0390 - Ich folgte der Teufelsspur
bedenke, sieht es böse aus.«
»Wie meinst du das?«
Er drehte sich um, ohne den Handlauf loszulassen. »Denk mal nach, John. Selbst ich habe es nicht geschafft, mich gegen die Kraft dieses Sigills zu wehren. Wie schwach müssen dann erst die Bewohner von Devon sein, wenn sie damit in Berührung kommen.«
Es waren treffende Worte, die Suko mir da gesagt hatte, und ich wurde plötzlich nachdenklich. Der Freund ließ mich auch für einige Zeit in Ruhe und fragte erst dann: »Habe ich recht?«
»Leider deutet alles daraufhin«, erwiderte ich stöhnend.
»Und was machen wir?«
»Ich weiß es noch nicht.«
Suko lachte auf. »Ich glaube kaum, daß wir den ganzen Ort evakuieren können.«
»Es wird uns möglicherweise nichts anderes übrigbleiben. Und die Leute werden dafür Verständnis haben.«
»Dann muß es aber noch schlimmer kommen, was sich wohl keiner von uns beiden wünscht.«
»Stimmt.«
Wir hatten im Keller nichts mehr zu suchen, schauten noch kurz in den zweiten Raum und verließen ihn dann. Niemand hielt uns auf, als wir die Treppe hochschritten.
Im Haus war es leer. Der Besitzer hatte es noch nicht betreten, auch die Nachbarn nicht. Sie bevölkerten den Vorgarten und starrten uns aus großen Augen an, als wir durch die Tür kamen.
»Wo ist Mr. Jordan?« fragte ich.
»Man hat ihn in ein Krankenhaus gebracht.«
Das war gut. Ich wollte noch etwas hinzufügen und unsere Identität aufklären, als vor dem Haus auf der Straße ein Wagen hielt und Officer Rolly Watson ausstieg.
Watson gehörte zu den Respektspersonen in Devon, denn man schuf ihm sofort Platz, als er sich dem Vorgarten näherte, stehenblieb, die Arme in die Hüften stützte und sich erkundigte, was losgewesen war.
Eine vernünftige Antwort bekam er nicht, denn alle wollten zuerst etwas sagen und schrien durcheinander. Rolly machte die große Schau. Er hielt sich demonstrativ die Ohren zu, verzog das Gesicht und wollte von alldem nichts mehr hören.
Bis er uns sah.
Es war Suko und mir endlich gelungen, eine Bresche in die Zuschauer zu schaufeln. Als der Beamte uns anschaute, ließ er die Arme sinken, und auch sein Gesichtsausdruck veränderte sich.
»Haben Sie Essig getrunken?« fragte ich.
»So fühle ich mich auch, wenn ich euch betrachte. Was ist überhaupt passiert?«
»Es hat eine Tote gegeben.«
»Ach und wo?«
»Die Asche liegt auf dem Gehsteig, falls der Wind sie noch nicht weggeweht hat.«
Meine Antwort haute ihn fast aus den Socken. Er stierte mich an, schüttelte den Kopf, wurde rot und erkundigte sich, ob ich ihm keinen Bären aufgebunden hatte.
»Nein.«
»Und wer ist gestorben?«
»Die Frau, die in diesem Haus gewohnt hat.«
»Betty Jordan«, ächzte er und schwitzte noch stärker. Er schnappte ein paarmal nach Luft, bevor er den Kopf schüttelte, zum Haus schielte und ich ihm die Frage nach dem Mörder förmlich von den Lippen ablesen konnte.
»Es war die Spur«, sagte ich.
Er begriff zuerst nicht und kam noch näher, so daß sein Schweißgeruch meine Nase kitzelte. »Noch mal«, sagte er.
Ich wiederholte meine Antwort. Danach fragte ich ihn: »Erinnern Sie sich noch an die Geschichte, die hier vor 150 Jahren passiert ist. Die gleichen Symptome haben sich an diesem Nachmittag wiederholt, und fast hätte es noch meinen Kollegen erwischt. Es sieht nicht gut aus, Mr. Watson. Verdammt nicht gut.«
»Ja, ja«, keuchte er und reinigte abermals sein Gesicht vom klebrigen Schweiß. »Ja, ja, ich verstehe.« Er überlegte, als er das Tuch wieder wegsteckte. Dann hatte er sich zu einer Erklärung durchgerungen. »Daran sind nur die Zigeuner schuld. Es war damals auch so. Alles begann mit diesem Zigeunerkind.«
»Wir haben keine Beweise dafür. Was macht Sie so sicher, Mr. Watson?«
Mit einer unwirschen Handbewegung wischte er meinen Einwand zur Seite. »Ich weiß es eben.«
»Was wollen Sie tun?«
»Das Pack vertreiben.«
Er hatte so laut gesprochen, daß seine Worte auch von den Neugierigen verstanden worden waren. Aus ihrer Mitte meldete sich jemand. »Zum Glück haben wir damit schon angefangen. Ich habe es selbst gesehen, wie sich die Listen Brothers um dieses Mädchen kümmerten.«
Ich wurde hellhörig, ging an dem Polizisten vorbei und fragte:
»Wer hat das gesagt?«
Zuerst wollte sich der Sprecher nicht melden, bis er von anderen vorgeschoben wurde.
Es war ein kleiner, mickrig aussehender Typ, der eine braune Jacke über dem Unterhemd trug und jetzt Angst vor der eigenen Courage hatte. Die
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