch davon!«
    »Es geht um eine Bestrafung«, sagte Reet wütend.
    »Wer hat sie angeordnet? Einer der Richter? Welcher? Oder war’s der König selbst?«
    »Der König«, preßte Reet hervor.
    Der Foltermeister fuhr herum. »Tako, geh und erkundige dich, ob des Hauptmanns Worte wahr sind.«
    Gehorsam setzte der Knecht sich in Bewegung. Reet wollte ihn festhalten, aber der Meister stellte sich dem Hauptmann in den Weg.
    »Hier unten bestimme ich, was getan wird«, sagte er scharf. »Mir scheint, diese Bestrafung ist Eurem eigenen Urteil entsprungen, Hauptmann. Aber so geht das nicht! Hier herrscht Ordnung. Hier kann nicht jeder kommen und irgend etwas anordnen, und ich habe hinterher den Ärger damit!«
    Wang zitterte innerlich. Er begann wieder zu hoffen. Aber mit etwas Pech würde die Nachfrage Seine Majestät erst auf dumme Gedanken bringen… und so viel Pech, wie er bisher hier in Faronar hatte, war schon fast unnormal.
    Der Folterknechte öffnete die Tür.
    »Dann mache ich’s eben selbst!« brüllte Reet in diesem Moment und riß eine Folterzange vom Wandhaken. Mit einem Sprung war er bei Wang Lee und setzte die Zange an, um zuzudrücken.
    Ein lauter Schrei hallte durch den großen Kellerraum.
    ***
    Der Gardist führte Zamorra in die Kellergewölbe eines Seitentraktes. Zamorra kannte sich hier unten aus. Damals hatten sie ihn auch hier eingesperrt, nachdem der König ihn zum Tode verurteilt hatte. Der Parapsychologe hatte nichts vergessen.
    Am Eingang zum Zellentrakt war eine kleine Wachstube. Zwei Männer saßen an einem Holztisch und waren in ein Würfelspiel vertieft. Sie sahen nicht einmal auf, als sie die Schritte hörten. Erst, als der Gardist sie ansprach, bequemten sie sich, ihr Spiel vorübergehend zu unterbrechen.
    Die Trägheit täuschte. Die Wächter unterschieden sehr wohl, aus welcher Richtung sich jemand näherte… aber Flüchtlinge kamen ja niemals von draußen nach drinnen.
    »Der Deserteur, der heute hergebracht wurde«, begann der Gardist und sah Zamorra an.. »Wie heißt er noch gleich?«
    Zamorra entsann sich, daß Wang damals unter seinem richtigen Namen in der Garde gedient hatte. »Leutnant Wang«, sagte er.
    »… also der frühere Leutnant und jetzige Deserteur Wang. In welche Zelle ist er gebracht worden? Dieser hier ist gekommen, um ihm Trost vor der Hinrichtung zu spenden, weil der Deserteur dem seltsamen Glauben der Brüder vom Blauen Stein zugetan ist…«
    »Zelle?« Die beiden Wächter sahen sich an. »Nein. Man hat ihm noch keine Zelle zugewiesen. Er wurde in