0389 - Der Ghoul und seine Geishas
worden. Sie ähnelten denen in japanischen Teehäusern. Wahrscheinlich kam diese Vermutung der Wahrheit sogar ziemlich nahe, und Shao bekam es in den folgenden Sekunden genau bestätigt.
Die vier Mädchen ließen die Masken sinken.
Gesichter, menschliche Gesichter schauten Shao an, wenn auch auf gewisse Art und Weise durch eine sehr helle, fast kalkweiße Puderschicht verfremdet.
Hatten die strahlenden Sonnenmasken schon starr ausgesehen, so wirkten die Gesichter in ihrer kalkigen Blässe fast ebenso. Sehr auffällig hingegen waren die roten Lippen, die dunklen Augen und die ebenfalls dunklen, geschwungenen Brauen darüber.
Die Haare glänzten, als hätte sie jemand mit schwarzem Lack angestrichen.
Jede einzelne Strähne war sorgfältig nach oben gekämmt und bildetemit den anderen ein dickes »Vogelnest« auf dem Haupt.
Durch diesen bunten Haarbeutel hatten die vier Geishas jeweils Nadeln gesteckt, die bleich glänzten und wie dünne Knochen wirkten.
Die Geishas wirkten auf Shao sehr befremdend. Sie bewegten sich eigenartig, irgendwie zombiehaft.
Waren es Zombies?
Bisher hatte keine der Geishas gesprochen, aber ihre Gesten sprachen für sich.
Vor Shao verbeugten sie sich.
Tief drückten sie dabei ihre Oberkörper nach unten, während auf ihren puppenhaft starren Gesichtern so etwas wie ein Lächeln zu sehen war, das Shao als eine Aufforderung empfand.
Zugleich spürte sie etwas von den Gefühlsströmen, die von den vier Geishas ausgingen und sie lockten.
Dann waren da noch die Stimmen.
Zugleich sprachen die Geishas, so daß sich ihre Stimmen wie eine einzige anhörten.
Shao wurde gerufen.
»Bitte, komm zu uns! Wir wollen dich verwöhnen. Du bist die letzte aus der langen Reihe. Wir haben sie gerufen, wir haben von dir gehört, und wir wollten nur dich. Jetzt bist du bei uns, du, unsere letzte Göttin. Bitte, wir haben auf dich gewartet. Komm…«
Und Shao ging.
Sie konnte dieser Aufforderung einfach nicht widerstehen, weil sie diese als etwas Wunderbares empfand.
Vergessen waren die Warnungen der Sonnengöttin. Shao hatte sich voll und ganz den Anderen hingegeben, die es tatsächlich verstanden, sie in ihre unmittelbare Nähe zu locken.
Sie wurde lächelnd und mit ausgestreckten Armen empfangen, in die Mitte genommen und weitergeführt.
Zum erstenmal gelang es Shao, den Raum, in dem sie bisher gelegen hatte, voll zu überblicken.
Dabei sah sie das Bassin!
Es befand sich in der Mitte, war rechteckig gebaut und in seinem Innern schwappte eine grünliche Flüssigkeit, die schleimig wirkte, keine Wellen warf, aber an zwei verschiedenen Stellen plötzlich kleine Kreise bildete, als etwas vom Grund des Bassins in die Höhe stieg.
Noch konnte Shao nichts erkennen, bis in der folgenden Sekunde die beiden Gegenstände aus dem Wasser drangen.
Es waren schleimige Hände und Arme!
Widerliche, lange Klauen, an denen dicke Schleimfäden in langen Bahnen nach unten rannen und auf die Oberfläche des dickflüssigen Wassers tropften.
Gleichzeitig wehte Shao ein widerlicher, atemberaubender Geruch entgegen, der ihr den Atem nahm. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, alles stockte, sie glaubte auch, sich übergeben zu müssen, denn nun wußte sie, wer der Bewohner dieses mit Schleim gefüllten Bassins war.
Ein Ghoul!
***
Suko, der ansonsten eine Situation immer sehr schnell erfaßte und dementsprechend rasch handelte, war geschockt, als er den Leichengeruch wahrnahm und gleichzeitig den Druck der Schlinge an seinem Hals wie ein scharfes Messer spürte.
Lebensgefahr!
Genau dies bestand für Suko, der damit rechnete, einen Zombie vor sich zu haben.
Sehen konnte er noch nichts. Er spürte nur, wie sich sein Gegner gegen ihn drängte und die Schlinge hinter dem Hals zuziehen wollte. Vielleicht hätte er es geschafft, wäre da nicht etwas anderes dazwischengekommen, vielleicht etwas völlig Profanes oder Normales, denn der Wagen wurde beschleunigt.
Und diese Bewegung bekamen Suko und sein Gegner voll mit.
Der Andere wurde gegen den Chinesen geschleudert, der wiederum den Stoß ausgleichen und sein Knie in die Höhe reißen konnte, etwas Weiches dabei traf, den Schlingenträger zurückdrückte und er selbst mit dem Rücken vor die zugeklappten Ladetüren fiel.
Nur mühsam gewann er das Gleichgewicht wieder und mußte sich breitbeinig hinstellen.
Er dachte auch an den Kerl mit der Waffe. Demnach hatte er es mit zwei Gegnern zu tun, und Suko bot einfach ein zu gutes
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