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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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den kleinen Vorraum oben und wollte gerade seine Lampe auslöschen, um durch den Spalt ins Freie zu schlüpfen, als er sah, wie sich der Stein auf ihn zu bewegte und, bevor er hinzuspringen konnte, im Mauerwerk einschnappte.
    Irgendwo draußen erhob sich ein höllisches Gelächter.
    Gefangen!
    Gilder stemmte sich gegen den Stein, der vollkommen festsaß und um keine Spur sich bewegen ließ.
    Aber mußte man die Pforte nicht auch von innen öffnen können? Wie sonst wäre der Abt bei seinen Minnefahrten hinausgelangt?
    Er ließ den Strahl der Taschenlampe den Wänden entlanggleiten. Nichts! Er leuchtete den Boden ab, der aus zerbrochenen Fliesen bestand. Eine davon, kleiner als die übrigen, erregte seine Aufmerksamkeit, weil sie ganz flach, nicht gewellt und schief wie die andern, auflag. Das Taschenmesser zu Hilfe nehmend, gelang es ihm, sie zu heben. Darunter fand er einen rostzerfressenen Eisenring. Er zog daran, zog mit aller Gewalt - der Stein begann sich zu bewegen, nur ganz wenig, die unsichtbare Klammer hielt ihn nicht mehr, Gilder hatte gehört, wie die Arretierung aufschnappte. Erlöst aufatmend stemmte er sich gegen den Stein, schob ihn nach außen und stolperte hinaus in die fahle Morgendämmerung.
    Das Wetter hatte sich beruhigt. Am Himmel blinzelten einige Sterne. Weitab zur Linken kräuselte sich eine dünne Rauchfahne aus einem der Schornsteine von Fossaway.
    Gilder wischte sich den Schweiß von der Stirn und bemühte sich, die Bitterkeit seiner Niederlage zu überwinden. Als er sich umblickte, sah er seitlich im feuchten Gras etwas liegen, das er mit einem halb unterdrückten Schrei aufhob. Es war einer der an beiden Enden versiegelten Behälter aus der Schatzkammer!
    Mit Gold konnte er allerdings nicht gefüllt sein, dazu fehlte es ihm an Schwere. Doch was enthielt er?
    Gilder rannte mit seinem Fund den Hügel hinab und löste im Schutz des Hohlweges ein Siegel. Ein eng zusammengerolltes Stück Pergament kam zum Vorschein. Er entfaltete es, starrte es an - eine alte Handschrift mit wunderbaren Malereien. Als Kunstwerk von unschätzbarem Wert, aber ein armseliger Ersatz für fünfunddreißig Pfund Gold!
    Und all die andern Behälter würden den gleichen Inhalt haben, dachte er voll Schadenfreude. Wer sie sich auch angeeignet haben mochte - nach seiner Meinung kam nur Arthur Gine in Frage -, würde dieselbe Enttäuschung erleben wie er!

23
    Als er das Gatter zur Red Farm öffnete, um seinen Wagen zu holen, blieb er wie versteinert stehen. Der Wagen war fort.
    Der aufgeweichte Boden hatte die Reifenspuren deutlich bewahrt, so daß es nicht schwerfiel, ihnen nachzugehen. Sie führten anfänglich direkt auf das Willow-Haus zu, bogen aber bald seitlich in Richtung Red Farm wieder ab. Bei der nächsten Wegbiegung kam das Weekendhäuschen in Sicht. Vor dem Eingang stand der Wagen. Wer hatte ihn hierhergefahren?
    Gilder drückte die Haustürklinke nieder. Unverschlossen! Die Tür, die von der Diele ins Eßzimmer führte, gleichfalls. Voller Staunen erblickte er über dem Kaminfeuer einen dampfenden Wasserkessel und auf dem Tisch neben der Teekanne eine geöffnete Biskuitbüchse. Als er im Nebenzimmer Schritte hörte, fuhr er herum, um dem Eindringling entgegenzutreten, ließ aber den erhobenen Browning gleich wieder sinken.
    »Thomas? Was, zum Teufel, treiben Sie hier?«
    »Bin heute morgen entlassen worden.«
    »Heute morgen? Es dämmert ja eben erst.«
    »Alford traf mich, als ich zu einer Stunde durchs Haus wanderte, zu der ich eigentlich ins Bett gehörte. Und da setzte er mich ohne weiteres an die Luft. Der Kerl hat mich nie leiden mögen!«
    Gilder glaubte dem Bericht nicht so recht.
    »Was haben Sie angestellt?«
    Der Mann schob die Unterlippe vor.
    »Also gut, meinetwegen sollen Sie alles wissen. Ich will vorher nur noch den Tee aufbrühen.« Und erst nachdem er Gilder und sich selbst versorgt hatte, nahm er den Faden wieder auf. »Hörten Sie schon mal vom Affen-Puttler? Jeder in London, der was auf dem Kerbholz hat, kennt ihn. Mir verhalf er zu drei Jahren, nur weil ich ... Na, so ein kleines Ding im Westinghouse Hotel -«
    Gilder hatte von diesem Vorleben nichts geahnt.
    »Einbruch?« fragte er.
    »Nein, ich war im Hotel angestellt. Aber wenn es Ihnen Spaß macht, nennen Sie es ruhig Einbruch. Als ich aus dem Kittchen kam, fand ich die Stelle in Fossaway. Eine feine Stelle! Der Graf zählt sein Geld nie nach, und Alford kann seinem Bruder doch nicht mit Fragen zusetzen, wenn es seines Erachtens

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