0392 - Der Rachedolch

Titel: 0392 - Der Rachedolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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förmlich. Er kam nicht dagegen an. Gegen jede Beeinflussung von außen hätte er ankämpfen können. Gegen diese, die von innen kam, konnte er es nicht.
    Warum nur ließ sich Nicole von ihm bereden? Warum handelte sie nicht gegen seinen Willen und versuchte zu helfen? Er wurde doch gezwungen, Ausreden zu formulieren, sie zu beruhigen. Dabei wußte er, daß er starb.
    Es ging immer schneller.
    Er war jetzt noch einmal kräftiger geworden, aber das würde bald wieder vergehen. Es war eine Abwehrreaktion der unheimlichen Kraft in ihm, die Nicole hatte beruhigen wollen. In Wirklichkeit war er bereits dem Tode nah.
    Wie lange noch? Wieviel oder wie wenig Zeit blieb ihm noch?
    Langsam hob er einen Arm und tastete nach der Verhärtung an seiner Brust. Sie hatte sich wieder ausgedehnt, bedeckte jetzt schon seinen halben Brustkorb wie eine Panzerschale.
    Ich verwandele mich in eine Schildkröte, dachte er. Langsam, aber sicher. Oder in ein Insekt.
    Aber er würde die Verwandlung nicht überleben. Er würde vorher tot sein. Die Verhärtung ging auch in die Tiefe. Zwar nicht so schnell, wie sie sich an der Hautoberfläche ausdehnte, aber immerhin… Er hatte bereits Schwierigkeiten mit der Lunge. Noch ging es, noch konnte er atmen. Aber wie lange noch? Und wann würde die Verhärtung sein Herz erstarren lassen?
    Versteinerung, dachte er. Medusa-Effekt. So etwas hatte er seinerzeit Kampf gegen Medusas Gorgonenschwester Euryale, die Schlangenhaarige, schon einmal erlebt, nur war es da weitaus schneller gegangen. Und später hatte er mit Selbsthypnose eine Versteinerung verhindern können.
    Aber das hier war etwas ganz anderes.
    Dort, wo das Amulett lag, spürte Zamorra, daß die Verhärtung nicht ganz so schnell vonstatten ging. Er nahm die Silberscheibe von seiner Brust und ließ sie neben dem Bett auf den Fußboden fallen.
    Warum schreie ich nicht um Hilfe? Warum kann ich es nicht ? durchfuhr es ihn immer wieder. Sein Unterbewußtsein schickte peitschende Impulse, versuchten ihn aufzurichten und zum Kämpfen zu veranlassen. Doch das andere in ihm war stärker, der Mörder-Effekt. Zamorra konnte nicht mehr kämpfen.
    Kraftlos sank er in die Kissen zurück.
    »Hilfe«, krächzte er. »Warum hilft mir keiner?«
    Aber niemand konnte ihn hören.
    ***
    Kurz vor Yeovil hielt der schwarze Bentley auf Sigmas Anweisung hin an. Sigma rief die Transportkugel aus den Wolken herab, die dem Wagen ständig gefolgt war. Er verlud das Infrarotsichtgerät wieder in die Kugel; er brauchte es jetzt nicht mehr. Es konnte zum Arsenal zurückgeflogen werden. Wenig später verschwand die Kugel rasend schnell mit leise pfeifendem Antrieb am Nachthimmel.
    Der Nebel wurde allmählich dichter und höher. Sigma störte das nicht. Für ihn war es nur eine Ansammlung winziger Tröpfchen kondensierten Wassers, zwischen denen er mühelos hindurchsehen konnte.
    Mehr nicht…
    Er wußte jetzt, welchen Fang er gemacht hatte. Gryf ap Llandrysgryf, ein Druide vom Silbermond! Vermutlich gar der älteste von ihnen nach Merlin. Gryf galt als einer der besten Freunde Zamorras und als einer seiner wichtigsten Mitstreiter, eine Art zweiter Säule, auf die sich die Dämonenjäger-Crew stützte.
    Zamorra lag im Sterben oder war bereits tot. Wenn jetzt auch noch der zweite Mann der Crew ausgelöscht wurde, war der Rest der Truppe erledigt, demoralisiert.
    Oder sie würden erst recht kämpfen!
    Sigma versuchte, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen. Er kam auf gleiche Werte für beide Möglichkeiten. Das bedeutete, daß er die Entscheidung über Leben und Tod des Druiden nicht allein treffen durfte.
    Wenn es nach ihm selbst gegangen wäre, hätte er Gryf sofort getötet. Aber vielleicht gab es noch andere Möglichkeiten, ihn unschädlich zu machen.
    Sigma mußte höhere Weisungen einholen. Er mußte sich mit dem ERHABENEN in Verbindung setzen. Der hatte ihm den Auftrag gegeben, Zamorra zu töten, er würde also äuch brennend an weiteren Mitgliedern der Zamorra-Crew interessiert sein. Deshalb war es besser, sich sofort an den ERHABENEN selbst zu wenden, statt an Rho oder Omikron.
    Sigma benutzte seinen Dhyarra-Kristall und bemühte sich, eine Verbindung zum ERHABENEN herzustellen…
    ***
    Nicole hatte die Polizei informiert. Sie wollten nicht, daß Spokayne möglicherweise Schwierigkeiten bekam, weil er »im fremden Revier räuberte«. Immerhin war er erstens nicht im Dienst und zweitens hier nicht zuständig. So hatte sie von sich aus Meldung gemacht, auf den Fall in der