0386 - Die Hölle war schon angeheizt
könne. Ich sagte ihm, das könne er doch selber tun, aber er meinte, das ginge nicht. Im Telefonbuch in der Zelle um die Ecke lägen hundert Dollar hinter der Umschlagseite. Ich sollte davon die Kaution bezahlen, der Rest gehöre mir. Na, ich hab mich darauf eingelassen, denn es war schnell verdientes Geld.«
»Wo hat der Bursche den Wagen übernommen?«
»Ich habe ihn in der Carmyne Street abgestellt und den Zündschlüssel stecken lassen, genauso, wie er mir’s aufgetragen hat. Da war doch nichts dabei!«
»Warum hast du dann mit einem falschen Namen unterschrieben? Das ist doch deine Schrift?« Ich schob ihm das Register des Autoverleihers über den Tisch.
Tobin schwieg. Es wurde ihm anscheinend klar, dass er sein Märchen nicht mehr aufrechterhalten konnte.
»Wenn deine Geschichte wahr wäre, hättest du dir die hundert Bucks unter den Nagel gerissen, ohne den Wagen zu mieten. Du bist doch sonst nicht so prüde, Rudi!«
»Der Kerl hat mir gedroht«, brachte er endlich heraus. »Er sagte, wenn ich es nicht tun würde, riefe er die Cops an und erzählte ihnen, dass ich kokse. Er kannte doch meinen Namen, und ich hatte einfach Angst…«
»Du hast nicht auf ihn gewartet und ihn dir angesehen?«, fragte Phil.
»Ich traute mich nicht, Decker. Der Mann hatte schon am Telefon so was Unheimliches an sich.«
»Aha, der große Unbekannte«, lachte mein Freund. »Wir schaffen dich jetzt in deine Zelle, Rudi. Schließlich haben wir ja noch deine Pistole, und morgen werden uns die Experten eindeutig sagen können, was mit ihr los ist.«
Im Lift und auf dem Wege zum Zellentrakt suchte er uns immer noch von seiner Unschuld zu überzeugen.
»Mir ist noch was eingefallen. Ich kann euch einen Tipp geben, wie ihr den Kerl erwischen könnt!«
»Dann raus damit und mach schnell«, meinte ich müde. »Wir lassen uns nicht gern auf den Arm nehmen. Ich gebe dir eine Minute.«
»Wenn ich den Wagen wieder zurückbrächte, dürfte ich auch die Kaution kassieren. Er wollte mich wieder im Salty Dog anrufen, wenn er die Karre nicht mehr brauchte. Wenn er nun dort anruft…«
»Du hast leider Pech gehabt, Rudi«, eröffnete ich. »Wir haben den Wagen längst. Du hast deine Fantasie umsonst strapaziert.«
Ich schob ihn in die Zeile. Die Tür klappte hinter ihm zu. Noch am Ende des Ganges hörten wir ihn toben. Er brüllte sich die Lunge aus dem Hals und trommelte mit den Fäusten an die Zellentür.
Phil und ich beschlossen, den Weg nach Hause zu sparen. In den Räumen der Nachtbereitschaft fanden wir zwei leere Betten.
***
Am nächsten Morgen waren wir früh auf den Beinen. Noch bevor sich das Distriktgebäude wieder mit Menschen füllte, saßen wir schon hinter unseren Schreibtischen.
Tobins Schusswaffe lieferten wir noch vor der alltäglichen Routinebesprechung im Labor ab.
Phil und ich fuhren zu Rechtsanwalt Kurman, der Turks Interessen vertreten hatte. Im Büro in der Waverly Street klapperte eine Sekretärin mit Rekordgeschwindigkeit auf einer Schreibmaschine, und zwei Angestellte beugten sich über dicke Bündel auf ihren Schreibtischen. Wir wurden sofort vorgelassen, nachdem wir unsere Ausweise vorgezeigt hatten.
»Es tut mir leid, meine Herren«, sagte der Anwalt, als wir in seinem Arbeitszimmer Platz genommen hatten. »Sie wollten mich gestern noch erreichen, wie mir meine Sekretärin mitteilte. Doch ich hatte noch dringend bei einem kranken Klienten zu tun, der ein Testament abfassen wollte.«
»Wir kommen auch wegen einer Erbschaftssache, Mr. Kurman«, sagte ich.
»Einer Ihrer Klienten, ein Mr. Turk, ist vorgestern Abend erschossen worden.«
»Ja, ich weiß. Ich habe die nötigen Schritte schon veranlasst. Sie wollen natürlich wissen, ob er ein Testament hinterlassen hat und wer der Erbe ist. Dazu kann ich Ihnen sagen, dass eine letztwillige Verfügung nicht vorliegt. Die Hinterlassenschaft wird demnach unter die Erben aufgeteilt. Vorläufig kenne ich nur eine Person, die mit Turk verwandt war. Ihr Name ist… Warten Sie mal!«
Der Anwalt drückte auf den Knopf der Sprechanlage. Ich winkte ab.
»Gloria Turk, nicht wahr?«
»Ja, so heißt die Dame. Sie lebt in England. Ich habe bereits telegrafiert. Selbstverständlich kann es auch noch andere Verwandte geben, das ist sogar anzunehmen. Wir werden in den englischen Tageszeitungen einen Aufruf veröffentlichen lassen.«
Auch der Anwalt half uns nicht weiter. Über das Barvermögen war er nicht orientiert. Zum Schluss meinte ich: »Werden Sie den Erben
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