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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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anzubieten.«
    »Ich freue mich schon darauf«, erwiderte Fidelma, denn die alten irischen Legenden faszinierten sie sehr. »Doch jetzt sollte ich besser zur Abtei zurückkehren und mit meiner Untersuchung fortfahren.«
    Sie erhob sich vom Tisch, und die anderen folgten zögernd ihrem Beispiel.
    Olcán schob seine Hand vertraulich unter Fidelmas Ellbogen und geleitete sie aus dem Festsaal. Bruder Febal schien es zufrieden, ohne Abschiedsgruß wieder Platz zu nehmen und seine Mahlzeit fortzusetzen, während Adnár ihnen hinterhereilte.
    »Es war uns ein Vergnügen, Euch kennenzulernen, Fidelma«, sagte Olcán, als sie die Außentreppe erreichten und für einen Augenblick stehenblieben. »Allerdings ist es sehr bedauerlich, daß diese Begegnung von einem so schrecklichen Ereignis herbeigeführt wurde.« Die Meerenge lag im fahlen Sonnenlicht. Olcán blickte hinüber zu der Stelle, wo das gallische Handelsschiff ankerte, das einzige in der Bucht.
    »Ist dies das Schiff, mit dem Ihr von Ros Ailithir gekommen seid?« fragte er und betrachtete seinen fremdartigen Umriß mit plötzlich erwachtem Interesse.
    Fidelma schilderte ihm den rätselhaften Vorfall in groben Zügen.
    Dann wurden sie von Adnár unterbrochen.
    »Heute nachmittag schicke ich meine Männer zu dem gallischen Schiff hinüber«, erklärte er entschlossen.
    Fidelma wandte sich erstaunt zu ihm um.
    »Wozu?«
    Adnár setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf.
    »Sicher seid Ihr vertraut mit den Bergegesetzen?«
    Auf seinen Tonfall reagierte Fidelma sofort ungehalten.
    »Falls Ihr sarkastisch werden wollt, Adnár, würde ich Euch davon abraten. Im Streit ist Sarkasmus der Logik stets unterlegen«, erwiderte sie kalt. »Ich kenne die Bergegesetze und frage Euch noch einmal, auf welcher Grundlage Ihr vorhabt, Eure Männer hinüberzuschicken und Anspruch auf das gallische Schiff zu erheben?«
    Olcán lächelte ironisch über Adnárs Verlegenheit, die ihm das Blut ins Gesicht trieb.
    Grollend preßte Adnár die Lippen zusammen.
    »Ich stütze mich auf die Texte des Mur-Bretha , Schwester. In diesen Fragen kenne ich mich aus, schließlich bin ich hier der Friedensrichter. Sämtliches Bergegut, das an den Stranden dieser Küste anlandet, gehört mir …«.
    Olcán wandte sich mit einem entschuldigenden Lächeln an Fidelma.
    »Wo er recht hat, hat er recht, nicht wahr, Schwester? Aber nur, wenn der Wert des Bergegutes auf höchstens fünf séts oder Kühe geschätzt wird. Ist der Wert höher, wird der Überschuß geteilt: ein Drittel für den bó-aire , ein Drittel für den Herrscher über dieses Gebiet, meinen Vater, und ein Drittel für die Oberhäupter der größten Stämme in der Gegend.«
    Fidelma musterte den triumphierenden Gesichtsausdruck Adnárs und wandte sich mit nachdenklicher Miene wieder Olcán zu.
    »Bei Eurer Auslegung des Seefahrtsrechtes vergaßt Ihr hinzuzufügen, daß Euer Vater ebenfalls ein Viertel seines Anteils an den König dieser Provinz, meinen Bruder, abzugeben hätte, und der König der Provinz wiederum müßte ein Viertel des Anteils an den Oberkönig weiterleiten. So jedenfalls schreibt es das Bergegesetz vor.«
    Olcán lachte laut und zeigte damit seine Anerkennung für Fidelmas genaue Kenntnis der gesetzlichen Bestimmungen.
    »Bei meiner Seele, Ihr haltet, was Euer Ruf verspricht, Schwester Fidelma.«
    Um bei der Wahrheit zu bleiben, Fidelma hatte die Texte des Mur-Bretha erst vor kurzem gelesen, als sie den Fall in Ros Ailithir untersuchte. Damals hatte sie festgestellt, daß ihr Wissen über die Gesetze, die die Seefahrt betrafen, erbärmliche Lücken aufwies. Nur dank ihrer kürzlichen Lektüre konnte sie jetzt so sicher auftreten.
    »Dann wird Euch auch bekannt sein«, fügte Adnár mit einer Dreistigkeit, die fast schon an Gerissenheit grenzte, hinzu, »daß ich als bó-aire eine Geldstrafe gegen Ross verhängen muß, weil er mich und die Häuptlinge dieses Bezirks nicht unverzüglich unterrichtet hat, als er das Schiff als Bergegut in unseren Hafen brachte. Auch das steht in dem Gesetz.«
    Fidelma musterte Adnárs grinsendes Gesicht, blieb jedoch ernst. Sie schüttelte langsam den Kopf und beobachtete dabei, wie sich seine Miene veränderte und er immer fassungsloser dreinblickte.
    »Ihr müßt Eure Gesetze über frith-fairrgi oder ›Funde auf See‹ genauer studieren.«
    »Warum das?« fragte Adnár mit einer Stimme, die angesichts ihrer ruhigen Zuversicht nicht mehr ganz so selbstsicher klang.
    »Weil Ihr, wenn Ihr den Text

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