0396 - Mord-Marionetten
er seine linke Hand sehen. Aus der Wunde sickerte noch immer Blut, aber darum durfte er sich in diesen Augenblicken nicht kümmern.
Flucht war das Gebot der Sekunde!
Und so raffte er sich auf, und die in seinem Nacken sitzende Angst peitschte ihn voran.
Er musste in den nächsten Minuten den Parkplatz erreichen.
Wenn er das schaffte, konnte er vielleicht noch etwas retten.
Ascott hatte Glück.
Sämtliche Mord-Marionetten befanden sich im Zelt, sodass er laufen konnte, was seine Füße und Kräfte hergaben…
***
War das meine Chance?
Wenn es tatsächlich noch eine gab, dann jetzt, wo Moira Cargal und vielleicht auch Mr Doll durch die plötzlich aufgeklungene Stimme abgelenkt waren.
Ich versuchte es.
Blitzschnell drückte ich meinen Kopf zurück, wobei ich ihn gleichzeitig anhob, aber dem verdammten Faden nicht völlig entgehen konnte. Er rasierte noch über mein Kinn und riss einen Fetzen Haut weg.
Zwar war Moira abgelenkt, sie hatte aber meine Reaktion noch mitbekommen, nur reagierte sie etwas zu spät, als sie sich duckte und sich auf mich zuwarf.
Ohne Rücksicht auf Verluste wollte sie mich töten, und sie lief dabei in ihre eigene Falle, denn plötzlich scheuerte der Faden auch über ihr Gesicht.
Gefeit gegen Verletzungen war sie nicht. Im Licht des Scheinwerfers sah ich die schräg verlaufende Wunde, aus der das Blut in kleinen Perlen quoll.
Bevor ich eingreifen und die Frau an mich reißen konnte, bewegte sie sich hektisch und brüllte ihre Bitte gegen das Zeltdach. »Nicht mit mir, Mr. Doll. Nicht mit mir.«
Dann tauchte sie weg.
Ich hockte mich hin, um erst einmal einen kleinen Überblick zu bekommen.
Im Hintergrund des Zeltes hörte ich ein Krachen. Da musste jemand zwischen die Stuhlreihen gefallen sein. Schmerzenslaute drangen an meine Ohren. Zumindest einender beiden Männer hatte es im Zelt erwischt. Der dritte war ja draußen getötet worden.
Sicherlich rechneten auch Moira und ihr großer Gönner damit, dass ich ebenfalls den Ausgang suchte. Den Gefallen wollte ich ihnen nicht tun. Ich reagierte genau umgekehrt.
Um eine einigermaßen gute Deckung zu finden, gab es für mich nur eines. Hin zum Altar. Dort konnte ich auf die weiteren Angriffe der sechs Puppen lauern.
Ich kroch auf allen vieren. Nur kein großes Ziel abgeben, das war meine Devise. Und es gelang mir tatsächlich, den Altar zu erreichen, ohne dass eine der Puppen auf mich geschossen oder mich eines der Killerbänder berührt hätte.
Mit dem Rücken der linken Hand wischte ich mir das Blut vom Kinn. Vor mir auf der Altarplatte sah ich die beiden Puppen. Die Fäden waren nicht mehr gespannt. Wie dünne, ringelnde Rauchschwaden stiegen sie vor mir in die Höhe.
Konnte ich sie kappen?
Eine wahnsinnige Idee war durch meinen Kopf geschossen, als ich den Druck des Bumerangs spürte. Doch ich kam leider nicht dazu, sie in die Tat umzusetzen, da ich mich einem ersten Angriff gegenübersah.
Es war unheimlich.
Die Puppe »flog« in einer schrägen Linie auf mich zu. Und sie kam aus der Finsternis unter dem Zeltdach, um plötzlich in den Bereich des Scheinwerfers zu gelangen. Die Killerfäden leuchteten dabei wie poliertes Silberlametta.
Aber es war tödlich. Vier Fäden, die mich umwickeln und umbringen konnten.
Die Puppe trug ein Schwert. Ziemlich lang ragte die Klinge aus ihrer Faust, und das Band, mit dem der rechte Arm verbunden war, bewegte sich von einer Seite zur anderen, als wollte es vor der Attacke noch kurz fintieren.
Voodoo – lebende Leichen – magisch beeinflusst, diese drei Dinge haben einen gemeinsamen Nenner.
Teufelskult!
Und dem entgegen steht das Kreuz, das Zeichen der Erlösung und des absolut Guten.
Bisher hatte ich noch keine der Puppen mit meinem Kreuz angegriffen, doch dies änderte ich in den folgenden Sekunden, als ich es an der Kette hervorzog.
Genau im rechten Augenblick, denn die verfluchte Marionette war schon ziemlich nah.
Ich schwang ihr mein Kreuz entgegen.
Eine kurze Berührung nur reichte aus, um für das Ende dieser unheimlichen Puppe zu sorgen. Sie schüttelte sich, als hätte sie einen heftigen Stoß bekommen, und noch während dieser Bewegung begann die Kraft des Kreuzes zu wirken.
Sie zerstörte die Marionette von innen her. Ich hörte es zischen, die Arme flammten plötzlich auf, die Beine ebenfalls, und auch der Körper blieb nicht verschont.
Gleichzeitig verglühten auch die gefährlichen Killerfäden, an denen die Puppe gehangen hatte. Ich konnte ihnen nachschauen, denn
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