0392 - Der Mörder mit dem Gittertrick
Adresse des Cola-Drivers. Ich gab ihm dann meine Nummer und bat ihn, mich sofort anzurufen, falls ihm noch etwas einfallen sollte.
»Na, was hältst du von der Geschichte?«, wandte ich mich an Phil.
»Die Gangster haben vermutlich untereinander Streit bekommen«, meinte er. »Wahrscheinlich konnten sie sich bei der Verteilung der Beute nicht einigen. Denk doch nur daran, dass Spirelli noch einmal umkehrte und dem toten Ed Slater das Geld aus der Tasche holte.«
»Und wie erklärst du dir, dass nach Ansicht vom Doc Ed Slater nicht aus nächster Nähe erschossen wurde? Damit kann Spirelli doch nicht der Mörder von Slater sein.«
»Der Mörder von Slater muss an der Pendeltür gestanden haben«, spann mein Freund den Faden weiter. »Und meiner Meinung nach war es Marlowe, der den Schuss abgegeben hat. Das passt doch alles ausgezeichnet zusammen.«
»Genau. Wir sind jetzt ein ganzes Stück weiter«, meinte ich und ging zu den anderen Kollegen hinüber. Sie waren mit ihren Untersuchungen fast fertig. Dann kam ein Kellner, der seine Freistunde außerhalb des Hotels verbracht hatte. Ich verhörte ihn, aber er konnte uns natürlich nicht viel sagen. Ed Slater erkannte er wieder. Er hatte schon mehrmals in dem schäbigen Kasten gewohnt.
Zusammen mit den anderen Kollegen, die nach dem Abtransport der beiden Toten zurückblieben, kämmten wir dann die einzelnen Zimmer durch. Das Haus war nur spärlich besetzt. Keiner der zwielichtigen Gäste hatte angeblich etwas von der Schießerei vernommen.
Trotzdem hatten wir noch einen kleinen Erfolg, denn in einem Apartment im dritten Stock stöberte ich einen lang gesuchten Erpresser auf. Er war so verblüfft, dass er keine Schwierigkeiten machte und sich ohne Gegenwehr abführen ließ.
Nach fast zwei Stunden brach ich die Untersuchung im Hotel ab. Ich hatte inzwischen festgestellt, dass weder Marlowe noch einer seiner Gangster in dem Haus gewohnt hatten, obwohl ich eigentlich fest damit gerechnet und Phil im Geiste schon weiteres Belastungsmaterial und vor allem einen Teil des geraubten Geldes sichergestellt hatte.
Wir fuhren zum Office zurück. Trotz erhöhter Alarmbereitschaft waren keine weiteren Spuren von Marlowe und den anderen beiden Gangstern entdeckt worden. Billy Wilder konnte mir allerdings schon den Bericht des Medizinmanns vorlegen.
»Die Nummern stimmen mit der Liste überein«, sagte er noch ganz beiläufig.
»Na also, jetzt haben wir den Beweis, dass die Scheine, die wir bei Slater gefunden haben, aus dem Überfall auf die Manhattan Bank stammen.«
Bevor ich eine Antwort geben konnte, schrillte das Telefon. Ich legte den Bericht unseres Medizinmanns aus der Hand und langte nach dem Hörer.
***
»Wo ist denn der Schlitten geblieben?«, knurrte George Norman und gab noch mehr Gas. »Ich kann ihn nicht mehr sehen.«
»Wir sollten froh sein, dass er weg ist«, gab Spirelli ungerührt zurück und blätterte die Bündel mit den Geldscheinen durch. »Hab keine Sehnsucht, den Kerlen noch einmal zu begegnen. Wenigstens jetzt nicht.«
»Mit anderen Worten heißt das, dass wir uns absetzen und türmen, he?«
»Wenn du’s so nennen willst, von mir aus auch türmen. Ich habe schon einen Plan, Norman. Verdammt, ich habe doch nicht alle Scheinchen aus der Tasche von Slater geholt. Es fehlen zwei Mille von seinem Anteil.«
»Vielleicht hat er sie nicht mehr gehabt«, warf Norman hin.
»Wo soll er sie denn gelassen haben? Meinst du, er hätte die Scheine auf dem Weg zum Hotel einzeln aus dem Fenster flattern lassen?«
»Gib mir lieber meinen Anteil rüber«, verlangte Norman. »Ist doch klar, dass das Geld auch ehrlich geteilt wird!«
»Brauchst keine Angst um deine Cents zu haben«, knurrte Spirelli und schob dem anderen Gangster einige Bündel in die Jackentasche.
»Und dann kannst du mir vielleicht auch mal deinen Plan verraten, Spirelli. Oder willst du den für dich behalten?«
»Ich denke nicht daran«, antwortete der Gangster mit dem faltigen Gesicht rasch, denn er merkte das Misstrauen, das hinter der Frage steckte. »Hast du etwa Angst, dass ich dich im Stich lassen würde? Schlag dir das aus dem Kopf! Es ist besser, wenn wir zusammenbleiben. Da können wir gegen Brian mehr ausrichten. Und wenn wir an Marlowe rankommen, dann können wir ihm zu zweit besser heimzahlen, was er verdient.«
»Den Spaß möchte ich auf keinen Fall versäumen«, gestand Norman und grinste hämisch. »Darauf freue ich mich schon jetzt, wie wir’s ihm heimzahlen werden, dass
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