0394 - Wir stellten den Messermörder
scheint hier auf ihn gewartet zu haben«, sagte ich, »als er Cockey kommen sah, versteckte er sich und brachte ihn um. Dann drehte er die Sicherung heraus und wurde von mir überrascht. Als ich Cockey fand, schoss er auf mich.«
»Merkwürdig, dass er nicht wieder ein Messer für den Anschlag auf dich benutzte«, warf Phil ein.
»Der Fall war wohl nicht vorgesehen, dass ich dazwischenkam«, erwiderte ich, war aber selber nicht von diesem Argument überzeugt.
»Ist Ihnen etwas aufgefallen in der letzten Zeit, Miss Britt?«, fragte ich behutsam.
Sie zögerte etwas. »Shed hatte ein paar Mal Besuch, der mir nicht geheuer vorkam«, sagte sie.
»Und wissen Sie, um wen es sich bei dem Besucher handelte?«
»Ich habe ihn nur einmal flüchtig gesehen. Jedenfalls hat Shed ihm eine Menge Geld gegeben.«
»Würden Sie ihn wiedererkennen, Miss Britt?«, fragte ich gespannt.
»Ich weiß nicht recht, vielleicht.«
Wir entließen sie mit der Aufforderung, am nächsten Tag im Distriktgebäude vorzusprechen. Sie sollte sich ein paar unserer Alben ansehen und versuchen, den Unbekannten herauszufinden.
»Glaubst du, dass Cockey selber die Polizei angerufen hat?«, meinte Phil zweifelnd.
»Möglich. Der Mörder wird es kaum getan haben. Und als Cockey erfuhr, dass ich ihn sprechen wollte, dachte er, ich sei sein Mörder, denn die Karte mit dem Messer, die er in der Brieftasche hatte, wusste er zu deuten.«
»Er wollte dich also in die Hände der Polizei spielen.«
Einer der Beamten brachte ein Tonbandgerät.
»Vielleicht ist da etwas Interessantes drauf«, sagte er und öffnete den Deckel. Eine halb volle Spule war aufgelegt.
»Stellen Sie es mal an«, sagte ich müde.
Wir hörten etwas Tanzmusik, dann belangloses Geplapper, wie man es in Sektlaune von sich gibt. Die Stimme schien Britt zu gehören. Zwischendurch das Läuten eines Telefons. Eine männliche Stimme meldete sich. Es war Shed Cockeys Stimme.
Er sprach erregt mit seinem Partner. »Ja, verdammt, es eilt«, hörten wir zwischen der Musik.
»Das ist deine Sache«, kam die Stimme wieder. Gebannt lauschten wir weiter.
»Polly’s Bar, kennst du doch«, klang es überlaut, »ich werde…«
In diesem Moment war das Band abgeschaltet worden. Nur noch das leere Rauschen war zu vernehmen.
»Wir werden die Kneipe durchkämmen, bis wir hinter das Geheimnis kommen«, sagte ich hart. »Ein Zusammenhang besteht zwischen Polly und den Toten von Manhattan, denn auch Camden und Prescott, die ersten Opfer des Messermörders, haben dort verkehrt.«
Außer einem halben Fingerabdruck am Fensterbrett des Badezimmers hatte der Messermörder keine Spuren hinterlassen.
Sorgfältig zogen wir den Print auf Folie. Es war der kleinere Teil eines Ringfingers.
Wie üblich trug der Griff des Messers keinen Abdruck.
***
Phil und ich verließen als letzte die Wohnung. Wir waren beide nicht gerade bester Stimmung. Fast unter meinen Augen war ein Mann ermordet worden, auf den aufzupassen ich mir vorgenommen hatte. Und ich wusste immer noch nicht, wer der Mörder war.
Es gab nur eines. Wir mussten Shore diesmal gründlich auf den Zahn fühlen. Und das duldete keinen Aufschub mehr.
Trotz der späten Nachtstunde kamen wir nur langsam vorwärts. Eine ganze Menge New Yorker war noch unterwegs.
Und mitten unter ihnen lief ein Mann frei herum, der vier Morde auf dem Gewissen hatte.
Phil stellte per Funk eine Verbindung zum Hauptquartier her. Er ließ Mr. High ausrichten, dass wir uns den Schlupfwinkel Shores noch einmal ansehen wollten.
Wir rollten durch den Lincoln Tunnel nach Union City hinüber. Als wir rechts abbogen und auf die Tonnelle Avenue kurvten, machte Phil mich zum ersten Mal auf den Buick aufmerksam.
Ich behielt den Rückspiegel im Auge, sah aber nur die aufgeblendeten Lichter des Wagens, der hinter uns fuhr.
»Er hängt seit zwei Meilen an unserer Stoßstange«, knurrte Phil. »Vorhin, als wir um die Kurve fuhren, sah ich, dass es ein neuer Buick ist.«
»Und wie viele sitzen drin?«
»Ich glaube, nur einer. Falls die anderen nicht volle Deckung genommen haben.«
Ich verlangsamte etwas unser Tempo, doch der Buick machte keine Anstalten, uns zu überholen.
»Nimm den Turnpike«, schlug Phil vor, »wenn er uns folgt, schnappen wir ihn uns an der Sperre.«
Gemächlich bog ich jetzt links ab und kam auf den Zubringer zum New Jersey Turnpike. Da das Benutzen dieser Autobahn gebührenpflichtig ist, sind an jeder Einfahrt Sperren errichtet, an denen man seinen
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