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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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dahintersteckt, ich glaube nicht, daß sie einander freundschaftlich verbunden sind.«
    Es war das Boot der Abtei, das die barc als erstes erreichte, und die attraktive Nonne kletterte mit erstaunlicher Behendigkeit an Bord und betrat das Schiff gerade, als das zweite Boot längsseits anlegte und der große Mann mit dem schwarzen Haarschopf hinter ihr aufs Deck sprang.
    Die Frau, die Ross als die Äbtissin der Gemeinschaft vorgestellt hatte, war von imposanter Größe. Ihr Umhang öffnete sich und enthüllte Gewänder aus grobem Tuch, doch ihr kunstvoll gearbeitetes Kruzifix – ein prachtvolles Exemplar aus Rotgold, mit Halbedelsteinen reich verziert – offenbarte, daß sie noch nicht vollends entschlossen war, dem Reichtum zu entsagen und in Armut und Gehorsam zu leben. Sie war Mitte dreißig. Ihr Gesicht mit den roten Lippen und den hohen Wangenknochen wirkte befehlsgewohnt. Es strahlte eine merkwürdige Mischung aus Schönheit und Ungeschliffenheit aus. Ihre Augen waren dunkel. In ihnen blitzte ein verborgenes Feuer, ein kaum verhohlener Zorn, als sie über die Schulter zu dem schwarzbärtigen Mann blickte, der hinter ihr hereilte.
    Sie erspähte Ross sofort. Es war unverkennbar, daß sie ihm schon begegnet war. Fidelma wußte, daß Ross häufig Handelsreisen entlang der Küste von Muman unternahm und offensichtlich mit der Gemeinschaft hier bereits geschäftlich zu tun gehabt hatte.
    »Ah, Ross, ich habe Euer Schiff erkannt, sobald es in die Meerenge einfuhr«, begrüßte sie ihn ohne eine Spur von Herzlichkeit in der Stimme. »Ich nehme an, Ihr kommt direkt von Abt Broce aus Ros Ailithir? Ich hoffe, Ihr habt den Brehon mitgebracht, um den ich ihn ersuchte?«
    Bevor Ross antworten konnte, gesellte sich der große, schwarzhaarige Häuptling zu ihr. Er schnaufte ein wenig vor Anstrengung. Er war Mitte Vierzig, ein gutaussehender Mann mit gefälligen Gesichtszügen, dessen Augen den blitzenden dunklen Augen der Äbtissin verblüffend ähnelten. Fidelma bemerkte sein liebenswürdiges, aber auch besorgtes Lächeln, als er auf Ross zutrat.
    »Wo ist der Brehon? Wo ist er, Ross? Ich muß ihn unbedingt zuerst sprechen.«
    Die Äbtissin drehte sich schnell und mit unverhohlener Feindseligkeit zu ihrem unwillkommenen Mitstreiter um.
    »Ihr habt hier keinerlei Befugnisse, Adnár«, fauchte sie und bestätigte damit Ross’ Annahme, daß es sich bei dem Mann um den Friedensrichter des Bezirks handelte.
    Adnár errötete vor Wut.
    »Ich habe jede Befugnis, hier zu sein. Bin ich nicht bó-aire in diesem Bezirk? Mein Wort …«
    »Euer Wort wird von Gulban, dem Häuptling der Beara, diktiert«, höhnte die Frau. »Wenn er nichts sagt, habt Ihr auch nichts zu sagen. Ich habe Abt Broce von Ros Ailithir gebeten, einen Brehon zu schicken, der ausschließlich dem König von Cashel gegenüber verantwortlich ist, dem auch Euer Oberhaupt, Gulban, Rechenschaft ablegen muß.« Sie wandte sich wieder an Ross. »Wo ist er, Ross? Wo ist der Brehon, den Abt Broce geschickt hat?«
    Ross warf einen Blick zu Fidelma hinüber und hob entschuldigend die Schultern, als wolle er sich dadurch von jeglicher Verantwortung für das Verhalten der Besucher freisprechen.
    Seine Geste lenkte die Aufmerksamkeit der Neuankömmlinge auf Fidelma. Die streng dreinblickende Äbtissin schien sie zum ersten Mal wahrzunehmen und runzelte die Stirn.
    »Und wer seid Ihr, Schwester?« fauchte sie gebieterisch. »Seid Ihr gekommen, um unserer Gemeinschaft beizutreten?«
    Fidelma gelang ein mattes Lächeln.
    »Ich glaube, ich bin die, nach der Ihr fragtet, Mutter Oberin«, erwiderte sie gelassen. »Abt Broce von Ros Ailithir hat Euerm Gesuch entsprochen und mich hierhergeschickt.«
    Ein Ausdruck ungläubigen Staunens huschte über das Gesicht der Äbtissin.
    Ein heiseres Lachen ließ sie alle herumfahren. Adnár schüttelte sich vor Heiterkeit.
    »Ihr bittet um einen Brehon, und Broce schickt Euch diese halbe Portion! Ha! Euer ehrenwerter Abt hält wohl doch nicht so große Stücke auf Euch!«
    Die Äbtissin bemühte sich nach Kräften, den Zorn zu beherrschen, der in ihren Augen funkelte, und starrte Fidelma mit zusammengepreßten Lippen an.
    »Ist das so etwas wie eine Belustigung für Abt Broce?« fragte sie betont kühl. »Will er mich auf diese Art beleidigen?«
    Fidelma schüttelte müde den Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß mein Cousin« – hier legte Fidelma eine kurze Pause ein, um dadurch das Wort hervorzuheben –, »ich glaube nicht, daß mein Cousin, der

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