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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mich behalten!«
    »Darf ich sie vielleicht kennenlernen?«
    »Gewiß. Lord Alford nimmt an, daß der ›Chesil‹ ein Werkzeug ist. Er scheint nicht zu wissen, daß das Wort zur Zeit der Königin Elisabeth Kies bedeutete.«
    Überrascht blieb Dick stehen.
    »Stimmt das tatsächlich?«
    »Aber ja! Der Chesil, von dem das Tagebuch berichtet, ist weiter nichts als eine Fuhre Kies von Brightel stone, dem heutigen Brighton. Und wozu brauchte ihn der tüchtige Graf?«
    »Fangen Sie jetzt bloß nicht vom Schatz an, oder ich werde verrückt!« stöhnte Dick. »Gott sei Dank, daß Sie wenigstens nicht an ihn glauben!«
    »Ich? Ich bin absolut sicher, daß dieser Schatz existiert. Ihr Bruder besitzt ein Buch, in dem alle großen Nebeneinkünfte Elisabeths verzeichnet sind, zum Beispiel die Million, die sie den spanischen Schiffen stahl, die auf ihrer Fahrt nach Holland einen englischen Hafen anliefen; es erwähnt auch das Gold, das ihr Drake und die andern Kronpiraten ablieferten - aber mit keiner Silbe die Goldbarren des Grafen von Chelford.«
    »Wo aber sollen sie denn sein?« fragte Dick ärgerlich.
    »Stellen Sie mir diese Frage, bevor ich abreise.«

31
    Ein Dutzend Briefe entwarf Leslie, die sie jedesmal sofort dem Kaminfeuer in ihrem Schlafzimmer übergab, bis sie endlich den zuletzt geschriebenen in einen Umschlag steckte und an Fabrian Gilder esq., 35, Regency Mansions, London, adressierte. Er lautete:
    ›Sehr geehrter Mr. Gilder,
    ich gehe auf Ihre Bedingung ein. Das Geld oder sein Gegenwert muß in der Filiale Horsham der Southern & Midland Bank auf den Namen Leslie Gilder hinterlegt werden, so daß ich, sobald die Trauung vollzogen ist, darüber verfügen kann. Vermutlich wird Ihnen eine Ziviltrauung recht sein, die nach Einholung einer speziellen Genehmigung bereits in den nächsten Tagen stattfinden könnte. Ich bitte Sie, alles Nötige zu veranlassen und mich zu verständigen.
    Leslie Gine.‹
    Um sieben und zehn Uhr abends wurde der etwa hundert Meter entfernte Kasten geleert. Sie wollte die Absendung bis zum letzten Moment hinausschieben, also bis zehn Uhr, wenn der Bote mit dem Motorrad die letzte Runde machte.
    Sie sah Arthur beim Dinner, doch außer ein paar Redensarten wurde nichts gesprochen. Nach dem Essen ließ er den Kaffee in sein Arbeitszimmer kommen, und Leslie blieb allein.
    Was würde Dick sagen?
    »Keine Schwäche, Danton!« Es war ein Lieblingsausspruch ihrer Kindheit - die Losung in Momenten, wenn Tränen sie zu überwältigen drohten.
    Vor ihr lag der Brief, adressiert und frankiert. Sie brauchte ihn nur noch in den Kasten zu werfen, und ihr Schicksal war besiegelt.
    Die Zeiger rückten weiter. Neun Uhr, Viertel nach neun, zwanzig Minuten vor zehn. Sie holte Hut und Mantel und stahl sich hinaus.
    Draußen war es sehr finster. Erst als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie den Weg unter den überhängenden Bäumen erkennen. Klangen da nicht Schritte? Sie blieb stehen, um zu lauschen. Nein, alles war still.
    Wenige Minuten später stand sie vor dem Briefkasten. Ein dicker Regentropfen fiel ihr auf die Hand. Sie hörte den Wind rauschen, der durch die Baumkronen fuhr. Das gedämpfte Brummen eines Motorrades war zu vernehmen. Von weither blinkte ein winziges Licht auf. Der Brief fiel in den Kasten.
    Wohin jetzt? Dick! Sie mußte Dick sprechen.
    Verzweifelt kämpfte sie gegen diesen unsinnigen Wunsch, aber als das Motorrad des Postboten näher kam, und die Scheinwerfer grell aufleuchteten, jagte sie den Hang zur Abtei hinauf. Vor den Ruinen hielt sie an und holte Atem. Sie wartete, bis das rote Schlußlicht des Motorrads verschwunden war, und schlug dann den Weg nach Fossaway ein.
    Sie nahm die Abkürzung, und als sie die Wiese halb überquert hatte, fuhr sie ängstlich herum. Folgte ihr nicht jemand? Kein Geräusch war zu vernehmen. Ihr Herz schlug rasend.
    Ruhe! Schon tauchten die Ulmen der Auffahrt aus dem Dunkel auf, sie ging schneller, lief - einmal drehte sie sich um, glaubte einen sich bewegenden Schatten zu sehen.
    Ruhe!
    Erleichtert hörte sie den Kies der Allee unter ihren Sohlen knirschen und atmete auf. Plötzlich erklangen ganz deutlich Schritte.
    »Wer ist da?« rief sie.
    Keine Antwort. Das Geräusch der Schritte war verstummt. Leslie hetzte weiter zum Haus. Zischen und Wispern drang durch die Nacht. Noch einmal wandte sie sich um und sah vor dem grauschimmernden Teich eine Gestalt sich abheben - die Umrisse einer Kutte mit unförmiger Kapuze.
    Sie floh

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