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0384 - Skylla, die Menschenschlange

0384 - Skylla, die Menschenschlange

Titel: 0384 - Skylla, die Menschenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ums Leben gekommenen Personen.
    Obwohl ich mit diesem Anblick gerechnet hatte, dauerte es eine Weile, bis ich den Schock verdrängt hatte, der Schädel vor mir pendelte in der Strömung. Er wiegte sich im Wasser, war einmal oben, dann wieder unten oder wurde zur Seite gedrückt.
    Ruhig stand er nie…
    Aber hinter ihm tat sich etwas. Dort bewegte sich abermals ein Gegenstand im Wasser, und ein langer Arm schob sich hervor.
    Ein zweites Gesicht erschien.
    Will Mallmann hatte mir ein Bild des deutschen Mädchens gezeigt. Es hatte braunes Lockenhaar, und diese Kleine sah ich jetzt wieder. Nur besaß sie keinen Körper mehr.
    Auf mich machten sie den Eindruck von Ballons. Ich konnte mir kaum vorstellen, daß Leben in ihnen steckte. In den Gesichtern hatte sich bisher nichts bewegt.
    Das änderte sich schnell.
    Beide Köpfe rissen den Mund auf. Große Spalten entstanden, und eine tintige, blaue Flüssigkeit füllte die Münder aus, bevor sie mir entgegengedrückt wurde.
    Ich wußte nicht, was das Zeug beinhaltete. Sicherheitshalber drückte ich mich zurück, drehte mich und schwamm an der Felswand entlang in die Höhe, wobei ich hin und wieder einen Blick in die Tiefe warf und sah, daß sich die blaue Flüssigkeit verteilte.
    Allmählich wurde die Welt um mich herum heller. Ich war nicht so tief getaucht, daß ich in mehreren Etappen hätte auftauchen müssen, es lief normal ab.
    Über Wasser schaute ich mich um, sah dicht vor mir die lange Dünung und die tanzenden Wellen, aber keine Spur von unserem Schiff. Erst als ich vom heranwogenden Wasser in die Höhe getragen wurde, fiel mir der Kahn wieder auf.
    Gar nicht mal weit entfernt dümpelte er auf dem Wasser. Will Mallmann stand an der Steuerbordseite. Er hatte mich ebenfalls entdeckt und winkte mit beiden Händen.
    Im Kraulstil schwamm ich auf den Kommissar und das Boot zu.
    Will half mir hoch.
    An Deck blieb ich knien, spie das Mundstück aus, schob die Taucherbrille hoch und holte erst einmal Luft.
    Mallmann hockte vor mir. »Was hat es gegeben, John?«
    Ich schaute ihn an. Er war etwas blaß geworden. Wahrscheinlich konnte er das Schaukeln nicht vertragen. »Ich… ich habe sie gesehen, Will. Skylla gibt es.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Wie groß ist sie denn?«
    »Keine Ahnung. Sie steckte in einer Unterwasserhöhle. Nur zwei verdammte Köpfe schauten hervor.«
    »Waren die Gesichter zu erkennen?« fragte Will leise.
    »Ja, das Mädchen aus Deutschland war auch dabei. Diese Jutta Liebig, nicht wahr?«
    »Klar.«
    »Es ist wahr, Will, alles ist wahr.« Ich lief mit den Schwimmflossen wie eine Ente zum Heck, wo ich mich auf einer schmalen Bank niederließ.
    Dort holte ich Luft und mußte die Tatsache, daß unter uns in der Tiefe ein Monstrum lauerte, erst einmal verdauen. Die Sonne brannte vom Himmel. Ich wischte mir das Wasser aus dem Gesicht, weil die kleinen Tropfen bei Sonneneinstrahlung wie Brennlinsen wirkten.
    Mallmann schaute mich starr und gleichzeitig nachdenklich an.
    »Du hast es gesehen, John. Was können wir dagegen unternehmen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und die Größe?«
    »Darüber kann ich dir auch nichts sagen. Ich sah nur noch zwei Fangarme. Das Monstrum muß eine Mischung zwischen Krake und Schlange sein, wie der Zeuge aus London es berichtet hat.«
    »Da fallen mir die alten Seeräuber-Geschichten ein, in denen von Seeschlangen die Rede ist«, sagte Will. »Aber dies hier scheint mir noch schlimmer zu sein.«
    »Zumindest makaberer.«
    »Willst du den Anzug anbehalten?«
    »Nein.« Ich stand auf, um mich umzuziehen. In einem Taucheranzug konnte ich mich nicht wie in normaler Kleidung bewegen.
    Wenn ich noch einmal tauchen mußte, okay, dann würde ich mir die Preßluftflasche eben auf den Rücken schnallen.
    Während ich mich umzog, beobachtete Will das Wasser. Die Oberfläche hatte sich nicht verändert. Nach wie vor wogte sie in dem immerwährenden Rhythmus des Meeres.
    »Bevor ich es vergesse, John. An der Burg hat sich etwas getan. Man öffnete dort eines der Fenster.« Ich stieg soeben in die Hose.
    »Hast du etwas erkennen können?«
    »Leider nicht genau. Aber ich glaube, Glenda gesehen zu haben.«
    »Nimm mal das Sprechfunkgerät.« Will nahm es auf und warf es mir zu. Der Wind fuhr unter mein offenes Hemd und hob es an. Ich zog die Antenne hervor, schaltete das Gerät auf Empfang und hoffte, daß sich Glenda meldete. Natürlich war es ein Risiko. Durch meine Entdeckung unter Wasser jedoch hatten sich die Vorzeichen unseres

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