0394 - Wir stellten den Messermörder
»Ich werde Sie bei La Guardia anmelden, damit Sie auf dem Flugplatz feststellen, ob Shore ein Ticket gebucht hat.«
Ich legte den Mädchen an den Ticketschaltern das Bild von Shore vor, doch niemand konnte sich an ihn erinnern.
Aus den Passagierlisten war kein Hinweis zu entnehmen. Nicht einmal ein ähnlich klingender Name war eingetragen.
Eine letzte Möglichkeit gab es. Ich ließ die Passagierlisten der Las Vegas direkt anfliegenden Maschinen fotokopieren, sortierte die weiblichen Fluggäste aus und hatte noch 167 Namen übrig.
Es galt, alle diese Personen zu überprüfen.
Als ich in das Hauptquartier zurückkam, krempelte ich unsere Telefonzentrale um. Jeder Passagier, der im Telefonbuch stand, wurde angerufen. Die Kollegen, die mir dabei halfen, leierten jedes Mal das gleiche Sprüchlein herunter.
Die Antworten reichten von Empörung über Blödeleien bis hin zu faulen Witzen.
Die Spesenrechnung stieg, aber schließlich blieben vier unauffällige Namen, die im Telefonbuch nicht verzeichnet waren.
Zwei fanden wir im Branchenverzeichnis von der Bronx und Queens. Der dritte Name stand im Fahndungsbuch. Wir entdeckten es rein zufällig.
Blieb ein Mr. Anthony Smith, mit Flug Nr. 23 A der Interamerican Airways vor neun Stunden nach Las Vegas gestartet.
***
Der Sonnenaufgang aus den Wolken gesehen, ist jedes Mal ein neues Erlebnis. Trotz meines Liegeplatzes war ich um halb sechs Uhr hellwach und packte den Batterierasierer aus.
Phil schlummerte mir gegenüber wie ein unschuldiges Baby. Das Geräusch der vier Triebwerke des Düsenclippers störte ihn nicht im geringsten.
»Wir landen in zwanzig Minuten in Las Vegas«, flötete die Stewardess.
Ich ließ mir das Frühstück bringen und weckte Phil.
Als wir durch die Sperre des pompösen Flughafengebäudes kamen, stand ein kleines Männchen in einem abgetragenen Trenchcoat in der Halle und musterte alle Ankömmlinge.
Als er uns sah, tippte er kurz an den Hut und schlenderte zur Kaffeebar, die sich neben dem Ausgang befand.
»Das wird Dunhill sein«, sagte ich zu Phil und deutete auf die Erscheinung. Mr. High hatte uns noch vor unserem Abflug mitgeteilt, dass der FBI-Agent Dunhill vom Las Vegas-Distrikt uns erwarten würde.
Wir stellten uns neben ihn und bestellten zwei Glas Mineralwasser.
»Hat man euch in New York den Whisky gesperrt oder ist das Gehalt alle?«, lästerte Dunhill.
Er war erheblich kleiner als ich und hatte ausgesprochen faltige Gesichtszüge. Dunhill galt als das Ass der L. V.-G-men.
»Whisky gibt es nur zum Zähneputzen«, sagte Phil und nippte mit eiserner Selbstbeherrschung an dem Wasser.
Nachdem wir uns etwas berochen hatten, verließen wir den Flughafen. Draußen parkte ein alter, aber gepflegter Nash.
»Sie suchen also einen Mann namens Shore«, sagte Dunhill, als wir im Wagen saßen. »Ich habe heute Nacht noch alle Unterlagen per Fernschreiber bekommen. Der Auskunft des Schalterbeamten nach ist dieser Knabe tatsächlich gestern hier angekommen.«
»Und seitdem spurlos verschwunden«, knurrte ich. »Das kenne ich jetzt auswendig.«
»Nicht ganz«, lächelte Dunhill, »wir haben sogar den Taxifahrer ausfindig gemacht, der ihn in die Innenstadt gefahren hat.«
»Jetzt nennen Sie uns nur noch das Hotel«, sagte Phil gespannt.
»Er stieg am Fortune Inn aus. Das ist ein Spielsaloon, wie fast jedes zweite Gebäude in dieser Stadt, aber leider kein Hotel.«
»Und seitdem ist er mit Poker beschäftigt?«
»Wir werden dort einen Besuch machen. Ich kenne einen der Angestellten, der ein hervorragendes Gedächtnis hat.«
Der Wagen rollte durch den dichten Verkehr. Obwohl es früh am Morgen war, schien die halbe Stadt unterwegs zu sein.
Am Tage wirkten die riesigen Gerüste der Neonreklamen wie verdorrte Spinnenbeine, die an den Fassaden hochkrochen.
An allen Ecken und Enden parkten Wagen, die Nummernschilder aus allen Staaten Nord- und Südamerikas trugen.
»Die Hälfte der Leute kommt her, um sich nach vier Wochen scheiden zu lassen«, erklärte Dunhill. »Die andere Hälfte lebt von der ersten. Sei es als Anwalt oder Taschendieb. Die ehrlichen Leute kann man an einer Hand abzählen.«
Neben dem Eingang zum Fortune Inn hielten wir. Das Lokal war 24 Stunden am Tag geöffnet, nur das Personal wechselte.
Zielstrebig führte uns Dunhill durch einen dunklen Flur, über eine ausgetretene Holztreppe in den ersten Stock. Der graue Kalk hatte seit mindestens 20 Jahren keine Farbe mehr gesehen.
»Da wohnen die Angestellten in der
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