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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ist er doch nur eine Sagengestalt, und Riesen, die aus Mäusen entstehen… da könnte man ja auch glauben, daß aus einer Mücke tatsächlich ein Elefant werden könnte… und das muß man sich auch erst mal bildlich vorstellen!«
    »Trotzdem ist das, was Herr Grundl gehört hat, der Zauberspruch, mit dem Laurin seinerzeit seine Freunde, die Riesen, rufen konnte!« behauptete Zamorra.
    »Woher willst du das denn wissen?« fragte Nicole. Daß Zamorra von Magie und vor allem von Zaubersprüchen eine Menge wußte, war ihr klar. Er hatte sie alle lernen müssen, um sich böser Magie erwehren zu können, und immer wieder, wenn andere Zaubermittel sich als unzulänglich erwiesen, war ein Zauberspruch die letzte Rettung gewesen. Aber daß ausgerechnet dieser Reim so ein Zauber sein sollte, und daß er dann auch noch in der Laurin-Sage Vorkommen und darüber hinaus echt sein sollte, war ihr doch etwas zu dick aufgetragen.
    »Damals, als wir in der Höhle den Meegh-Spider fanden und mit einem Zeitparadoxon vernichten konnte, habe ich mich mit Signor Rudolfo lange über Alpen-Höhlen unterhalten, und dabei kam die Sprache selbstverständlich auch auf Laurins Zauberreich in den Felsen. Rudolfo nannte mir Laurins Zaubersprüche, die auch im Sagenmaterial erwähnt werden… aber erst seit heute weiß ich, daß diese Sprüche tatsächlich funktionieren!«
    Leitner schüttelte den Kopf. Er konnte es immer noch nicht fassen, mit welcher Leichtigkeit hier über Sagengestalten geredet wurde, als habe es die wirklich gegeben.
    Zamorra wußte es. Den Zwergenkönig Alberich hatte es ja auch gegeben, denn sonst hätte seinerzeit Michael Ullich nicht mit dessen Tarnkappe herumwirbeln können, die er schließlich irgendwann wieder im Rhein versenkt hatte, weil ihm ihr Einsatz mehr und mehr unnatürlich vorkam. Und wenn es Alberich gegeben hatte, warum dann nicht auch Laurin? Die Frage war nur, wie dieser Mächtigste aller Alben fast fünfzehn Jahrhunderte überlebt hatte.
    Aber Langlebige waren im Universum keine Seltenheit. Gryf, der Druide, bewegte sich schon seit gut achttausend Jahren auf der Erde und sah immer noch wie ein Zwanzigjähriger aus. Und der schottische Lord Saris besaß Unsterblichkeit einer anderen Art - er wurde ständig wiedèrgeboren, und jeder Körper, den sein Geist in Besitz nahm, lebte genau ein Jahr länger als sein Vorgänger. Deshalb kannte er seinen Todestag genau, und sein einziges Problem war, jedesmal rechtzeitig vorher einen »Erbfolger« zu zeugen, in den sein Geist überwechseln konnte, wenn der alte Körper starb und der neue zur gleichen Stunde geboren wurde.
    Warum sollte dann nicht auch Laurin 1500 Jahre hinter sich gebracht haben?
    Zamorra erhob sich. Den angebotenen Wein hatte er nicht angerührt. Jetzt berührte er leicht Nicoles Schulter.
    »Jetzt wissen wir, wo wir Sibylle Leitner finden können… in Laurins Höhlen, und da holen wir sie wieder heraus. Danach kommen wir gern auf Ihre Gastfreundschaft zurück, Frau und Herr Leitner… aber für Herrn Grundl sollten Sie tatsächlich einen Arzt rufen…«
    Nicole folgte ihm nur zögernd.
    In der Tat wandte Zamorra sich noch einmal um. »Wenn Ihnen auf ihrer Hofstätte wieder Mäuse über den Weg laufen… dann sehen Sie zu, daß Sie in Deckung gehen, wenn Sie dabei diesen Zauberreim hören! Denn dann sind Laurins Riesen wieder unterwegs…«
    ***
    Sibylle Leitner stand vor dem Zwergenthron.
    Von den Riesen war nicht einmal mehr der Gestank wahrzunehmen, der Sibylle während der Hetzerei durch die Berge ständig in die Nase gestiegen war. Hier in dem Höhlensystem mußte es eine hervoragend funktionierende Belüftung geben. Die Atemluft war zwar dünn, aber frisch. Trotzdem war kein Luftzug festzustellen. Die Flammen der Fackeln rechts und links neben dem Thron brannten ruhig.
    Sie konnten nur symbolischen Charakter haben. Das Licht in dieser Thronhöhle kam aus unzähligen Kristallen und Edelsteinen, wurde vielfarbig reflektiert und zu einem einschmeichelnden Farbton vermischt, der angenehm auf die Augen wirkte.
    Über Hunderttausende von Spiegeln und Diamanten mußte das Tageslicht von draußen in den Berg geleitet werden, und wahrscheinlich gab es auch eine Möglichkleit, dieses Tageslicht zu speichern und nach Bedarf wieder abzugeben, denn jetzt war es draußen noch dunkel.
    So mußte es hier schon vor tausend und zweitausend Jahren ausgesehen haben. Sibylle betrachtete die Kleidung der Zwerge, den Stil der zahlreichen Gegenstände und

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