0394 - Wir stellten den Messermörder
Leuchtturm«, hörte ich meinen Freund Phil aus dem Lautsprecher. »Ziel ist klar, wir erwarten den Sturm.«
Leuchtturm war bei Phils mittelgroßem Wuchs eine bescheidene Übertreibung. Aber die Hauptsache war, er hatte die Falle gründlich aufgebaut, in die das Wild jetzt gehen sollte.
Erwartungsgemäß wurde der Lancia langsamer, als wir uns der Abzweigung zum Frisco Airport näherten.
Hier lag nicht der große Flughafen, den alle internationalen Maschinen anflogen. Ein ehemaliger Ausweichflugplatz aus dem Zweiten Weltkrieg war zum Sportflughafen ausgebaut worden, hatte aber den hochtrabenden Namen beibehalten.
Die gepflegte Straße führte jetzt durch ein Villenviertel, in dem ein Haus dem anderen wie ein Zwilling glich. Es waren kleine Häuser der mittleren Preisklasse, mit Handtüchern statt Gärten.
Und in einem dieser Bungalows wartete Phil mit einem halben Dutzend Kollegen vom Los Angeles-FBI. Sie hatten sich in allen Räumen postiert, die Waffen schussbereit.
Von außen war nichts zu sehen. Jedenfalls erkannte ich das Haus nur an der Nummer. Kein fremder Wagen parkte davor, alle Läden waren geschlossen.
Ich war an der Einfahrt vorbeigefahren, hatte gewendet und kam jetzt erst die Straße entlang. Der Lancia fuhr etwa 200 Yards vor mir. Er sollte mich aus dem Rückspiegel verlieren, um nicht doch noch misstrauisch zu werden.
Jetzt hatte er die Einfahrt zum Haus erreicht. Die Bremslichter glühten kurz auf.
Ich hatte den.Thunderbird in Deckung eines Möbelwagens gestoppt und lugte aus dem Fenster. Aber zu meinem Erstaunen öffnete sich die Tür des Lancias nicht.
Die Kollegen im Haus mussten ihn ebenfalls gesehen haben. Ich konnte ihre Spannung erahnen.
Hatte der Kerl Lunte gerochen? Oder sicherte er erst einmal die Gegend ab?
Ich legte den ersten Gang ein und trat die Kupplung, jeden Moment startbereit.
Da geschah es. Mit durchdrehenden Reifen fuhr der Lancia an. Der Fahrer kauerte sich hinter das Lenkrad und schoss die Straße hinunter.
»Verdammt, er haut ab«, brüllte Phil durch das Sprechfunkgerät.
»An alle! Lancia ist zu stoppen«, gab eine sonore Stimme jetzt durch.
Nur eine halbe Sekunde später hatte ich den Thunderbird aus der Deckung des Möbelwagens gerissen und setzte nach. Rücksichtslos raste der Lancia durch die Straße und über die Kreuzungen.
Erschrockene Fußgänger spritzten zur Seite, ein Wagen konnte nur noch im letzten Augenblick stoppen, um einen Zusammenprall zu verhindern.
***
Die Anweisungen für die einzelnen Funkstreifenwagen kamen wie Trommelfeuer aus dem Lautsprecher. Es mussten mindestens acht Wagen im Einsatz sein.
Nach drei Minuten waren wir außerhalb des Vorortes. Die Straße zog sich im Bogen an dem Drahtzaun des Flughafens vorbei.
Ich hatte auf sechzig Meter aufgeholt. Hinter mir hing ein Funkwagen und räumte mit seiner Sirene und dem Rotlicht die Straße.
An der nächsten Kreuzung, etwa eine halbe Meile vor uns, tauchte ein anderer Wagen auf und stellte sich quer.
Ich sah die beiden Beamten herausspringen und ihre Revolver ziehen. Dann gingen sie in Deckung.
Während ich ins Schulterhalfter griff, erschien plötzlich der Arm des Verbrechers im Fenster seines Wagens. Er hatte eine Tüte in der Hand, aus der kleine Gegenstände purzelten.
»Krähenfüße«, schoss es mir durch den Kopf. Ich bremste mit Gewalt und versuchte auszuweichen. Es war umsonst.
Die verteufelten Dinger hatten sechs Zacken, von denen immer drei nach oben zeigten. Ich spürte, wie meinen Reifen die Luft wegblieb. Zum Glück waren es Sicherheitsreifen, die nicht auf einen Schlag platzen konnten.
Der Wagen klebte jetzt wie in flüssigem Honig. Nach dreißig Yards stand ich, mit vier platten Reifen.
Hinter mir dasselbe Bild. Fluchend sprangen die Cops aus ihrem Fahrzeug.
Jetzt glaubte ich, der Lanciafahrer habe die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, schoss der Wagen scharf rechts an der Grasnarbe entlang. Dann wurde er auf zwei Reifen nach links in die Kurve gerissen.
Zu meinem Erstaunen wurde der Lancia nicht umgeworfen. Er fegte über die Grasnarbe und schien zu fliegen.
Der drei Meter hohe Maschenzaun wurde von ihm spielend durchbrochen. Es sah aus, als zerreiße ein Haifisch ein Netz für Goldfische.
Schlagartig wurde mir der Fluchtweg klar. Ich griff den Hörer und rief den Kontrollturm, der auf der gleichen Frequenz hörte.
»Geben Sie Startverbot für alle Maschinen«, brüllte ich. »Stoppen Sie, wenn möglich, den
Weitere Kostenlose Bücher