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0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans

Titel: 0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich zerschlug die Bande des Satans (3 of 3)
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idiotisch, anzunehmen, daß nachts um zwei oder drei Uhr ein Fahrgast auf die Idee kommen könnte, ein Telegramm aufzugeben oder ein Telefongespräch anzumelden, aber die Eisenbahngesellschaft verlangte, daß selbst nachts das Telegrafenamt im Zug geöffnet blieb, und so hatte einer der drei Clerks im wechselnden Turnus eine Nacht mutterseelenallein herumzusitzen. Der diensttuende Mann in dieser Nacht hieß Albert Crawler und war 26 Jahre alt.
    ***
    June Golling runzelte die Stirn.
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie. Aber in ihrer Stimme lag bereits eine Ahnung von Furcht. Sie hielt die linke Hand ans Herz gepreßt. Es war eine widerwärtige Sache, und sie war vielleicht am wiederwärtigsten dadurch, weil sie nicht zu umgehen war. Ich ziehe die brenzlichsten Situationen im Kampf gegen die Gangster jener peinlichen, unangenehmen Lage vor, in der wir jetzt waren. Einer liebenden ahnungslosen Frau die Illusionen zu nehmen.
    »Dieser Mann«, sagte ich, und ich hatte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, »dieser Mann hat Sie nur ausgenutzt, Miß Golling. Er hat mit Ihnen gespielt wie mit einer Schachfigur. Er brauchte Sie für seine Pläne. Dieser Mann heißt Jack Sorrensky. Er saß ein paarmal in verschiedenen Zuchthäusern. Und er wird, glauben Sie mir, bald wieder hinter Schloß und Riegel sitzen.«
    Zunächst reagierte sie, wie jede Frau auf einen solchen Schock reagiert hätte. Sie weigerte sich erst einmal, es zu glauben.
    »Nein«, sagte sie tonlos und mit zitternden Lippen, »nein, das ist nicht wahr. Das glaube ich Ihnen nicht. Sie irren sich. Sie müssen sich irren.«
    »Er hat ein kleines Muttermal oberhalb des Ellenbogens«, sägte ich hart. Ein billiger Trost hätte Miß Golling nicht geholfen. »Er ist am 29. November 1916 in Fairhaven im Bundesstaat Massachusetts geboren. Sein Vater war Dockarbeiter und ein Trinker. Seine Frau verließ ihn 1928, sie gilt seither als vermißt. Jack Sorrensky wuchs zusammen mit seinem jüngeren Bruder Walter anfangs in einem Waisenhaus auf, später bei wechselnden Pflegefamilien. Zwei dieser Familien wanderten ins Gefängnis, sie hatten Kinder nur deshalb angenommen, um den staatlichen Unterhaltszuschuß zu kassieren. Mit 14 Jahren stand Jack Sorrensky zum erstenmal vor einem Richter — Diebstahl in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung. Wollen Sie die ganze Liste hören?«
    June Golling schüttelte den Kopf. Sie schien noch immer nicht überzeugt, oder sie wehrte sich einfach gegen die für sie katastrophale Wahrheit.
    »Sie können ihn verwechseln«, sagte sie rauh. »Es gibt Verwechslungen.«
    »Gut, natürlich gibt es das«, gab ich zu. »Aber Sie sollten zwei Dinge in Betracht ziehen: Wir sind daran gewöhnt, uns Gesichter einzuprägen. Wir tun es nicht, wie es gewöhnliche Menschen tun, indem sie sich die Gesamtheit eines Gesichtes vorstellen. Wir tun es bis in die Einzelheiten hinein. Ich kann Ihnen sagen, daß Sorrensky angewachsene Ohrläppchen hat, daß seine Augen ungewöhnlich nah beieinanderstehen, daß er viereinhalb Zentimeter über dem rechten Ohr eine kleine V-förmige Narbe hat. Ist eine Verwechslung noch immer möglich?«
    Sie schüttelte kraftlos den Kopf.
    »Außerdem gibt es Gründe, warum es Sorrensky sein muß, selbst wenn man von dem Bild absehen wollte. Wann haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Vor ungefähr einem halben Jahr. Rein zufällig. Er war auf der Durchfahrt, und irgend etwas stimmte mit seinem Kühler nicht. Er brauchte Wasser für den Wagen.«
    »Der Wagen war ein schwarzer Mercury, Baujahr 61, im Bundesstaat Connecticut zugelassen. Das Kennzeichen ist C 421-74. Richtig?«
    Sie nickte wieder.
    »Er hat Ihre Bekanntschaft gesucht«, sagte ich. »Glauben Sie nicht an den Zufall! Sorrensky überläßt so etwas nicht dem Zufall. Er hat sich über Sie informiert, bevor er den Zwischenfall mit seinem Wagen vor Ihrer Haustür organisierte.«
    »Männer organisieren öfter solche Zufälle, wenn sie eine Frau kennenlernen wollen.«
    »Er wollte Sie nicht als Frau kennenlernen«, sagte ich hart. »Er brauchte einen zuverlässigen Informanten. Und in seinem Kopf sah es so aus: Es gibt keine zuverlässigere Person als eine verliebte Frau. Machen Sie sich klar, daß er Ihre Gefühle skrupellos mißbraucht hat! Haben Sie ihm erzählt, daß am Donnerstag letzter Woche das Einkaufszentrum wegen einer Inventur geschlossen sein würde?«
    »Ich glaube, ja, ich weiß es nicht. Wir haben über vieles gesprochen.«
    »Hat er nicht immer ein reges

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