Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0382 - Höllen-Friedhof

0382 - Höllen-Friedhof

Titel: 0382 - Höllen-Friedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schaffte er nicht, und auch mich kostete es Überwindung, die Arme auszustrecken und das Gesicht mit beiden Händen zu umfassen.
    Auf die Wangen hatte ich meine Handfläche gedrückt. Die Haut war nicht so kalt wie die eines normalen Toten, auch nicht warm, ein Mittelding von beiden. Aber ich fühlte keine Ader oder Blutbahn. Es war ein lebloses Gesicht.
    Wieder fuhr ein Windstoß heran.
    Hätte ich jetzt losgelassen, hätte der Kopf mir zugenickt. Da ich ihn festhielt, gerieten nur die anderen in Bewegung.
    Vor mir sah ich eine Frau. Sie war ein Mensch, wenn auch ein mutierter. Vielleicht konnte man ihr Schicksal als Strafe bezeichnen, ich wollte es wissen und sprach sie an.
    »Wer bist du?«
    Sie hörte meine Stimme, aber sie verstand mich nicht. Nur ihre Augen weiteten sich, zu einer anderen Reaktion war sie einfach nicht fähig. Auch als ich meine Frage wiederholte, bekam ich keine Antwort, dafür brauste der Wind auf.
    Er wurde zwar nicht zum Sturm, aber er schaufelte das makabre Feld durcheinander, so daß die Wellenbewegungen stärker wurden, und ich befürchtete, daß die Köpfe von den Halmen fielen.
    Sie hielten dem Wind stand, der auch düstere Wolken vor sich hertrieb. Ich merkte, daß auf diesem Platz das Grauen seinen Einzug gefunden hatte. Es war da, es würde sich weiter ausbreiten, denn dieser Friedhof oder dieses Feld gehörte nicht in die normale Welt, auch nicht zeitversetzt, wir mußten uns in einer für mich neuen Dimension des Schreckens befinden, wo die Qualen zu Hause waren.
    Es hatte keinen Sinn mehr, daß ich mich noch länger um die Frau kümmerte, da sie mir keine Antwort geben konnte, deshalb ließ ich sie auch los. Sofort drückte auch der Wind wieder gegen den Kopf, so daß er sich nach hinten bewegte, aber wieder vorschwang.
    Noch immer hatte ich keine Erklärung bekommen, aber ich vernahm in meinem Rücken einen krächzenden Laut, aus dem ich mühsam das Wort John hervorhörte.
    Schnell drehte ich mich um.
    Wladimir Golenkow stand zitternd auf der Stelle. Er hatte einen Arm ausgestreckt und deutete auf eine schon abgemähte Hügelkuppe. Aus ihrem Schlagschatten schob sich allmählich eine grauenhafte Gestalt hervor. Größer als ein Mensch mit bleichen Knochen, um die ein pechschwarzer Umhang flatterte.
    Bleiche, hautlose Knochen, ein blanker Schädel und lange Knochenfinger, die den Stiel einer gewaltigen Sense umklammerten, deren blankes Blatt mich an einen schmalen Halbmond aus Stahl erinnerte.
    Ich wußte Bescheid.
    Das Skelett war gekommen, um auch die Reste des Feldes abzumähen…
    ***
    Wladimir und ich hatten beide die Sprache verloren. Wir standen starr auf der Stelle und staunten diesen unheimlichen Todesboten an, der mit dem Wind gekommen war.
    Ob er uns inzwischen entdeckt hatte, wußten wir nicht. Jedenfalls wies nichts darauf hin, denn der große, blanke Schädel war nicht in unsere Richtung gedreht, er schaute vielmehr schräg über uns hinweg auf das noch nicht abgeerntete Feld.
    Ich ging auf den Russen zu, dessen Worte ich soeben noch verstand. »Der Tod hält blutige Ernte«, flüsterte er. »Jetzt weiß ich, was das zu bedeuten hat.«
    »Das kann sein.«
    »Können wir ihn stoppen?«
    Mein Lächeln fiel schmerzlich aus. »Womit?«
    »Du hast dein Kreuz.«
    »Natürlich werde ich es damit versuchen, aber ich habe noch etwas anderes bei mir.«
    »Was denn?«
    »Später…« Über meinen Bumerang ließ ich ihn im unklaren. Zunächst einmal interessierte mich das Skelett, dessen schwarzer Umhang vom brausenden Wind in die Höhe geweht wurde und manchmal über seinen Kopf flog, bevor er wieder in seine alte Lage zurückglitt.
    Als ich den Knöchernen zum erstenmal gesehen hatte, war mir unwillkürlich der Schwarze Tod in den Sinn gekommen. Er hatte ähnlich ausgesehen, nur war sein Knochenkörper nicht hell, sondern dunkel gewesen. Ihn hatte ich töten können, obwohl er ein so gewaltiger Gegner gewesen war. Und ich hoffte stark, daß mir dies auch bei diesem gefährlichen Skelett gelingen würde, bevor uns die Sense erwischte.
    Er kam näher.
    Nichts hielt diesen unheimlichen Sensenmann auf. Der Tod persönlich schritt über seinen Friedhof des Schreckens.
    Und nicht nur wir hatten ihn entdeckt. Auch die Köpfe auf den Halmen wußten, was ihnen bevorstand, denn sie waren im Gegensatz zu uns völlig wehrlos.
    Ihre Todesstunde oder endgültige Vernichtung stand bevor. Das wußten sie, dementsprechend reagierten sie, denn sie ließen ihrer Angst freien Lauf. Wir vernahmen

Weitere Kostenlose Bücher