Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
zurück.
    Nach außen war das Land der Seelenlosen abgeschottet. Es war praktisch unmöglich, daß jemand aus der Menschenwelt von dort direkt eindringen konnte. Jemand mußte diesem goldhaarigen Weib, das sich nicht schämte, in der Öffentlichkeit unbekleidet zu sein, den Weg gebahnt haben.
    Verrat?
    Sollte Laurin wieder einmal eine seiner seltsamen Anwandlungen haben und versuchen, Menschen für seine umstürzlerischen Pläne zu gewinnen?
    »O nein, Laurin«, murmelte Sintram. »Euch tun Wir den Gefallen nicht, Uns auf eine Palastrevolte einzulassen. Ihr wollt Uns doch nur vom Thron stürzen, damit ihr endlich sterben könnt… aber das lassen Wir nicht zu!«
    Sintram schloß die Augen und konzentrierte sich auf das, was die Raben ihm übermittelt hatten. Er sah, was sie gesehen hatten, und er sah eine wunderschöne Frau im Durchlaß zwischen Berg und Land verschwinden. Eine Frau, deren Körper atemberaubend war, und als sie sich im Berg einmal umwandte, ehe die Rosenhecke den Durchlaß wieder verschließen konnte, da sah er ihr Gesicht und war hingerissen von ihrer Schönheit.
    »Da habt Ihr Uns ein hübsches Vögelchen ins Nest geholt, Freund Laurin«, murmelte er. Dieses Menschenweib mit dem goldenen Haar erregte ihn weit stärker als das andere, das er gerade erst von den Riesen in den Berg hatte holen lassen. Es war schon fast vergessen.
    »Laurin, immer wieder versucht Ihr Uns zu verraten, alle Jahrhunderte wieder… und Ihr lernt nie dazu«, murmelte Sintram im Selbstgespräch. »Uns dünkt, Wir werden Euch damit bestrafen, da Wir Euch dieses Menschenweib, das betörende, nehmen und es zu Unserer neuen Mätresse machen… ja, das wird das beste sein.«
    Er klatschte in die Hände.
    Ein Diener erschien und verneigte sich.
    »Gehe Er zu Unserem lieben Freund und Gönner Laurin und bitte diesen, sich unverzüglich in Unsere Privatgemächer zu verfügen. Wir wünschen, ein wenig mit Laurin zu plaudern! Auf, auf… und richte Er es ihm aus, Laurin möge allein kommen. Was Wir mit ihm zu besprechen haben, geht keinen Dritten etwas an!«
    »Sofort, Majestät! Ich eile«, versicherte der Diener und huschte davon.
    Sintram grinste. Er erhob sich von seinem Thron, schritt die Stufen der Plattform herunter und verschwand durch eine Seitentür.
    Laurin würde sich seiner Bitte, die ein verkappter Befehl war, nicht entziehen können und hier erscheinen. Ihm offen Befehle zu erteilen, wagte Sintram nicht. Das Volk würde sich vielleicht darüber erregen. Aber Laurin mußte kommen, so mächtig er auch immer noch war.
    Und während er hier war und Sintram ihn für den neuerlichen Verrat zur Rechenschaft zog, konnten die Riesen dieses Menschenweib mit dem goldenen Haar aus Laurins Versteck holen und hierher schaffen. Ha, dieser Laurin glaubte wirklich, daß er, Sintram, dessen Verstecke nicht kannte. Und wie er sie kannte! Er war doch seit einer Ewigkeit der Herr dieser Höhlen, und er wäre ein schlechter Zwergenkönig, wenn ihm nicht jede noch so winzige und versteckte Grotte bekannt wäre.
    Laurin würde sich wundern.
    Und Sintram schwelgte bereits im Vorgenuß, wenn er an diese bezaubernde Menschenfrau dachte.
    Ach ja, da war noch dieses junge Dorfweiblein, das er hatte holen lassen. Das brauchte er nun natürlich nicht mehr.
    Sintram zuckte mit den Schultern. Was sollte es schon? So würde er eben schon jetzt ihre Seele verschlingen und sie zum Tier verwandelt ins Land der Seelenlosen jagen, aus dem es keinen Ausgang mehr für sie geben würde.
    Vielleicht würde sie ein niedliches Kaninchen abgeben…
    Und Sintrams Lachen hallte durch seine Gemächer und verfing sich in den samtenen Wandbehängen.
    ***
    Nicole Duval tippte sich an die Stirn. »Glaubst du im Ernst, hier Laurins Riesen herbeizaubern zu können mit diesem kindischen Reim? Außerdem — werden die uns kaum helfen. Immerhin stehen sie auf der Gegenseite, nicht wahr?«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Sollte er sich getäuscht haben?
    War die Maus, über die er gestolpert war, ein ganz normaler Nager, der nichts mit Laurins Freunden zu tun hatte?
    Er war drauf und dran, den Zauberspruch noch einmal auszuprobieren, als ein Schatten vor ihm und Nicole aufwuchs.
    Höher und höher ragte er auf. Drei, vier Meter hoch, und dann erst kam sein rapides Wachstum endlich zum Stillstand. Breit und massig stand er da in der Dunkelheit.
    »Ich spinne«, flüsterte Nicole. »Das gibt’s doch nicht…«
    »Ich habe dich hergebeten, weil ich deine Hilfe brauche«, sprach

Weitere Kostenlose Bücher