0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans
Interesse an allen Dingen gezeigt, die Lincoln Park betrafen?«
Sie nickte. In ihrem Gesicht war der erste Zug von Betroffenheit.
»Vor ein paar Wochen belästigte eine Bande von Jugendlichen eine Kundin drüben im Einkaufszentrum. Ihre Schwester nahm die Pistole, die der Firma gehörte, und trieb die jungen Flegel hinaus. Haben Sie das erzählt?«
»Ja. Wir haben darüber gesprochen. Esmeralda hatte sich sogar die Motorradnummer vom Anführer der Bande aufgeschrieben. Der Zettel lag hier im Wohnzimmer, und als - als er fragte, was die Zahl zu bedeuten hätte, erzählte ich ihm die Geschichte von den Jungen.«
»Jetzt ist auch klar«, murmelte Phil, »woher Sorrensky wußte, um welche Jugendlichen es sich handelte. Mit Hilfe der Nummer des Motorrades konnte er leicht den Besitzer der Maschine feststellen.«
»Ich verstehe Sie nicht«, murmelte June Golling. Sie kämpfte mit Tränen.
Ich überlegte eine Sekunde. Aber schon bald würde alles in den Zeitungen stehen. Sollte man ihr die Wahrheit tropfenweise beibringen, so daß sie tagelang mit immer neuen Erkenntnissen fertig zu werden hatte? Ebensogut konnte man jetzt klaren Tisch machen.
»Sorrensky wird heute nacht hier irgendwo in der Gegend einen großen Coup starten«, erklärte ich ihr. »Aber aus irgendeinem Grund mußte er vorher den Polizisten Ed Fuller beseitigen. Ein Polizistenmord wirbelte Staub auf, und Aufregung konnte Sorrensky hier nicht gebrauchen. Also war es am besten, den Polizisten zu ermorden und den Mord anderen Leuten in die Schuhe zu schieben. Er rief den Anführer der Bande von Jugendlichen an und sagte ihm, sie könnten an Ihrer Schwester, an Esmeralda Golling, der Leiterin des Einkaufzentrums, ihr Mütchen kühlen und sich für die Abfuhr von ein paar Wochen rächen, wenn sie am Donnerstagnachmittag herüberkämen. Niemand würde sie stören. Das Einkaufszentrum wäre geschlossen. Vielleicht rief er auch nicht an, sondern sprach selbst mit dem Jungen. Jedenfalls gab er ihm sogar fünfhundert Dollar dafür, daß die Flegel über Ihre Schwester herfielen.«
»Nein!« rief sie schrill.
»Es kann gar nicht anders gewesen sein. Sorrensky wartete das Auftauchen der Bande hier ab, dann alarmierte er den Polizisten Ed Fuller. Fuller kam, und die Jugendlichen schlugen sich mit ihm herum. Sie waren in der Überzahl, ein Verhältnis von elf gegen eins, das konnte selbst einen Bären wie Fuller von den Beinen reißen. Kaum lag er bewußtlos am Boden, da erschoß Sorrensky Fuller. Die jungen Burschen kamen zurück, weil einer seinen Motorradschlüssel verloren hatte. Plötzlich fanden sie den Polizisten, mit dem sie sich doch nur herumgeschlagen hatten, erschossen vor! In ihrer Angst packten sie den Leichnam in den Kofferraum des einzigen Wagens, den sie bei sich hatten, und fuhren ihn hinauf in den Bear Mountain Harriman State Park, natürlich in der Hoffnung, dadurch alle Spuren zu verwischen.«
Ich machte einen Augenblick Pause. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, ob sie überhaupt zuhörte. Ihr Blick verlor sich in einer unsagbaren Ferne. Aber als ich aufhörte zu sprechen, sah sie mich plötzlich an und sagte überraschend klar:
»Sprechen Sie bitte weiter. Ich möchte alles wissen. Alles. Und möglichst genau.«
Ich nickte. Ich war ein wenig erleichtert, daß sie sich so tapfer hielt. Rasch zündete ich mir eine Zigarette an.
»Wir dachten zunächst nicht daran, daß Sorrensky seine Finger im Spiel haben könnte, als wir herkamen und die Geschichte mit Ihrer Schwerster erfuhren. Wir hielten die Jugendlichen auch für die Polizistenmörder und suchten sie. Als wir sie fanden, war ihr Anführer ebenfalls tot, erschossen aus der Pistole, aus der auch der tödliche Schuß für den Polizisten gefallen war. Das hätte ein Geständnis des Jungen sein können, wenn es ein Selbstmord gewesen wäre. Es war kein Selbstmord.«
»Was - was bringt Sie zu der Annahme, daß — eh —«
»Daß Sorrensky der Mörder des Jungen ist? Dafür haben wir nur ein Indiz, keinen endgültigen Beweis. Sein Wagen wurde in der Wohngegend des Jungen zu einer Zeit gesehen, in der der Mord ausgeführt wurde.«
Eine Weile schwieg sie. Dann fragte sie mit gesenktem Kopf:
»Und wofür das alles?«
»Weil er einen großen Coup plant. Wahrscheinlich eine Sache von Format, wie damals der Überfall auf die Mac-Mahone-Lohngelder vor elf Jahren.«
»Das - das war er?«
»Ja, das war sein Werk. Nur noch eine Frage, Miß Golling: Wann haben Sie ihn das letzte Mal
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