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039 - Der Griff aus dem Nichts

039 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 039 - Der Griff aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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umgurrten mich die Starlets, weil sie wußten, daß der Weg nach oben durch mein Bett führte. Ehrenwort, Mr. Hunter. Wenn ich sagte, daß dieses oder jenes Mädchen nichts tauge, dann hörte man auf mich. Mein Wort hatte Gewicht. Einmal standen zwei Starlets für eine nicht unwichtige Rolle zur Auswahl. Ich sollte sie zurechtmachen. Ich schminkte die eine so, daß sie im Scheinwerferlicht zum Kotzen aussah. Die andere bekam die Rolle.“
    Dorian hörte den Anekdoten des Alten höflich zu und begnügte sich damit, gelegentlich Kommentare einzustreuen. Sie hatten jetzt den Angeles Crest Highway hinter sich gelassen und fuhren durch Glendale. Irgendwie kam die Sprache auf das Carmelita-Sanatorium. Ben Latimer sagte, daß er, wenn er noch tätig wäre, vielen Starlets eine teure kosmetische Operation ersparen und diesem Dr. Fuller dadurch viele Patientinnen wegschnappen könnte. Dorian erklärte ihm, daß im Sanatorium nicht mehr praktiziert würde.
    „Ich wollte eine Gesichtskorrektur“, log Dorian. „Aber der Verwalter hat mir die Tür gewiesen.“ „Lewis Goddard ist nicht gerade der Typ des verträglichen Zeitgenossen“, meinte Latimer. „Ich habe gehört, daß er recht unangenehm werden kann.“
    „Sie kennen den Verwalter des Sanatoriums?“ fragte Dorian erstaunt.
    „Kennen ist zuviel gesagt, Mr. Hunter“, antwortete Latimer. „Ich mache gelegentliche Botengänge für ihn, weil er und seine Leute das Gelände des Sanatoriums nie verlassen.“
    „Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß im Sanatorium nicht mehr praktiziert wird“, meinte Dorian lauernd. „Warum würden denn dann die Anlagen instand gehalten? Niemand steckt sein Vermögen in ein Projekt, das nur Unkosten verursacht. Die Besitzer des Sanatoriums müssen vom kaufmännischen Standpunkt aus darauf bedacht sein, daß sich ihr Geld amortisiert.“
    „Vom kaufmännischen Standpunkt aus, ja.“ Latimer nickte.
    Dorian sah den Alten von der Seite an und fragte direkt: „Was meinen Sie, Mr. Latimer, wird im Sanatorium noch praktiziert, und könnte man – wenn man die entsprechenden Beziehungen hat, versteht sich – dort einen Platz bekommen?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte Latimer ausweichend.
    Dorian griff in die Tasche, holte einige Banknoten heraus und legte sie auf das Ablagefach. Latimer warf einen sehnsüchtigen Blick darauf, schwieg jedoch.
    „Machen Sie sich ein paar nette Abende damit, Mr. Latimer“, sagte Dorian.
    „Ich nehme keine Almosen.“
    „Was heißt Almosen? Ich bezahle dafür, daß Sie mich an mein Ziel fahren.“
    „Und sonst wollen Sie nichts?“
    „Sie wissen ja doch nichts.“
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann räusperte sich Latimer und sagte vertraulich: „Ich sehe von meinem Haus aus oft teure Wagen die Straße zum Sanatorium entlangfahren. Sie bleiben aber nie länger als über Nacht. Am nächsten Morgen sehe ich die Wagen dann wieder zurückfahren. Ich weiß nicht, was im Sanatorium vorgeht, aber als ich einmal dort war und Goddard Lebensmittel lieferte, hörte ich Lärm. Es hörte sich so an, als würde eine wüste Orgie über die Bühne gehen.“
    Latimer wollte offenbar darauf anspielen, daß sich der Verwalter einen Nebenverdienst verschaffte, indem er für zahlungskräftige Kunden Sexspiele veranstaltete. Das war nicht gerade das, was Dorian hören wollte. Aber es könnte auch sein, daß dieser Hinweis auf die Anwesenheit von Fuller hindeutete. Man konnte die Sache nämlich auch anders sehen.
    Fuller war ein Dämon – und bestimmt nur einer unter vielen, die in Groß-Los Angeles lebten. Was Latimer für gewöhnliche Orgien hielt, konnten in Wirklichkeit Hexensabbate der Dämonen sein. „Wenn Sie wollen, kann ich mich für Sie umhören, Mr. Hunter“, hörte Dorian den Alten sagen. „Wenn Dr. Fuller unbemerkt zurückgekehrt sein sollte, dann werde ich es herausfinden.“
    „Seien Sie aber vorsichtig!“ riet Dorian.
    Latimer lachte nur.
    Rechts von ihnen tauchten die Studiobauten der Warner Bros. auf, und Latimer fragte: „Wohin wollen Sie eigentlich, Mr. Hunter?“
    Dorian überlegte. Es war noch nicht ganz vier Uhr nachmittags, und Jeff befand sich bestimmt noch bei den Aufnahmen in den Filmstudios. Es war also besser, ihn gleich aufzusuchen und nicht in seiner Villa auf ihn zu warten. Er mußte schließlich noch den Unfall melden.
    „Kennen Sie die Studios der Future Pictures?“ fragte Dorian.
    „Klar“, versicherte Latimer. „Sie befinden sich gleich bei der

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