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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zu schnell alle geworden ist!«
    Gilder berührte diese Eröffnung sichtlich unangenehm.
    »Wenn ich das gewußt hätte, würde ich Ihre Dienste nicht in Anspruch genommen haben. Doch, was ist nun los mit diesem Puttler?«
    »Er traf gestern in Fossaway ein, angeblich als Buchprüfer. Ich erkannte ihn aber im ersten Moment, und - was schlimmer ist - er mich ebenfalls. Natürlich wußte ich, daß ich nun meine Livree an den Nagel hängen konnte.«
    »Aber warum setzte Alford Sie bei Nacht und Nebel an die Luft?«
    »Das sollen Sie auch gleich hören. Der Graf verwahrt sein Bargeld in der linken Schreibtischschublade, ohne eine Ahnung zu haben, wieviel da herumliegt. Ein guter Griff konnte meinen Lebensunterhalt für einige Zeit sichern, wobei immer noch genug zurückblieb, daß er nicht zu beschwören vermöchte, ob etwas geklaut wurde oder nicht. Wie ich nun heute morgen um vier Uhr die Treppe wieder hinaufsteige, überrascht mich Alford und sagt nur: ›Sofort packen und 'raus!‹ Dem werde ich es noch ...« »Faßte er Sie mit dem Geld?«
    »Nein. Das lag sicher unter dem Bibliothekfenster, wo ich es mir nachher holte.«
    »Und aus welchem Grund wanderte Mr. Alford zu dieser ungewöhnlichen Zeit im Haus umher?«
    Thomas schnitt eine Grimasse.
    »Man ist zu keiner Stunde sicher vor ihm.«
    Gilder war überzeugt, daß dieser Bericht einigermaßen den Tatsachen entsprach, aber er wurde den Eindruck nicht los, daß Thomas etwas verheimlichte. Seine Geschichte schien Lücken aufzuweisen, wenngleich er sie geschickt zu überbrücken verstand. Anderseits war jetzt nicht der richtige Moment, um ein Kreuzverhör zu eröffnen. Eines jedenfalls stand fest - er, Gilder, konnte sich mit diesem entlassenen Sträfling nicht kompromittieren.
    »Warum kamen Sie gerade hierher?«
    »Ich vermutete Sie in London und dachte, Sie würden nichts dagegen haben, wenn ich ein paar Tage hier kampiere.«
    »Hm!« Gilder rieb sich das Kinn. »Brachten Sie meinen Wagen her?«
    »Auf dem Weg zur Red Farm stieß ich auf ihn, ich wartete über eine Stunde, und als Sie nicht kamen, hielt ich es für besser, ihn zu Ihrem Häuschen zu bringen, der Zündschlüssel steckte ja.«
    »Hat Sie jemand bemerkt?«
    »Niemand. Es war noch fast dunkel.«
    »Gut, Sie können hierbleiben, Thomas. Wenn mich aber die Polizei benachrichtigt, daß Sie sich in meinem Haus aufhalten, werde ich angeben, daß Sie sich eigenmächtig einquartierten. Sie verstehen, daß ich mich schützen muß.«
    »Natürlich - und dann .« Er verstummte.
    »Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?« drängte Gilder.
    »Vielleicht erzähle ich es Ihnen später.«
    Als Gilder sich rasiert, geduscht und den Anzug gewechselt hatte, kehrte er zu Thomas zurück, der seine kurze Pfeife rauchte und im Kaminfeuer herumstocherte.
    »Wenn Sie sich entschlossen haben, zu sprechen, Thomas, schicken Sie mir am besten ein Telegramm, aber nicht von Chelfordbury, sondern von Horsham.«
    Dann fuhr er mit seinem Wagen durch den trüben Morgen nach London.

24
    Um zehn Uhr riß ihn das Telefon aus schwerem Schlaf. Es war Mary Wenner, und im stillen bedachte er sie mit einem derben Fluch.
    »Guten Tag, Fabe. Ich habe mich die ganze Nacht so um Sie geängstigt. Sie fuhren doch nicht etwa zu diesem scheußlichen Ort zurück?«
    »Ich werde heute nachmittag zu Ihnen kommen«, unterbrach er den Redestrom. »Sprechen Sie nicht von der Angelegenheit am Telefon, man kann belauscht werden.«
    »Fabe, Liebster - sind Sie nicht doch zurückgekehrt und haben etwas von dem Gold geholt? Ich weiß, Sie sind sehr tapfer, aber wozu sein Leben riskieren ...«
    »Nein, ich habe kein Gold geholt - also, bis heute nachmittag!«
    Er hatte nicht die Absicht, sie an diesem oder irgendeinem anderen Nachmittag zu treffen, doch sein Vorsatz sollte nicht ausschlaggebend sein. Kurz nach fünf, er saß noch beim Tee, erschien Mary Wenner unangemeldet in seinem Eßzimmer. Was hat sie wohl dem Hausmädchen gesagt? dachte er schaudernd, während sie, verschämt lächelnd, einen Kuß auf seine Stirn drückte.
    »Liebster, ich bin im Begriff, etwas zu tun, das ein klein wenig nach Treulosigkeit aussieht.«
    »Bitte, bitte!«
    »Sie dürfen nicht denken, daß ich Ihnen ernstlich untreu werden will, aber sehen Sie, er hat mir einen so netten Brief geschrieben ...«
    »Wer?«
    »Arthur. Und seine Schwester ebenfalls. Sie haben mich eingeladen, das Wochenende bei ihnen zu verbringen. Das ist eine gute Gelegenheit, um mit ihm reinen Tisch zu machen.

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