0387 - Die magische Jagd
seinen Gunsten umgangen, ließ es aber in letzter Zeit mehr und mehr.
Kurz vor Mitternacht stoppte er den Wagen Vor dem Hotel. Reek Norr war ein paar hundert Meter vorher schon ausgestiegen, um direkt am Hotel nicht aufzufallen. Schließlich konnte er nicht kontrollieren, wie lange er es jeweils schaffte, sich unsichtbar zu machen. Während ein Bediensteter des Hotels den Wagen in die Garage fuhr und ein anderer sich des leichten Gepäcks annahm, besorgte Ted für seine Freunde zwei weitere Zimmer. Er war ein pünktlich und gut zahlender Dauergast, der reichlich Trinkgelder gab, und so war es nicht sonderlich schwer, noch Zimmer zu beschaffen, auch wenn es schon reichlich spät geworden war.
Kurz darauf holte Ted auf einem Schleichweg den Sauroiden ins Hotel, in einen Mantel mit hochgestelltem Kragen getarnt und einen Hut auf den Kopf gestülpt, die Krempe tief ins Gesicht gezogen, eine Sonnenbrille vor den Augen.
Zamorra und Saranow bezogen wieder gemeinsam ein Zimmer; Teri Rheken quartierte sich kurzerhand bei Ted Ewigk ein. Reek Norr bekam sein eigenes Zimmer. Draußen an der Tür hing das ›Nicht stören‹-Schild - hier war wenigstens mit Sicherheit gewährleistet, daß niemand unaufgefordert hereinplatzte und durch den Anblick des Echsenmannes zu Tode erschreckt wurde.
In Zamorras Zimmer versammelten sie sich zwischenzeitlich noch einmal.
»Es ist vielleicht ganz gut so, daß wir von hier aus versuchen werden, Norr in seine Welt zurückzubringen«, sagte Ted Ewigk. »Je öfter man den Durchgang zwischen den Welten benutzt, um so durchlässiger werden die Grenzen. Und das wäre gerade in diesem kleinen Dörflein nicht gut. Die Leute könnten sich doch arg wundern, wenn es immer wieder zu rätselhaften Erscheinungen kommt, weil die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen. Außerdem ist mir da auch das Tor zur Hölle zu nah. Hier dagegen ist es weniger schlimm. Und es wird uns auch nicht schwer fallen, das Tor zu öffnen — es ist ja immerhin schon einige Male benutzt worden.«
»Richtig«, sagte Teri Rheken.
Sie war damals die erste gewesen, die von hier aus in die Echsenwelt gelangte - unfreiwilig. Sie hatte Ted besucht, seine Dusche benutzt und sich plötzlich unter einem Wasserfall in einer fremden Welt wiedergefunden, während andererseits hier ein Sauroide und eine Unmenge an Wasser aus dem Nichts auftauchte, [1]
Reek Norr zeigte das sauroidische Gegenstück zum menschlichen Grinsen. »Gatnor und seine Priester hielten dich damals für ein Tier«, erinnerte er. »Immerhin bist du kein Reptil, du warst völlig nackt… bei unserem zweiten Zusammentreffen vor kurzem war ich immerhin verwundert, daß du Kleidung trugst.«
»Wie, bitte, soll ich das verstehen, he?« fauchte Teri den Echsenmann an.
Norr bleckte wieder grinsend die doppelten Zahnreihen. Er wechselte einen Blick mit Ted-Ewigk. »Es hat sich herumgesprochen, daß du relativ selten bekleidet bist. Das soll auf die männlichen Wesen deiner Gattung sehr reizvoll wirken, sagte man mir.«
»Wenn das jetzt eine Aufforderung zum Striptease sein soll, irrt ihr euch alle gewaltig«, zischte die Druidin den Herren der Schöpfung zweier unterschiedlicher Rassen zu. »Kommt überhaupt nicht in Frage, ihr Lüstlinge.«
Zamorra lachte.
»Es wäre auch nicht erforderlich«, erklärte Saranow. »Kleidung ist russische Erfindung, deshalb sollte man sie tragen.«
Zamorra wandte sich seinem russischen Kollegen zu. »Sag mal, Towarischtsch Boris Iljitsch«, wollte er wissen. »Was ist deiner Auffassung nach eigentlich nicht russische Erfindung?«
»Der Kommunismus«, grinste Saranow.
Ted Ewigk hob die Hand.
»Bevor wir jetzt dazu übergehen, politische Erörterungen zu betreiben, sollten wir uns vielleicht zurückziehen und ein paar Stunden schlafen. Um so eher sind wir morgen… pardon, inzwischen ist es ja schon heute… wieder fit. Guten Morgen und gute Nacht allerseits.« Er erhob sich und verließ Zamorras Zimmer. Teri Rheken folgte ihm.
Auch der Sauroide zog sich zurück.
Saranow hatte sich schon im Bett ausgestreckt, als Zamorra der Gedanke kam, einmal in Frankreich anzurufen und Nicole Duval im Château Montagne mitzuteilen, daß sich die Adresse kurzfristig geändert hatte. Immerhin konnte etwas Wichtiges vorfallen, und Zamorra wollte jederzeit für seine Sekretärin und Lebensgefährtin erreichbar sein, damit er diese wichtigen Dinge sofort erfahren konnte. Außerdem drängte es ihn danach, wieder einmal ihre Stimme zu hören. Immerhin
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