Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

Titel: 0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich zerschlug die Bande des Satans (3 of 3)
Vom Netzwerk:
Antipathien von vornherein auf mich zu lenken, damit sie Phil gegenüber um so aufgeschlossener blieb.
    »Sie haben doch sicher einen Freund?« fragte ich absichtlich plump und direkt.
    Sie wandte mir abrupt das aparte Gesicht zu.
    »Ich wüßte nicht, was das das FBI anginge!«
    »Sehen Sie«, sagte ich unerbittlich, »Wenn Kriminalbeamte ein Verbrechen aufklären sollen, stehen sie immer vor dem Abgrund menschlicher Existenzen. Da spielen überall Leidenschaften, ungezügelte oder unterdrückte Gefühle, gesellschafliche Vorurteile und tausend andere Dinge mit. Es ist unsere Aufgabe, diese Dinge zu klären, aber wie sollen wir das, wenn wir keine Fragen stellen dürfen, die sich auf all diese Dinge beziehen?«
    Sie war nicht nur attraktiv, sie war auch intelligent. Scharfsinnig herrschte sie mich an:
    »Wollen Sie behaupten, daß ich ein Verbrechen begangen hätte?«
    Mit einem einzigen Zeichen gab ich Phil zu verstehen, daß er wieder einlenken sollte. Er verstand sofort.
    »Eine solche Behauptung liegt meinem Kollegen völlig fern, glauben Sie mir«, sagte er verbindlich. Und dann nutzte er die weit verbreitete Abneigung gegen die moderne Bürokratie aus, um uns einen Blitzableiter zu verschaffen. »Siehen Sie, Miß Golling, ich begreife ja völlig, daß Ihnen unsere Fragen taktlos erscheinen müssen. Und wenn unsere Dienstvorschriften nicht wären, würde ich Ihnen ja gern sagen, warum wir diese Fragen überhaupt stellen müssen. So aber muß ich Sie einfach um ihr Vertrauen bitten, wenn ich Ihnen sage, diese Fragen sind wichtig, und sie können vermutlich zur Aufklärung eines Verbrechens beitragen. Sie sind doch eine intelligente Frau, Sie wissen doch, daß man manchmal ein paar persönliche Rücksichten aufgeben muß zum Wohle der Allgemeinheit.«
    June Golling war nicht die erste Frau, die auf Phils Charme hereinfiel. Während sich ihre Miene jedesmal verfinsterte, wenn ihr Blick mich streifte, hellte sie sich jedesmal auf, sobald sie Phil ansah. Und in seiner sanften, suggerierenden Art zu sprechen fiel es ihm gar nicht schwer, noch liebenswürdiger zu erscheinen, als er es im Gegensatz zu meiner abrupten Art ohnedies tun mußte.
    »Na schön, ich will glauben, daß Sie irgendwelche Gründe für Ihre reichlich unverfrorene Neugierde haben. Also gut. Es gibt einen Mann, den ich wahrscheinlich bald heiraten werde.«
    »Würden Sie so freundlich sein, uns den Namen dieses Mannes zu sagen?«
    »Er heißt John Sollish.«
    J und S, dachte ich. Jack Sorrensky. Wie so oft, wenn sich Leute andere Namen zulegen. Aber das war noch kein Beweis.
    »Haben Sie nicht zufällig ein Foto von dem Herrn?« fragte Phil noch immer in seiner höflichen, liebenswürdigsten Art.
    »Nicht von ihm selbst. John ist in dieser Hinsicht etwas eigen. Er findet es albern, von sich Fotos machen zu lassen. Frauen sind da, glaube ich, ein bißchen anders. Und so habe ich ihn einfach heimlich geknipst, als er auf der Straße aus dem Wagen stieg. Warten Sie, ich hole Ihnen das Bild.«
    Sie ging hinauf. Ich rutschte ungeduldig in meinem Sessel hin und her. Wenn es nicht Sorrensky war, konnte es bedeuten, daß alle unsere Gedankengänge in eine völlig falsche Richtung gelaufen waren.
    Schweigend warteten wir. Es dauerte zum Glück nicht lange, bis sie zurückkam und uns ein Amateurfoto hinhielt. Wir brauchten nur einen Blick darauf zu werfen.
    »Na also«, sagte ich. »Unser alter Freund Jack Sorrensky.«
    ***
    Der »Flying Yankee« war nur noch etwa hundert Kilometer von Lincoln Park entfernt. In den Salonwagen war die Beleuchtung auf ein Minimum reduziert. Die meisten Fahrgäste hatten sich längst in die Schlaf abteile begeben und sich vom eintönigen Rattern des Zuges in den Schlummer wiegen lassen. Nur ein paar wenige Unentwegte traktierten sich und den Barkeeper im Tanzabteil noch immer mit harten Drinks, während in der oberen Etage eines Aussichtswagens noch drei oder vier Pärchen unter dem Plexiglasdach saßen und den romantischen Anblick des klaren Sternenhimmels auf sich wirken ließen.
    Hinter der Lokomotive kam der Spezialwagen, der nur viermal im Jahr mitgeführt wurde. Ihm folgten die sechs Packwagen, an die sich der Wagen mit den Schreibabteilen anschloß. Die beiden Sekretärinnen, die stundenweise engagiert werden konnten, lagen ebenfalls schon im Bett. Nur in dem rol lenden Telegrafen- und Telefonamt saß ein müder Clerk und wehrte sich gegen die Versuchung, am Tisch einzuschlafen. Seiner Meinung nach war es absolut

Weitere Kostenlose Bücher