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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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Er kam. Aber er traf nicht. Scheinbar zufällig fing ich die Pranke mit der Schulter ab. Ich hatte beide emporgezogen, um meinen Hals zu schützen. Ich wußte, daß ich nur ein paar Augenblicke brauchte, um wieder fit zu sein. Der Hieb hatte mich zu plötzlich getroffen. Ich hatte ein Dollar-Angebot erwartet und keine Prügel.
    Der Schmerz verebbte. Meine Knie gehorchten. Ich hob den Kopf etwas, schielte zu den Beinen des Knochigen, der immer noch vor mir stand, und richtete mich dann schnell auf. Gleichzeitig trat ich einen Schritt zurück. Meine Schultern berührten die Wand. Weitere Ausweichmöglichkeiten in dieser Richtung waren also nicht mehr vorhanden.
    Der Knochige verzog das Gesicht. Fast schwarze Zahnstummel wurden entblößt. Ich hätte fünfzig Dollar drum gegeben, wäre mir dieser Anblick erspart geblieben.
    Der Kerl schlug wieder zu. Wieder schnell, hart, ansatzlos und unfair.
    Aber diesmal war ich auf der Hut.
    Ein Side-Step brachte mich in Sicherheit.
    Die mächtige Faust zischte an meiner Hüfte vorbei und landete im stumpfen Winkel auf der Wand.
    Ich hörte, wir Kalk wegspritzte, wie das Haus bebte. Dann hörte ich nur noch einen brüllenden Schrei. Er kam zwischen den Zahnstummeln hervor, schwoll mächtig an und füllte meinen Bungalow bis in den letzten Winkel aus. Jede Ecke, jeder Raum — alles war so voll Gebrüll, daß nicht mal mehr der kleinste Piepser Platz gehabt hätte.
    Trotz des schrecklichen Schmerzes startete der Knochige sofort seine nächste Aktion.
    Ein Knie schoß auf mich zu.
    Auch dieser Trick ist in keinem Lehrbuch für Kampfsportarten enthalten. Ich reagierte entsprechend böse.
    Nach einer schnellen Rechtsdrehung fing ich das Knie mit dem Oberschenkel ab, häkelte sofort meinen linken Fuß hinter die Wade des unfairen Burschen und riß mit einem mächtigen Ruck sein Bein empor. Gleichzeitig knallte ich ihm die rechte Faust mittelhart auf die Nase.
    Der Getroffene drehte einen halben Salto rückwärts, segelte dem ›Totenschädel‹ entgegen, stolperte über eine Teppichkante und erhielt zusätzlichen Schwung. Der Kerl ging in die Waagerechte und verschwand mit dem Tempo einer gut gestarteten Rakete unterm Tisch. Ich hörte einen dumpfen Laut. Es klang, als stoße ein Tischbein gegen einen harten Schädel — oder umgekehrt.
    Ich blickte den »Totenschädel« an. Er hielt den Schraubenzieher-Dolch locker in der Rechten, stand am anderen Ende der Couch und sah unternehmungslustig aus. Er hatte den Fuß bereits gehoben, um einen Schritt in meine Richtung zu machen. Als mir der Mann ins Gesicht blickte, muß er etwas gelesen haben, das ihn vorsichtiger stimmte. Jedenfalls setzte er den Fuß wieder dorthin, wo er eben gestanden hatte, und nahm eine etwas reserviertere Haltung ein. Aber die eisigen, hellblauen Augen verrieten, daß er mich nicht zu seinen Freunden zählte.
    Unter dem Tisch begann der Knochige zu rumoren.
    Ich lenkte einen Blick in die Richtung und sah das brutale, flache Puttengesicht, das in diesem Augenblick unter den Fransen meiner Basttischdecke auftauchte.
    »Steh auf«, sagte ich. »Und benimm dich anständig, sonst schlage ich dir sämtliche Knochen kaputt.«
    Das war keine sehr vornehme Sprache, aber offenbar die einzige, die von diesen Burschen verstanden wurde.
    Langsam erhob sich der Knochige. Seine Nase war stark gerötet, blutete aber nicht.
    »Versuch nicht, mich mit dem Zahnstocher zu attackieren«, sagte ich zu dem »Totenschädel«. »Ich kenne auch einiges von dem netten Spielchen. Wenn ihr keine Ruhe gebt, geht ihr mit blutigen Köpfen raus.«
    Die beiden antworteten nicht.
    »Wo kommt ihr her?« fragte ich Sie schwiegen.
    »Ich will's euch sagen. Ihr seid von eurem Boß geschickt worden. Geht zu ihm und erzählt, daß ich ihm für meine Befreiung sehr dankbar bin, daß ich die Pläne deswegen aber noch lange nicht verschenke. Ich dachte, ›Giftzahn‹ hätte ihm das längst ausgerichtet.«
    Die beiden tauschten einen Blick. Dann steckte »Totenschädel« seinen Schraubenzieher unters Jackett und öffnete den Mund. Die Stimme war heiser und knarrend.
    »Was quasselst du da, Cassidy?«
    »Haut ab«, knurrte ich. »Ihr langweilt mich.«
    »Moment. Du hast eben was von Befreiung erzählt und von einem ›Giftzahn‹.«
    »Allerdings.«
    Der Kerl zog die Stirn kraus. Er schien zu überlegen.
    »Wieviel verlangst du für die Pläne?« fragte er schließlich.
    »Fünfzigtausend — und ‘nen Sack mit Beziehungen. Ich gehöre nämlich zu den Leuten,

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