0381 - Blutzoll für den Dollar-Boß
nach der Freundin von Dave fragen. Dann sitzen wir in der Patsche.«
»Ja«, sagte Clark bedächtig. Er sah auf das Mädchen, deren Mundwinkel erregt zuckten. »Ann weiß zu viel«, sagte Clark. »Sie weiß zu viel«, wiederholte er langsam und nachdenklich.
Auf Ann Lombek wirkte dieser Satz wie ein Peitschenhieb. Sie wusste, was mit Leuten geschah, die zu viel wussten. Ihre Hände begannen zu zittern.
»Du bist ein Idiot«, sagte Burnett unwirsch. »Ich dachte, du hättest schon genug Schwierigkeiten, sie bei Laune zu halten!«
»Blödsinn«, fauchte Clark. »Man darf doch noch was sagen, oder?«
Burnett gab sich damit zufrieden, weil er diese peinliche Erörterung nicht breittreten wollte. Es hatte keinen Sinn, das Girl kopfscheu zu machen. Wenn sie auch eine Frau war, sie konnte die ganze Geschichte platzen lassen, wenn sie geschickt genug war. Im Grunde genommen hatte Nosy ja recht: Ann Lombek wusste zu viel. Er würde mit Harvey darüber reden müssen.
»Hast du eine Flasche Whisky mitgebracht?«, fragte Nosy plötzlich.
»Nein, ich habe keinen«, knurrte Burnett. »Erst klagst du über Überarbeitung, und dann willst du dich volllaufen lassen. Was Dümmeres fällt dir nicht ein? Kelly säuft auch viel zu viel.«
»Spiel dich nicht so auf, als wärst du General bei der Heilsarmee. Ihr Burschen platzt vor Gescheitheit, aber an eine Flasche Whisky denkt ihr nicht.«
»Ihr seid an eurem Unglück selber schuld«, sagte Ann Lombek plötzlich. Ihr Gesicht sah noch verweint aus, aber ihre Stimme hatte einen festen Klang. »Hättet ihr euch nicht um Agnes gekümmert, wäre alles anders. Aber ihr musstest sie ja unbedingt bei mir verstecken. Warum ließet ihr sie nicht einfach laufen? Als Louis sie in Daves Wohnung fand, wusste sie von nichts. Und wer hat euch den Unsinn eingeblasen, den G-man zu kidnappen? Jetzt stecken wir alle bis zum Hals in der Tinte.«
Nosy Clark schaute belämmert drein. Von dieser Seite her hatte er es noch gar nicht betrachtet. Mike Burnett, nickte zustimmend, aber auch ungeduldig.
»Danach weiß natürlich jeder, wie man’s besser gemacht hätte«, sagte er. »Das hat jetzt alles keinen Zweck mehr. Wir dürfen uns nur keine Dummheiten mehr erlauben, dann ist alles in Ordnung.«
Nosys Stimmung schlug sofort um. Er holte sein Messer heraus und ließ die Klinge federn. Auf seinem Gesicht lag ein breites Lächeln, als er mit dem Daumen über die Schneide streifte.
»Kannst du ihm das Ding nicht wegnehmen?«, fragte Ann, die ihre Augen nicht davon abwenden konnte. »Er macht mich nervös damit.«
»Nosy ist kein Babysitter«, sagte Mike. »Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass er keine Kinderrassel mit sich herumschleppt. Ich verstehe überhaupt nicht, warum du dich fürchtest.«
Dann war Burnett aus der Tür.
Ann Lombek und Nosy Clark starrten sich feindselig an, als Burnett gegangen war. Sie saßen sich gegenüber, und Ann kroch ein kalter Schauer über den Rücken.
***
»Die Maschinerie läuft, Jerry«, sagte Mr. High. »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu erklären, dass Sie im Augenblick gar nichts tun können. An Ihrer Stelle würde ich ein paar Stunden schlafen.«
Der Rat des Chefs war gut gemeint, aber ich hatte keine Lust, mich danach zu richten. Steve Dillaggio folgte mir in mein Office.
»Was hast du vor, Jerry?«
»Ich werde mir alle Leute, die mit diesem Fall Zusammenhängen, noch einmal vorknöpfen. So long!«
»Ich gehe mit dir«, erklärte Steve und folgte mir zum Lift.
»Danke, Steve«, sagte ich.
Wir fuhren zum Golden Seven. Susan Gold war nicht da. Wir versuchten es in ihrer Wohnung. Sie hatte die Sperrkette vorgehakt, und ihr Gesicht schien reichlich verstört, als es aus dem schmalen Spalt dahinter hervorlugte. Als sie mich erkannte, hakte sie die Kette los. Irgendwie machte sie einen erleichterten Eindruck.
»Sie sind der G-man, der gestern Abend im Golden Seven war, nicht wahr?«
Ich nickte, während wir an ihr vorbei in das Zimmer gingen.
»Ich habe nur ein paar Fragen an Sie zu stellen.«
Susan Gold redete frisch von der Leber weg. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie uns etwas verbarg. Allerdings war es nicht viel, was sie zu erzählen wusste. Sie kannte die Namen von einigen Freunden, mit denen Kelly im Golden Seven aufgekreuzt war. Steve schrieb sich die Namen auf, aber bei der Suche nach Phil konnte uns das wenig helfen, denn die Burschen hatten sich bestimmt schon in irgendwelche Löcher verkrochen. Wir fragten sie, wo sich die Gangster
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