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0395 - Luzifers Paradies

0395 - Luzifers Paradies

Titel: 0395 - Luzifers Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weitausgreifenden Schritten stürmte der Riese den Berg hoch, begann in die steiler werdende Felswand zu klettern und bewegte sich flinker und sicherer als eine Gemse.
    Er leistete sich nicht einen einzigen Fehltritt und fand überall und immer festen Halt. Hier und da rollten ein paar Steinchen weg, und Zamorra fürchtete schon, daß sich das wiederum zu einer Lawine ausweiten könnte, aber nichts dergleichen geschah. Selbst an fast senkrechten Felswänden fand der Riese einen Weg.
    Schon nach kurzer Zeit befand er sich mit Zamorra in schwindelnder Höhe.
    Wenn er mich jetzt fallen läßt, dachte der Parapsychologe, brauche ich mir um meine Rente keine Sorgen mehr zu machen…
    Aber der Riese ließ ihn nicht fallen.
    Er trug den Menschen seinem Ziel entgegen…
    ***
    Sibylle Leitner trug ein bodenlanges, reich besticktes Seidenkleid in rot und weiß. Von Mode-Designern in Paris oder Turin angefertigt, mußte es Hunderttausende von Lire kosten und wäre für sie unbezahlbar gewesen. Aber die Zwerge schwelgten im Reichtum. Sibylle wagte nicht daran zu denken, in welch jahrhundertelanger Arbeit die hier vorhandenen Schätze zusammengetragen worden waren. Sicher, die Zwerge saßen, was Bodenschätze anging, stets direkt an der Quelle. Aber Gold, Erze, Edelsteine mußten nicht nur aus dem Boden gewonnen, sondern auch bearbeitet werden, um überhaupt erst wertvoll zu werden.
    Über und über war sie mit Schmuck behängt. Arm- und Halsreifen, Ohrgehänge, Ringe… allein der Schmuck mußte Millionen Lire wert sein. Unfaßbar, das alles…
    Aber all diese Pracht konnte ihre Angst nicht ersticken. Diese Angst, daß alles so schnell wieder vorbei sein konnte. Sobald Sintram, der Kahlköpfige, das Interesse an ihr verlor, würde sie ihre Seele verlieren und in ein Tier verwandelt werden…
    Sie war entsetzt über die brutale Offenheit, mit der die Zwerge ihr ihre Lage klargemacht hatten. Wollten sie damit jeden Widerstand schon im Aufkeimen zerbrechen?
    Es mußte eine Möglichkeit geben, aus dem Zwergenreich zu fliehen, aus dieser Edel-Hölle, in der ein Zwergenkönig der Oberteufel war. Aus Luzifers Paradies…
    Sie schrak zusammen, als die Tür zu ihrer luxuriösen Kammer aufgestoßen wurde, die trotz allem schlicht eingerichtet war im Verhältnis zu den anderen Räumen und Gängen. Ohne anzuklopfen waren zwei Zwerge eingetreten, die leichte Rüstungen trugen. Sie führten Ketten aus Eisen mit sich.
    Eisen…? Einfaches Eisen in einer Welt, in der Gold so häufig vorkam wie anderswo Sand?
    Sie ahnte Unheil.
    »He«, sagte einer der beiden Gerüsteten. »Du kannst das Geschmeide wieder zurücktun. Du brauchst es nicht mehr.«
    »Was soll das heißen?« fragte sie. Eine böse Ahnung stieg in ihr auf.
    »Du kommst mit uns«, sagte der Zwerg.
    »Zu eurem Herrscher?«
    »Er ist auch dein Herrscher, Menschenfrau. Vergiß das nie - solange es dir noch erlaubt ist zu denken. Aber damit wird es bald schon aus sein. Deinen Herrscher hast du zum vorletzten Mal gesehen.«
    Sie wich zurück bis zur Wand. »Bleibt mir vom Leib«, rief sie entsetzt. Der Schweiß brach ihr aus. Panische Angst stieg in ihr auf, krallte sich in ihr fest. »Weg! Geht weg!«
    Sie warfen sich auf sie.
    So klein sie waren, so groß waren ihre Kräfte. Gegen die beiden Zwerge hatte Sibylle keine Chance, sich erfolgreich zu wehren. Sie legten ihr die Ketten um und fesselten sie damit. Sie nahmen ihr den Schmuck wieder ab und legten ihn in die Fächer und Truhen zurück. Das Kleid ließen sie ihr - aber für wie lange noch?
    In Ketten gefesselt, zerrten die beiden Gerüsteten Sibylle hinter sich her auf den Gang hinaus.
    »Laßt mich«, keuchte sie. »Wohin bringt ihr mich? Warum? Warum tut ihr mir das an?«
    »Oh, du stellst aber viele Fragen, Menschenfrau«, lachte einer der beiden Büttel spöttisch. »Weißt du’s nicht, daß Seine Majestät deiner überdrüssig wurde? Geh deinen letzten Weg in Menschengestalt mit Würde, denn wir bringen dich ins Land der Seelenlosen…«
    ***
    Laurin saß Teri Rheken in seinem Versteck gegenüber. Aus einem edelsteinbesetzten Pokal trank er ihr zu. Teri rührte ihren Wein nicht an, den Laurin ihr persönlich eingeschenkt hatte.
    »Ich brauche deine Hilfe«, wiederholte er seine Bitte einmal mehr. »Nur du mit deiner Zauberkraft kannst du mich retten… und meine Welt, mein Reich wieder zu dem machen, was es vor vielen Jahrhunderten einmal war…«
    »Erst, wenn du mir erzählst, was hier geschieht«, verlangte sie kühl.

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