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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie unbedenklich jedes Opfer bringen. Diesmal hatte er sie alle in der Hand - Leslie, Arthur Gine und sogar Dick Alford!
    »Vielleicht ist es doch besser, wenn Sie noch hierbleiben«, wandte er sich an Thomas. »Brauchen Sie Geld?«
    »Vorläufig nicht. Wissen Sie, ich hab' was versäumt. Auf dem Schreibtisch in der Bibliothek liegt so ein vergilbtes, muffiges Ding - ein Tagebuch, für das Lord Alford glatt tausend Pfund geben würde. Ich Esel hatte es neulich nachts in der Hand und nahm es nicht mit!«
    »Und wegen versuchter Erpressung säßen Sie jetzt vermutlich wieder einmal im Kittchen. Also - passen Sie lieber auf, daß Sie niemand hier sieht!«
    Zwei Stunden später saß Mr. Fabrian Gilder wieder in seiner komfortablen Wohnung am Regent's Park und machte eine Aufstellung seiner schnell realisierbaren Wertpapiere. Über hunderttausend Pfund ...

29
    Am Nachmittag des nächsten Tages trank Leslie Gine allein ihren Tee, als ihr das Hausmädchen eine Visitenkarte brachte. »Ich möchte den Herrn nicht empfangen. Melden Sie ihn Mr. Gine.« Doch da fiel ihr die nächtliche Rauferei und das blaue Auge ihres Bruders ein. »Nein, führen Sie ihn doch zu mir!«
    Gilder hatte sich wie für einen offiziellen Empfang angezogen - Zylinder, blitzende Lackschuhe, eine große gelbe Rose im Knopfloch. Auf dem Weg hierher war er schnell bei seinem Häuschen vorbeigefahren, um Thomas wegen des belauschten Gesprächs nochmals vorzunehmen, doch er fand das Nest leer. »Ich fürchte, daß Ihnen mein Besuch nicht gerade willkommen ist, Miss Gine«, begann er. »Da ich aber eine geschäftliche Angelegenheit mit Ihnen besprechen möchte, bitte ich Sie um einige Minuten .«
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte sie reserviert.
    »Wie Sie wissen, bin ich jahrelang die rechte Hand Ihres Bruders gewesen. Infolgedessen bin ich über seine eigenen und über die Angelegenheiten seiner Klienten recht gut informiert. So ist es mir zum Beispiel nicht entgangen, daß sich Ihr eigenes, ziemlich beträchtliches Vermögen in nichts aufgelöst hat.«
    »Mir ist das ebenfalls bekannt, Mr. Gilder«, antwortete sie. Gilder, der sich bereits von dieser ersten Enthüllung eine gewisse Wirkung versprochen hatte, geriet etwas aus der Fassung. Leslie, die es bemerkte, unterdrückte ein Lächeln und fragte teilnahmsvoll: »Und deshalb sind Sie eigens hierhergekommen?«
    »Nicht nur, Miss Gine - ich möchte noch eine andere Sache erwähnen, die allerdings Sie nicht direkt betrifft. Von seinem verstorbenen Onkel übernahm Ihr Bruder die Verwaltung des Nachlasses der Gräfin von Chelford, das heißt, es handelte sich um Wertpapiere in Höhe von einundfünfzigtausend Pfund ...« Er sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. »Und ich erfuhr, daß Lord Alford den Anwalt wechseln will, so daß Mr. Gine in acht Tagen diese Werte dem neuen Vermögensverwalter aushändigen muß.«
    »Und?« hauchte sie.
    »Und von diesen Werten ist gleichfalls nichts mehr vorhanden.«
    Als er ihre Augen sah, tat sie ihm beinahe leid.
    »Sind Sie absolut sicher?«
    »Absolut.«
    In der plötzlichen Stille wurde das Ticken der französischen Stutzuhr auf dem Kamin so laut, daß beide unwillkürlich dorthin blickten.
    »Warum erzählen Sie mir dies alles?«
    Mr. Gilder räusperte sich.
    »Vor einigen Tagen bat ich Sie - leider in etwas ungeschickter Form - um Ihre Hand. Ich verehre Sie, und es gibt nichts, das ich nicht für Sie tun würde.«
    »Auch fünfzigtausend Pfund in einer Woche aufbringen?«
    »Sogar das.«
    Sie erhob sich. Ihre Stimme klang ganz unbeteiligt.
    »Ich werde Ihnen schreiben.«
    »Aber ich sollte Ihre Antwort morgen ...«
    »Sie werden sie morgen erhalten.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür, verbeugte sich -sie hörte seinen Schritt in der Halle, hörte das Surren eines Motors, das langsam schwächer wurde.
    Sie stand noch immer regungslos auf dem gleichen Fleck, als die Tür sich öffnete.
    »Das war doch Gilder«, sagte Arthur. »Warum riefst du mich nicht? Was wollte der Kerl?«
    »Er kam wegen Lady Alfords Nachlaß.« Ein Blick in sein Gesicht zeigte ihr, daß Gilder nicht übertrieben hatte. »Weiß Dick davon?« fragte sie leise.
    »Ja, er weiß es. Und was denkst du jetzt von mir?«
    »Was ich denke, ist doch nebensächlich, Arthur. Kannst du das Geld beschaffen?« Unnütze Frage. »Und was geschieht, wenn es ans Licht kommt?«
    »Du mußt es doch einmal erfahren -« Er holte tief Atem. »Zuchthaus.« Schweigen. »Kam Gilder, um dir das

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