0399 - Kesseltreiben auf eine Killer
und im selben Augenblick abheben wie sie. Das eine Ohr legte ich an das Plastikgehäuse, die rechte Hand am Hörer. Und richtig, nach ein paar Sekunden hörte ich das leise Klicken, das anzeigt, wenn der Kontakt geschlossen wird.
Sofort hob ich ab und bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand, um mich nicht durch die Atemzüge zu verraten.
»Bist du es, Celina?«, fragte eine sehr heisere Männerstimme, die undeutlich wie aus weiter Entfernung kam. »Ich muss dich unbedingt sprechen, es brennt mir unter den Füßen.«
»Verdammter Idiot«, zischte sie. »Verschwinde und lass es dir ja nicht mehr einfallen, hier anzurufen.«
»Ich denke nicht daran«, knurrte die Männerstimme gereizt, »wenn du mich absetzen willst, packe ich aus.«
In diesem Moment legte Celina auf. Ich hörte einen Fluch, der alles andere als druckreif war, dann beförderte ich ebenfalls schnellstens den Hörer auf die Gabel. Als ich mich umdrehte, um meinen alten Platz wieder einzunehmen, stand Celina bereits im Türrahmen. Sie hatte sich lautlos wie ein fallendes Blatt angeschlichen und starrte mich mit zusammengezogenem Mund an.
Als ich den Browning in ihrer Hand wahrnahm, blieb ich stocksteif stehen. Sie machte ganz den Eindruck, als könnte sie auch abdrücken. Von ihrer katzenhaften Freundlichkeit war nicht die Spur übrig geblieben.
»Du verdammter Polyp musst deine Nase auch überall hineinstecken«, zischte sie und kam langsam näher. Der dicke Teppich dämpfte den Schritt ihrer nackten Füße. Die Pistolenmündung blieb jedoch konstant auf meinen Bauch gerichtet und zitterte nicht einen halben Zoll.
»Stecken Sie das Spielzeug weg«, sagte ich ruhig und fixierte sie. Noch flackerte keine Mordlust in ihren Augen auf. Aber ich traute ihr ohne Weiteres zu, über Leichen zu gehen.
»Wenn ihr widerlichen Schnüffler glaubt, mich hereinlegen zu können, irrt ihr. Und du bist der allerletzte, von dem ich mich stören lasse.«
»Worin?«, grinste ich. »Halten Sie die Stellung hier für Osgood oder decken Sie nur den planmäßigen Rückzug?«
»Das braucht dich nicht mehr zu interessieren«, fauchte sie.
»Leider bin ich krankhaft neugierig«, seufzte ich, »bevor Sie mich also in die ewigen Jagdgründe schicken, könnten wir doch noch ein kleines Plauderstündchen halten, oder eilt es sehr? Wartet der Anrufer etwa unten?«
Sie konnte sich nur mit Mühe beherrschen.
Mein ironischer Spott brachte sie zum Kochen, doch sie blieb stumm. Nur ein leichtes Zittern ihrer Augenlider verriet ihre Nervosität. Sie stand jetzt drei Schritt Vbr mir.
Zu weit für einen direkten Angriff, da der Browning entsichert war. Direkt in meiner Blickrichtung befand sich der breite Türrahmen, dessen Tür nur angelehnt war. Ich probierte einen der ältesten Tricks aus dem Handbuch für Polizeischüler. Aufmerksam peilte ich über ihre linke Schulter, zwinkerte kurz und atmete sichtbar auf.
»Komm rein«, sagte ich halblaut und hatte dabei schon das Körpergewicht auf den Sprungfuß verlagert.
Sie fiel prompt darauf rein. Sich zusammenkauernd fuhr sie herum und starrte den leeren Türrahmen an. Im selben Moment schnellte ich los und hob die rechte Hand zu einem Schlag auf ihren Unterarm.
Die Waffe polterte auf den Teppich, und ich stellte sofort den Fuß darauf. Bevor sie sich wehren konnte, hatte ich beide Handgelenke gepackt und hielt sie wie im Schraubstock fest. Hasserfüllt starrte sie mich an.
»So, jetzt hören die Scherze auf«, sagte ich und drückte sie in den Sessel. »Wer war der Anrufer, und was wollte er?«
Sie machte keine Anstalten zu reden. Ich wartete genau dreißig Sekunden, dann griff ich zum Hörer.
»Falls Sie die Nummer nicht kennen, Celina«, plauderte ich weiter, »LE 5-7700 ist die Nummer des FBI. Und dort warten sie nur auf meinen Anruf. In zehn Minuten sind die Kollegen mit einem Haftbefehl hier.«
Sie sah ungerührt zu, wie ich die ersten fünf Ziffern wählte.
Sie starrte auf die sich drehende Wählscheibe. Ich wählte die erste Null. Sie schwieg weiter. Auch die zweite Null rollte ab, dann erklang das Rufzeichen. Lang und dünn. Einmal, zweimal, dann wurde abgehoben. Die Telefonzentrale der FBI Division meldete sich. Ich machte den Mund auf, als Celina aufgab. Sie fiel etwas zusammen, nickte stumm und deutete auf den Apparat. Ich legte sofort auf und wandte mich ihr erneut zu.
»Zigarette?«, fragte ich gespannt, hielt ihr die Packung hin und gab ihr Feuer. Mit verschränkten Armen stand ich schräg vor ihr. »Also, ich
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