0382 - Höllen-Friedhof
Augenblick hatten sie ihr Leben retten können, und es gelang ihnen sehr schnell, sich in den fließenden Verkehr einzuordnen. Nicht sehr lange, denn Suko suchte und fand eine kleine Haltebucht, in der er stoppte und Shao absteigen ließ.
Sie nahm auch den Helm.
Suko schaute in ihr blasses Gesicht und sah das Zittern der Lippen. Er hatte gewußt, daß Shao einen Schock bekommen würde und deshalb auch gestoppt.
An einem Laternenpfahl hielt sie sich fest. Sie sagte nichts, während um die beiden der Verkehr brauste und sie auch von manchen Fußgängern scharf gemustert wurden.
Der Chinese bockte die Maschine auf und ging zu seiner Partnerin. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Das Sichtvisier hatte er wieder hochgeklappt.
»Geht es?« fragte er besorgt.
»Danke, bald…«
Suko hob die Schultern. »Es gab keine andere Möglichkeit, glaub es mir. Ich mußte volles Risiko eingehen. Der hätte uns eiskalt vernichtet. Einmal hat er schon geschossen.«
Shao nahm Sukos Hand. »Ich mache dir auch keinen Vorwurf. Besser hätte es niemand machen können. Bei mir ist es nur noch der Schock. Er geht gleich vorbei.«
»Ruhe dich aus.«
»Aber ich will mit.«
Suko holte durch die Nase Luft. Bei seiner Antwort starrte er ins Leere. »Du wärst in der Stadt sicherer. Versteck dich in einem Lokal. Von dir will er nichts, nur von mir, weil ich den Würfel habe.«
»Denkst du denn, ich lasse dich so einfach allein?«
»Das ist nett von dir, wenn du so denkst, aber völlig lebensgefährlich. Du bist zwar für mich kein Hindernis im eigentlichen Sinne des Wortes, aber es wäre von einem großen Vorteil für uns beide, wenn ich allein agieren könnte.«
»Wo soll ich denn hin?«
»Geh in ein China-Restaurant! Da wirst du vor Kamikaze sicher sein. Ich meine es so.«
Shao überlegte noch und nickte. »Vielleicht hast du recht.« Sie setzte den Helm wieder auf.
»Ich bringe dich hin.«
Restaurants gibt es in London genug. Alle Rassen waren hier mit eigenen Lokalen vertreten. Wer griechisch oder italienisch essen wollte, konnte dies ebenso tun wie jemand, der sich mehr für die asiatische oder afrikanische Küche interessierte.
Da sie sich an der Grenze zu Soho befanden, war es überhaupt kein Problem, ein entsprechendes Lokal zu finden. Während Suko fuhr, achtete er auch auf Verfolger, konnte in dem dichten Verkehrsgewühl jedoch keinen ausmachen.
Sie fanden ein Lokal, das Suko von einem früheren Besuch her kannte. Eine Treppe führte zum Eingang des Backsteinbaus mit den chinesischen Schriftzeichen über der Tür hoch.
Neben der Treppe stellte Suko die Harley ab. Er ließ den Würfel nicht in der Gepäcktasche und nahm ihn mit in das Lokal.
Auf den Stufen drehte sich Suko noch einmal um und hielt nach Kamikaze Ausschau.
Er sah nichts von ihm, das beruhigte ihn einigermaßen. Zudem hatte er sich nicht umsonst dieses Lokal ausgesucht, das von außen einen relativ bescheidenen Eindruck machte, in dessen Räumen man aber hervorragend und original chinesisch essen konnte.
Suko hatte viele »Vettern«. Auch der Besitzer des Lokals gehörte zu ihnen. Als die beiden eintraten und sich in dem kleinen, halb besetzten Gastraum mit den vier Eßnischen und dem runden Tisch in der Mitte umschauten, stand Lo King mit einem Kellner zusammen und redete auf ihn ein. Sein Blick fiel zur Tür, er sah die neuen Gäste, stutzte für einen Moment, bevor sein Gesicht anfing zu strahlen.
Breit lächelnd kam er auf sie zu und begrüßte Suko ebenso herzlich wie Shao.
»Willkommen in meinem bescheidenen Reich. Was darf ich euch geben?« fragte er.
»Wo können wir reden?«
Lo King schaute Suko an, sah auch den Würfel in seiner Hand, stellte keine Fragen und verschwand. »Gehen wir in mein Büro!«
»Danke.«
Der Restaurantbesitzer ging vor. Sein Büro lag neben der Küche.
Auf einem Schreibtisch häuften sich die Papiere. Da es nur einen Besucherstuhl gab, setzte sich Shao, während Suko seinen Rücken gegen die Wand lehnte und damit anfing, von ihren Problemen zu berichten.
Lo King hörte aufmerksam zu. Ein paarmal nickte er, und als Suko eine Pause machte, glitt ein Lächeln über Los Gesicht. »Selbstverständlich tue ich euch beiden den Gefallen. Shao kann so lange bei uns bleiben, bis du deine Sache beendet hast.«
»Es ist eine völlig normale Sache, daß wir uns untereinander helfen.« Er stand auf und lächelte Shao an. »Ich habe ein neues Reisgericht ausprobiert und würde mich freuen, wenn du es
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