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0392 - Der Rachedolch

0392 - Der Rachedolch

Titel: 0392 - Der Rachedolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das Bett sinken. »Wir sollten wohl einen Arzt anfordern«, sagte Spokayne. »Wo ist Ihr Telefon?«
    »Kein… Arzt…«, brachte Zamorra mühsam hervor. »… sinnlos…«
    Spokayne hob die Brauen.
    »Lassen Sie uns ein paar Minuten allein«, bat Nicole.
    Schulterzuckend verließ Spokayne das Zimmer.
    »Die Schnittverletzung«, sagte Nicole leise. »Du bist vergiftet worden, cherie. Warum leugnest du es ab? Und warum hast du nicht versucht, etwas dagegen zu tun? Das Amulett…«
    Zamorra richtet sich plötzlich halb auf.
    »Es geht schon wieder«, sagte er. »Ich glaube, ich bin nur im Gehen eingeschlafen.«
    Der Ausdruck seiner Augen war wieder fast normal.
    Nicole öffnete sein Hemd und tastete über die Brust. Von der Schnittwunde war nichts mehr zu sehen. Aber die Stelle fühlte sich knochenhart an. Die verhärtete Fläche war bereits von der große zweier Handflächen. Nicole klopfte mit dem Fingerknöchel dagegen. Es klang wie Holz… oder Glas…
    »Was ist das hier?« fragte sie. »Diese Verhärtung ist doch nicht normal.«
    »Es breitet sich aus«, sagte Zamorra. »Aber es hat nichts zu bedeuten.«
    »Das glaubst du doch nicht mal im Traum.« Sie nahm das Amulett vom Nachttisch und legte es ihm auf die Brust. Aufmerksam beobachtete sie, wie er reagierte - überhaupt nicht!
    »Vielleicht sollten wir doch einen Arzt benachrichtigen«, sagte sie. »Er könnte vielleicht noch etwas unternehmen. Blutaustausch, eine Hauttransplantation an der befallenen Stelle. Oder vielleicht…«
    »Mach dir keine Mühe«, sagte der Parapsychologe. »Das ist nur vorübergehend. Du siehst doch, daß ich schon wieder kräftiger bin. Es geht vorbei. Ich bin eben nur müde. Beruhige dich, Nici. So schnell bringt mich nichts um.«
    »Ich glaube es nicht«, sagte sie. »So wie heute habe ich dich noch nie erlebt. Du bist teilnahmslos und desinteressiert, du bist schwach wie eine neugeborene Maus… Zamorra, cherie, laß dir helfen. Ich will dich nicht verlieren.«
    »Nun mach aber mal einen Punkt!« protestierte er energisch; kräftiger, als sie es ihm nach den letzten Stunden zugetraut hätte. »Mach doch nicht dich und andere verrückt. Du verlierst mich schon nicht, keine Sorge. Unkraut vergeht nicht. Weißt du was? Laß mich ein paar Stunden in Ruhe, danach bin ich wieder ganz der Alte.«
    »Zamorra…«
    Er drückte ihre Hand. »Nun geh schon. Spokayne langweilt sich sonst und stellt irgend welche Dummheiten an. Zeig ihm, wo das Telefon steht, damit er nach dem Ewigen fahnden lassen kann.«
    Nicole sah ihn skeptisch an.
    »Vorher kannst du mir noch einen aufmunternden Kuß geben«, schlug er vor. »Das belebt einen müden Geist wieder.«
    Nicole küßte ihn. Dann erhob sie sich. Zögernd ging sie zur Tür. Sie war nicht sicher, ob sie seinen Worten glauben sollte. Aber… er mußte ja schließlich selbst am besten wissen, wie es um ihn stand. Sie wußte, mit welcher Zähigkeit er am Leben hing und kämpfte. Wenn er wirklich bedroht war, würde er kaum so apathisch reagieren und alles über sich kommen lassen. Er würde von sich aus versuchen, etwas zu unternehmen. Wahrscheinlich war er wirklich nur müde. Und immerhin klang er jetzt, da er auf dem Bett lag, schon wieder entschieden kräftiger als zuvor im Wohnzimmer.
    »Soll ich dich ausziehen?« fragte sie.
    »Laß nur. Das mache ich schon. Kümmere dich um unseren Gast.«
    Nicole verließ langsam das Zimmer. Einen Moment lang blieb sie noch draußen vor der Tür stehen. Restlos überzeugt war sie immer noch nicht. Unsicherheit nagte an ihr. Was war richtig, was war falsch? Machte sie nicht einen riesigen, nicht wieder gutzumachenden Fehler, wenn sie auf ihn hörte und ihn sich selbst überließ?
    Aber dann gab sie sich einen Ruck und sah nach, wo Spokayne geblieben war. Schließlich konnte sie ja immer wieder nach Zamorra sehen. Und wenn sein Zustand sich weiter verschlechterte, konnte sie immer noch eingreifen…
    ***
    Zamorra sah auf die geschlossene Tür. Er fühlte sich eingesperrt. Nicht nur in diesem Zimmer, sondern auch in seinem Körper, der einem unmenschlichen Zwang unterlag und die Kontrolle übernommen hatte über den Geist.
    Nicole hatte recht.
    Zamorra war durch den Dolch vergiftet worden, und er wußte es jetzt. Die sich ausbreitende Verhärtung würde ihn töten. Etwas ging mit seinem Körper vor, das er nicht begriff.
    Das Schlimmste war, daß er nicht einmal in der Lage war, darüber zu spechen. Eine unheimliche Macht in ihm verhinderte es, blockierte ihn

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