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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Abt, sich durch derartiges Benehmen zu belustigen pflegt.«
    Die Miene der Äbtissin wollte sich gerade zu einem höhnischen Grinsen verziehen, doch Ross, der spürte, daß er als Kapitän des Schiffes nun eingreifen mußte, trat schnell hinzu.
    »Gestattet mir, Mutter Oberin, Euch Schwester Fidelma vorzustellen, eine Advokatin der Gerichtsbarkeit mit dem Rang einer anruth. «
    Die Augen der Äbtissin weiteten sich unmerklich, während Adnárs Lachen abrupt verstummte. Der Rang einer anruth war immerhin die zweithöchste Qualifikation, die die Universitäten und kirchlichen Hochschulen Irlands zu verleihen hatten.
    Es entstand eine Pause, bevor die Äbtissin das Wort ergriff: »Wie, sagtet Ihr, ist Euer Name?«
    »Ich bin Fidelma, augenblicklich in der Gemeinschaft von Kildare.«
    Die funkelnden Augen der Äbtissin zogen sich erneut zusammen.
    »Von Kildare? Kildare liegt im Königreich von Laigin. Dennoch behauptet Ihr, mit Abt Broce von Ros Ailithir verwandt zu sein. Was hat das zu bedeuten?«
    Fidelma kostete die Situation genüßlich aus.
    »Mein Bruder ist Colgú, der König von Cashel.« Fidelma konnte nicht umhin, einen flüchtigen Blick in Richtung Adnár zu werfen, um sich seine Reaktion nicht entgehen zu lassen. Sie wurde prompt belohnt: mit offenem Mund und glotzenden Augen sah er aus wie ein Fisch, der gerade aus dem Wasser gezogen wird. »Ich bin in erster Linie eine Dienerin des Glaubens, und der reicht bekanntlich weit über die Grenzen irdischer Königreiche hinaus.«
    Die Äbtissin stieß einen tiefen Seufzer aus, bevor sie Fidelma die Hand reichte. Ihre Herrschsucht schien verraucht, und auf ihrer Miene zeigte sich ein Ausdruck reumütiger Abbitte. Ob er echt war oder nicht, konnte Fidelma nicht beurteilen.
    »Laßt mich Euch in unserer Gemeinschaft willkommen heißen, Schwester Fidelma. Ich bin Äbtissin Draigen, die Vorsteherin des Klosters Der Lachs aus den Drei Quellen.«
    Sie wies mit einer Hand zum Ufer, als wolle sie Fidelma ihre Gemeinschaft dort zeigen. »Ich bedaure meine ungehobelte Begrüßung. Wir leben in schwierigen Zeiten. Ich hatte erwartet, daß mir Broce jemanden schicken würde mit praktischer Erfahrung in, in …«
    Fidelma lächelte freundlich, als sie zögerte.
    »In der Aufklärung von Gewaltverbrechen? Im Lösen von Rätseln? Macht Euch darüber keine Sorgen, Mutter Oberin. Es gibt ein Sprichwort – usus multas res docet . Erfahrung lehrt viele Dinge. Durch meine Erfahrungen als Advokatin der Gerichtsbarkeit habe ich eine gewisse Befähigung für die Aufgabe erworben, an die Ihr denkt.«
    Mit einem Grunzen trat Adnár vor. Er bemühte sich, sein Selbstvertrauen zurückzugewinnen, doch sobald ihm Fidelmas funkelnde grüne Augen begegneten, senkte er den Blick. In seiner Verlegenheit wirkte er ziemlich unbeholfen.
    »Willkommen, Schwester Fidelma. Ich bin Adnár.«
    Fidelma musterte ihn eingehend. Sie war nicht sicher, ob sie mochte, was sie sah. Der Mann sah zweifelsohne gut aus, doch sie fühlte sich stets unwohl, wenn sie mit stattlichen, selbstsicheren Männern konfrontiert war.
    »Ich habe von Euch gehört. Ihr seid der bó-aire dieses Bezirks.« Fidelmas Stimme klang eisig. Tatsächlich genoß sie sein offensichtliches Unbehagen und schalt sich insgeheim dafür, sich an den Qualen eines anderen zu weiden. Das entsprach ganz und gar nicht den Lehren des Glaubens – aber schließlich war sie auch nur ein Mensch.
    »Ich wollte Euch nicht, das heißt, ich …«, begann Adnár.
    »Ihr wolltet mich sprechen?« fragte Fidelma mit Unschuldsmiene.
    Adnár blickte verdrießlich zu Äbtissin Draigen hinüber. Er schien seine Worte sorgfältig zu wählen, als er sich an Fidelma wandte.
    »Schwester, ich bin hier bó-aire. Ich bin Ortsvorsteher und Friedensrichter im Zuständigkeitsbereich meines Häuptlings Gulban. Niemand in diesem Bezirk muß in Rechtsfragen um Unterstützung von außerhalb ersuchen. Wie dem auch sei, dies ist weder Zeit noch Ort, um solche Dinge zu besprechen. Dort seht Ihr meine Festung.« Er wies mit der Hand hinüber. »Ich möchte Euch einladen, heute abend mit mir zu speisen.«
    Äbtissin Draigen überspielte einen Ausruf des Protestes durch lautes Husten.
    »Ihr werdet heute abend in der Abtei erwartet, Schwester Fidelma, damit ich Euch ausführlich erklären kann, warum ich nach Euch geschickt habe«, sagte sie hastig.
    Fidelma starrte von der Äbtissin zum Häuptling und schüttelte dann heftig den Kopf.
    »Es ist wahr, meine erste Pflicht gilt der

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