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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sie mich, Ihren Brief an Gilder zurückzuhalten. Wir haben noch sechs Tage Frist.«
    Sie schaute ihn mit angehaltenem Atem an.
    »Handeln Sie nach Ihrem Gutdünken«, murmelte sie verwirrt.

32
    Puttler saß, unrasiert und übernächtig, in Dicks Arbeitszimmer, schenkte sich eine Tasse von dem dampfenden Tee ein, den der Butler gebracht hatte, und leerte sie in einem Zug.
    »Sie glauben also, daß er sich seine Ausstaffierung in der Wardour Street verschafft hat?«
    »Ich sah ihn jedenfalls gestern nachmittag mit einem Bündel unter dem Arm aus einem Maskenverleihgeschäft kommen und wunderte mich, was er mit Karnevalskram anfangen wollte.«
    »Das ist das eine, im übrigen sieht es so aus, als hätte er sich fürs Verduften eindecken wollen. Er versuchte den Gutsbriefkasten aufzubrechen. Pflegen Sie Geld in Briefen wegzuschicken?«
    »Ich nicht, aber mein Bruder sehr häufig, obwohl ich mich schon lange bemühe, ihm dies abzugewöhnen.«
    »Das Vorhaben mit dem Briefkasten mißlang also, doch fanden wir einen Dietrich in seiner Tasche. Außerdem ließ er alles einigermaßen Wertvolle aus Gilders Wochenendhäuschen mitgehen. Den Handkoffer mit dem gestohlenen Gut versteckte er hinter der Hecke der Red Farm, wo Gilder, wie Sie mir sagten, manchmal seinen Wagen abstellte. Daß er auch noch einen Einbruch in die Bibliothek beabsichtigte, um den Rest des Bargeldes zu holen, beweisen die Einbrecherwerkzeuge, die ich im Blumenbeet unter dem linken Fenster entdeckte.«
    »Wie wurde er getötet?« fragte Dick.
    Puttler kratzte sich am Kopf.
    »Man könnte meinen, daß ein ganzes Regiment daran beteiligt war.«
    Der alte Butler erschien in der Tür und bat um die Erlaubnis, zu Bett gehen zu dürfen. Darauf begaben sich beide in den Garten hinaus. Der Polizeitrupp durchsuchte immer noch den Park. Der Morgen war kalt und grau.
    »Eigentlich sollten wir uns auch noch ein wenig hinlegen«, schlug Dick vor und drehte sich um. Puttler hatte sich gebückt und hob aus dem halblangen Gras einen alten Dolch mit wappengeschmücktem, nachgedunkeltem Griff auf.
    »Ist er Ihnen bekannt, Mr. Alford?«
    »Ja. Es ist angeblich der Dolch, mit dem einst Hubert von Redruth, der Schwarze Abt, ermordet wurde.«
    »Wo wurde er aufbewahrt?«
    »Zuletzt sah ich ihn in der Halle Arthur Gines.«
    »Mr. Alford! Mr. Alford -!« rief die aufgeregte Stimme des Butlers, der winkend heranhastete.
    »Was gibt's, Glover?«
    »Alice - das Mädchen ... Das törichte Ding erzählte mir erst jetzt ...« Er war völlig atemlos. »Sie ist im Büro«
    Von Puttler gefolgt eilte Dick zum Hause zurück. Auf seinem Schreibtischstuhl kauerte eine verstörte junge Magd, die über dem Nachthemd einen Herrenmantel trug und der das lange Haar aufgelöst über die Schultern herabhing.
    »Wiederholen Sie den Herren, was Sie mir schon erzählten, Alice«, forderte sie der Butler auf, der als letzter eintraf.
    Es dauerte eine Weile, bis sie zusammenhängend sprechen und über das Vorgefallene berichten konnte. Kurz vor elf war sie zu Bett gegangen - und bald fest eingeschlafen, so daß sie von dem Schrei nichts gehört hatte. Erst viel später, und zwar genau ein Viertel vor zwei, wie das Leuchtzifferblatt ihrer Weckeruhr zeigte, wurde sie durch einen gräßlichen Tumult geweckt. Unter ihr, im Schlafzimmer des Grafen, klirrten Gläser, polterten Möbel, schien ein Handgemenge stattzufinden.
    »Ja, Sir«, schloß das Mädchen, »und mehr weiß ich auch nicht. Ich wagte mich nicht zu rühren, schon gar nicht aufzustehen aus Angst vor Mördern. Sonst kann ich mich an nichts erinnern.«
    Offenbar war das Mädchen ohnmächtig geworden.
    Dick eilte in die Halle, hetzte zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Die Schlafzimmertür seines Bruders war verschlossen. Er rief, pochte, hämmerte -alles blieb still.
    »Brechen wir sie auf!« schrie Puttler, kehrtmachend. Nach einigen Augenblicken war er mit einer Axt zur Stelle.
    Schon beim ersten Hieb splitterte die Füllung so weit, daß Alford die Hand hindurchstrecken und den Riegel zurückschieben konnte.
    Im Zimmer herrschte ein wirres Durcheinander. Der Tisch war umgekippt, die langen Reihen von Medizinflaschen hatten sich in wirre Scherbenhaufen verwandelt, die über den Fußboden verstreut inmitten kleiner Seen ausgeflossener Essenzen und Mixturen herumlagen. Zwei Stühle waren demoliert. Die Matratze hing halb vom Bett herab, die Kissen wiesen, ebenso wie das Laken, Blutspuren auf.
    Das mittlere Fenster stand weit offen.

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