0396 - Das Versteck in der Zukunft
und zog die eigene Waffe hervor. Er richtete sie auf den Roboter und wartete.
Der hingegen wartete nicht, wenn auch das Ziel längst nicht mehr an der angepeilten Stelle stand.
Mit einem schrillen Pfeifen entlud sich die Strahlwaffe, und das Energiebündel traf ungehindert die glatte Wand des Tunnels. Sie begann sofort aufzuglühen, und Tropfen geschmolzenen Gesteins spritzten nach allen Seiten davon.
In diesem Augenblick registrierte das Positronengehirn des Roboters eine erstaunliche Tatsache, fand aber nicht mehr die Zeit, sie Ordnungsgemäß zu registrieren oder gar zu analysieren. Aus dem Nichts heraus entstand ein greller Energiestrahl, zischte quer durch den Tunnelgang und traf ihn mit voller Wucht zuerst gegen die Brust, dann am Kopf.
Sein kybernetischer Lebensnerv erlosch.
Gucky sah zu, wie der Roboter umkippte und mit donnerndem Gepolter auf den Boden fiel. Er fing keine Funkimpulse auf und wußte, daß der Wächter keinen Alarm mehr gegeben hatte. Über diese Tatsache beruhigt, schob er die Waffe in den Gürtel zurück und marschierte in Richtung Unterwelt weiter.
Nach einer Weile passierte er einige Seitengänge, die er einfach ignorierte. Er sagte sich mit Recht, daß nur der Hauptgang dorthin führte, wo es für ihn interessant sein dürfte. Das lauter werdende Geräusch der Maschinen und Generatoren bestätigte seine Vermutung.
Dann stand er vor einer massiven Metallwand, die er telekinetisch abtastete. Zu seiner Verwunderung fand er, daß die Wand fünf Meter dick war.
Fünf Meter widerstandsfähigster Stahl!
Vielleicht sollte er sich damit zufriedengeben, überlegte er und starrte auf das Hindernis. Es bedeutete kein Problem für ihn, durch die Wand hindurchzuteleportieren, aber er konnte nicht ahnen, was sich auf der anderen Seite befand. Die Maschinenanlage, natürlich, aber was sonst noch? Doch dann siegte die Neugierde und die Gewißheit, daß sie die Wand in jedem Fall durchdringen mußten, früher oder später. Warum also nicht jetzt gleich? Er peilte eine unbekannte Stelle jenseits der Mauer an und teleportierte. Der Sprung ging nur über zehn Meter, und er verlief reibungslos und ohne daß Gucky von fester Materie zur Seite abgedrückt wurde.
Als er rematerialisierte, stand er am Rand einer unübersehbar großen Halle, deren Decke fast fünfzig Meter über ihm von Stahlträgern abgestützt wurde. In der Halle selbst standen die erstaunlichsten Maschinen, die Gucky je gesehen hatte. Zum Teil handelte es sich um Generatorenblöcke und Speicherbänke, aber daneben standen in langen Reihen seltsame Gebilde, deren Sinn dem Mausbiber verborgen blieb. Aber das berührte ihn nicht sonderlich. Wichtig für ihn war nur die Tatsache, daß er sich in der Energiestation aufhielt, die das Zeitfeld erzeugte.
Ein paar Atombomben, und der ganze Spuk war vorbei.
Einen Augenblick lang kämpfte er mit der Versuchung, selbständig zu handeln, wo die Gelegenheit doch einmal so günstig war, aber dann dachte er an Rhodans Befehl, alle Anordnungen Roi Dantons in jedem Fall zu befolgen. Es würde eine Menge Ärger geben, wenn er seine Bomben jetzt legte und zündete. Vielleicht genügten sie auch nicht, alle Maschinen lahmzulegen. Dann konnte er sich auf einen gehörigen Krach gefaßt machen. Er hatte schon gegen die Befehle verstoßen, als er nicht die schützende Höhle für die Freunde suchte, sondern diesen gewagten Ausflug unternahm.
Als plötzlich ein schrilles Läuten durch die Riesenhalle hallte, begann er außerdem noch zu ahnen, daß man inzwischen den außer Gefecht gesetzten Roboter gefunden hatte.
Kein Problem für mich, dachte er verärgert, denn er wäre gern noch ein wenig geblieben, um sich in aller Ruhe umzusehen. Ich kann mir die Lage genau merken und werde den Saal zu jeder Zeit wiederfinden. Unter dem Quadratfundament, tausend Meter nach Westen, zweihundert Meter tief.
Er wartete nicht, bis sich der Alarm in dieser oder jener Form bemerkbar machte und vielleicht sogar Energiegitter entstanden, sondern konzentrierte sich kurzerhand auf das fünfzig Kilometer entfernte Gebirge und teleportierte.
Es ging alles glatt, und als er wieder sehen konnte, stand er am Fuß des Gebirges, wenige hundert Meter unter dem Vorsprung, auf dem seine Freunde auf ihn warteten. Aber er dachte nicht daran, sich ihnen schon jetzt zu zeigen. Vielmehr blieb er unsichtbar, schaltete das Flugaggregat ein und tat dann das, was er schon vor mehr als einer Stunde eigentlich hätte tun sollen.
Er suchte eine
Weitere Kostenlose Bücher