Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
schwarzer Kutte, das Gesicht durch die Kapuze verhüllt. Zwei fieberhaft glühende Augen - entsetzlich! Drohend überwachte der Schwarze Abt ihr Treiben.
    Mit einem Fluch riß Gilder seinen Revolver aus der Tasche, wobei das Licht der Lampe sekundenlang von der Treppe abwich. Als er, schußbereit, den Strahl wieder auf die Stelle richtete, war die Erscheinung verschwunden.
    »Gehen Sie nicht! Gehen Sie nicht!« jammerte Mary Wenner, sich an seinen Arm hängend. »Oh, Mr. Gilder! Oh, Fabrian, verlassen Sie mich nicht!«
    Er stieß sie rücksichtslos zur Seite, rannte zur Treppe, stieg vorsichtig aufwärts, hörte den keuchenden Atem des Mädchens, das ihm auf den Fersen folgte.
    »Lassen Sie mich nicht allein in der schrecklichen Dunkelheit«, schluchzte sie.
    Er stieg höher, langsam, spähend - keine Spur von einer schwarzen Kutte! Der kleine Raum oben war so, wie sie ihn verlassen hatten. Der Steinquader, mit dem der schmale Durchgang verschlossen wurde, stand nach außen offen.
    Mary strauchelte und torkelte ins Freie. Dort brach sie in die Knie. Ihr hysterisches Geschrei gellte durch die Nacht.
    »Bringen Sie mich fort! O Gott, hätte ich mich doch nie in dieses Unternehmen eingelassen!«
    Fluchend schwang Gilder den Pfeilerstein zurück. Dann schleppte er, Wut und auch ein gut Teil Furcht im Herzen, die reglos im Gras Liegende den Hügel hinab zum Wagen.
    Der Regen strömte unvermindert nieder. Gilder schlug das Verdeck zurück, damit Wind und Regen die Ohnmächtige rascher wieder zu sich brachten. Er konnte seine Zeit nicht mit ihr vertrödeln, mußte sie sofort in ihrer Wohnung absetzen, um nach Chelfordbury zurückzufahren und jene Behälter zu untersuchen.
    Der Schwarze Abt? Er atmete ein wenig schneller, wenn er an die schreckliche Gestalt dachte, aber daß sie ein Wesen von Fleisch und Blut war, bezweifelte er nicht.
    Beim Dorf Horsham kam Mary Wenner, bis auf die Haut durchnäßt, zu sich und war auch bald wieder zum Plaudern aufgelegt. Doch ihr Begleiter gab ihr nur einsilbige Antworten oder erwiderte überhaupt nichts.
    »Mein Gott, ich dachte, mich rührt der Schlag! Haben Sie gesehen, wie unheimlich seine Augen funkelten, Fabe?« »Fabrian!« korrigierte er ärgerlich.
    »Nicht einmal auf Bildern hab' ich je so was Schreckliches gesehen. - Können wir nicht das Verdeck hochziehen, Fabe, Pardon, Fabrian?«
    Er hielt mit einem Ruck an und schloß wütend das Verdeck.
    »Was wollen wir jetzt machen?« erkundigte sie sich.
    »Ich fahre Sie nach Hause. Morgen nacht werden wir einen zweiten Versuch unternehmen. Auf welche Weise haben Sie eigentlich den Eckstein zum Drehen gebracht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erklärte sie unumwunden. »Es ist mein einziger Trumpf gegen Sie.«
    »Seien Sie nicht albern! Sie gebrauchten etwas Spitzes, eine Ahle oder dergleichen. Ich bemerkte, daß sich zwischen zwei Steinen ein kleiner künstlicher Zwischenraum befindet.«
    »Meine Schere«, gestand sie. »In jener Fuge ist der Mechanismus versteckt, eine eiserne Klammer ...«
    Jetzt wußte Gilder alles, was er wissen wollte, und konnte Mary Wenner von weiterer Mitarbeit dispensieren. Er schlug ihre Einladung, einen heißen Tee bei ihr zu trinken, aus und sauste, sobald die Haustür hinter ihr zuschnappte, zurück nach Sussex.
    Auf halbem Weg ging ihm das Benzin aus. Er mußte lange auf einen vorbeikommenden Wagen warten, die Nacht war schlecht, es gab kaum Verkehr auf der Landstraße. Schließlich überließ ihm ein Fahrer etwas Treibstoff.
    Das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr zeigte zwei Uhr, als er wieder auf dem Hügel stand. Das letzte Stück legte er äußerst vorsichtig, Schritt für Schritt, zurück, mit Auge und Ohr das Dunkel erforschend. Nichts - kein Laut, keine Spur vom maskierten Spuk!
    Er fand den Eckstein des Turms, preßte mit seinem Taschenmesser die Klammer zurück, zog an dem Stein - der Eingang lag frei.
    In der rechten Hand den Revolver, in der linken die Taschenlampe, stieg er die Wendeltreppe hinab. Als er in das schmale Gelaß hineinleuchtete, durchzuckte ihn ein kalter Schreck - die Behälter waren verschwunden.
    Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. Was für ein Schurke hatte seine Pläne durchkreuzt?
    Er versuchte die zweite schmale Tür zu öffnen, die aus einem einzigen kompakten Stück bestand und oben kein Gitter aufwies wie die andere. Umsonst, sosehr er sich anstrengte, sie gab nicht nach. Voll Zorn und Ohnmacht stieg er endlich die Wendeltreppe wieder hinauf. Er erreichte

Weitere Kostenlose Bücher