0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
kurze Zeit ins Traumreich schickte.
Mit ersticktem Gurgeln fiel er zu Boden.
Ich warf einen raschen Blick nach draußen, aber er schien allein gekommen zu sein. Dann beugte ich mich über ihn und drehte ihn um.
Ich hatte ihn noch nie gesehen.
Ein hässliches, pockennarbiges Gesicht, die Nase mehrfach gebrochen — der Anblick entsprach genau meinen Erwartungen.
Ich zog ihn in die Höhe, schleifte ihn zum Waschbecken und hielt seinen Kopf 42 unter das kalte Wasser. Prustend kam er wieder zu sich. Ohne Übergang wollte er wieder auf mich losgehen.
Ich hielt ihm seine eigene Luger vor den Bauch.
»Langsam, Freund«, sagte ich warnend, »man muss wissen, wann man verloren hat. Dieser kleine Scherz von eben genügt für heute.«
Er starrte mich tückisch an. Der Bursche war wirklich ein Anblick, den man seinem besten Freund nicht gewünscht hätte.
»Wer hat dich geschickt?«, fragte ich.
Ein obszöner Fluch war die Antwort.
»Mir scheint, du verkennst immer noch deine Lage. Was du eben gemacht, hast, war glatter Mordversuch. Heimtückischer, hässlicher Mordversuch aus niederen Motiven. Die Geschworenen hören so etwas nicht gern.«
Die Tür wurde aufgerissen, Phil erschien, seine Automatic schussbereit.
»Dachte ich mir’s doch«, sagte er erleichtert. »Ich hörte das Geräusch eines fallenden Körpers…Wollte er dich umbringen?«
Ich wies auf das Bett.
»Das Hotel wird Schadenersatz von ihm verlangen. Er hat Schießübungen veranstaltet!«
Phil kam näher und sah sich den Gangster an.
»Dich kenne ich doch«, sagte er. »Du bist Butch Clayton, ehemaliges Mitglied der Newport-Gang. Hast dich schon vor acht oder zehn Jahren selbstständig gemacht, stimmt’s?« Er wandte sich an mich. »Reiner Zufall, dass ich ihn wiedererkenne. Er wird zurzeit in drei Staaten gesucht — Florida, Missouri und Texas. Ich hab vor ein paar Wochen das Fahndungsersuchen in Händen gehabt.«
»Was wirft man ihm vor?«, fragte ich.
»Mord!«, sagte Phil lakonisch.
»Na, ich verstehe nur nicht, wie so einer lange frei herumlaufen konnte«, reizte ich ihn ganz bewusst. »Er scheint mir genau die Sorte, die immer einen braucht, der die Befehle gibt.« Ich betrachtete die Luger. »Merkt nicht einmal, dass ich ihn mit einer Waffe in Schach halte, die er vorher selbst leer geschossen hat!«
***
Einen Augenblick sah es aus, als wollte er sich auf mich stürzen. Phil hob warnend seine Automatic.
»Und dann lässt er sich für diesen Mordauftrag anheuern«, sagte ich.
»Bildet sich ein, er könnte es schaffen. Hat dir dein Auftraggeber auch verraten, dass ich FBI-Mann bin, Butch?«
Er starrte zu mir, dann zu Phil. Langsam zog ein Schimmer des Begreifens über sein verwüstetes Gesicht.
»Dieser Hund«, keuchte er. »Dieser verdammte Gauner. Ich zahl’s ihm heim und wenn’s das Letzte ist, was ich tue!«
»Vermutlich hast du deine letzte Tat in diesem Zimmer vollbracht«, bemerkte Phil trocken. »Aber du kannst uns sagen, wer dein Boss ist. Wir besorgens ihm auch — auf unsere Weise.«
Er überlegte. Es war klar, dass sein Auftraggeber ihn hereingelegt hatte. Kein Killer nahm den Auftrag an, einen FBI-Agenten zu töten. Selbst wenn es ihm glückte, wusste er, dass er eine gnadenlose Verfolgung zu erwarten hatte. Niemand nahm dieses Risiko für Geld auf sich. Er bildete davon keine Ausnahme. Er hatte es einfach nicht gewusst.
»Okay«, sagte er und zog die Oberlippe hoch. »Ich pack aus. Kriege ich ’ne Zigarette?«
»Klar«, sagte Phil und hielt ihm das Päckchen hin.
Er reagierte blitzschnell, schlug Phil den Arm herunter. Gleichzeitig versuchte er, einen Fußtritt in meiner Richtung zu landen.
Ich wich aus, schob das Bein vor, und als er losstürmen wollte, kippte er zu Boden.
»Seit wann reden wir denn mit Händen und Füßen«, sagte Phil missbilligend.
Ich packte ihn am Kragen und stellte ihn auf die Beine.
»Du wolltest uns was erzählen. Also los!«
Er atmete schwer.
»Okay, G-men. Habt gewonnen. Aber der Kerl soll mit verlieren. Dieser Hund. Einen Clayton legt man nicht umsonst aufs Kreuz.«
»Wer hat dich aufs Kreuz gelegt?«, fragte ich.
»Newport«, sagte der Gangster triumphierend.
Ich sah auf die Uhr. Es war kurz vor sieben.
»Und wie hat er es gemacht?«, fragte ich skeptisch.
»Er hat über einen Mittelsmann bei mir angetippt. Wir haben die Sache ausgehandelt. Aber der Mittelsmann sagte kein Wort davon, dass ich es mit Bullen zu tun hätte!«
»Und wer ist der Mittelsmann?«
»Weiß ich
Weitere Kostenlose Bücher