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039 - Wolfsnacht

039 - Wolfsnacht

Titel: 039 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hervor.
    Vladek Rodensky saß mit verschlossener Miene neben mir, Roxane saß im Fond. Wir hingen unseren Gedanken nach. Mein letzter Werwolf-Fall lag schon geraume Zeit zurück. [6]
    Das Abenteuer hatte in Gelsenkirchen stattgefunden und kostete meinen Kollegen Rainer Trissenaar das Leben. Ich hatte in Rainer einen Freund gefunden. Über seinen Tod war ich lange nicht hinweggekommen.
    Und nun…? Sollte ich wieder den Tod eines mir nahestehenden Menschen beklagen müssen? Ich streifte Vladek Rodensky mit einem kurzen Blick und fragte mich, ob er im Training war.
    Man kann sich nicht kopfüber in einen so gefährlichen Kampf stürzen, ohne topfit zu sein. Ließen Vladeks Geschäfte es zu, daß er sich für solche Einsätze in Form hielt?
    Bei mir war der Job ja schon fast so etwas wie eine Dauerbelastung. Verschnaufpausen waren rar, deshalb kostete ich sie besonders intensiv aus – wenn es mal welche gab.
    Ich blickte auf die Armaturenbrettuhr. In spätestens fünf Minuten mußten wir unser Ziel erreicht haben. Mein Mund trocknete aus bei dem Gedanken, daß der Genesungsprozeß des Patienten bereits abgeschlossen sein könnte, denn das hätte bedeutet, daß der Keim des Bösen völlig in Leif Stanwyck aufgegangen war. In diesem Fall konnten wir nichts mehr für ihn tun.
    Dann war er an das Böse verloren!
    Dann mußten wir ihn töten…
    War es nicht irrsinnig? Gestern unternahm Dr. Bolan mit seinem Team alles, um Leif Stanwyck durchzubringen, und heute waren wir vielleicht gezwungen, ihm das Leben zu nehmen, weil es ein schwarzes, vergiftetes, unseliges Leben war, das er in der Brust trug.
    Vielleicht kreisten Stanwycks Gedanken jetzt schon um Mord.
    Eventuell hatte der Patient sein erstes Opfer schon ins Auge gefaßt.
    Himmel! durchfuhr es mir siedendheiß. Ich hätte Dr. Bolan sagen sollen, man möge dem Mann nicht zu nahe kommen.
    Es war besser, Leif Stanwyck vorläufig zu meiden. Mr. Silver und Roxane sollten entscheiden, ob der Patient gefährlich oder harmlos war. Sie hatten dafür das nötige Feingefühl.
    Alle anderen konnte Stanwyck täuschen. Mr. Silver und Roxane aber nicht. Wenn das Böse ihn ausfüllte, würden es meine Freunde mit ihren hypersensiblen Sensoren ertasten.
    Als ich noch meinen magischen Ring besessen hatte, konnte auch ich einen zuverlässigen Test bei Personen wie Leif Stanwyck durchführen. Ich brauchte sie nur mit dem schwarzen Stein zu berühren, und schon gingen sie hoch wie eine Rakete.
    Aber der Ring gehörte der Vergangenheit an. Mir kam es mehr als fraglich vor, ob ich ihn jemals wiedersehen würde. Verdammt! Und dabei hatte er mir so viele wertvolle Dienste geleistet. Ich hätte ihn im Hallenbad nicht abnehmen dürfen.
    Genau genommen waren die silbernen Wurfsterne nur ein schwacher Ersatz für den Ring. Ich wollte sie gern haben, um meine Ausrüstung zu komplettieren – nicht, um sie gewissermaßen gegen meinen Ring einzutauschen.
    Ich bog in die Shaftesbury Avenue ein, und nun war es nur noch ein Katzensprung bis zum Krankenhaus.
    Ging es Leif Stanwyck bereits so gut, daß er aufstehen konnte? Lag er etwa schon nicht mehr im Bett? Ich dachte mit Entsetzen an die vielen Menschen im Krankenhaus.
    Wenn Stanwyck zum Wolf wurde, waren sie alle in Gefahr!
    ***
    Leif Stanwyck spürte die Veränderung; die mit ihm vorging. Es kribbelte in seinen Armen und Beinen. Glühende Schauer durchrieselten ihn. Schmerzen hatte er schon lange keine mehr, und er fühlte sich fast schon so stark, daß es nicht mehr nötig war, im Bett zu bleiben.
    Seltsam, dachte er. Gestern noch glaubte ich zu sterben, und heute ist so viel Kraft und Leben in mir, daß mein Tod nicht nur aufgeschoben, sondern sogar aufgehoben zu sein scheint.
    Ihm war tatsächlich, als hätten die Gesetze des Lebens keine Gültigkeit mehr für ihn. Ein Mensch wird geboren, lebt und stirbt schließlich…
    Geburt und Leben – ja. Aber der Tod hat für mich keine Gültigkeit mehr, dachte Stanwyck. Es liegt bei mir. Wenn ich will, kann ich ewig leben.
    Eigentlich war er tot. Sein anderes Ich war vom Wolf in der vergangenen Nacht getötet worden. Ein neues Ich hatte von ihm Besitz ergriffen. Es ließ ihn rasch gesund werden, durchpulste ihn mit nie gefühlter Kraft und machte ihn hungrig.
    Er wandte den Kopf und blickte zum Fenster hinaus. Der Himmel wurde mehr und mehr grau, der Tag ging zur Neige, und das begrüßte Stanwyck. Ohne zu wissen warum, sehnte er die Nacht herbei.
    Sie wird dich in sich aufnehmen, sagte er sich, wird

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