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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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geworfen hatte und mit dem Schiff aus dem Hafen gesegelt war.«
    »Ein einzelner Mann? Mit einem so großen Schiff? Ist das denn möglich?«
    Ross zuckte die Achseln.
    »Wenn er erfahren und entschlossen genug war, ja.«
    »Was dann?«
    »Die Krieger waren wütend und beschlagnahmten mehrere Schiffe der Inselbewohner, um über die Meerenge zum Festland zu gelangen.«
    Fidelma dachte über das Gehörte nach.
    »Wirklich eine merkwürdige Geschichte. Das gallische Handelsschiff wird von einem Trupp Krieger von den Uí Fidgenti in den Hafen von Dóirse gesegelt, mit einem einzelnen gallischen Matrosen als Gefangenen. Das Schiff wird vertäut. Am Morgen ist es, zusammen mit dem gallischen Matrosen, verschwunden. Die Krieger setzen wieder auf die Halbinsel über. Am gleichen Morgen, etwa gegen Mittag, begegnen wir dem Schiff, das unter vollen Segeln fährt – ohne einen Mann an Bord.«
    »Das ist die Geschichte – so merkwürdig sie auch klingt.«
    »Kann man denn den Dingen, die Ihr auf der Insel aufgeschnappt habt – Dóirse, wie Ihr sie nennt –, auch trauen?«
    »Den Leuten auf jeden Fall«, versicherte Ross. »Ich treibe schon seit Jahren Handel mit ihnen. Sie sind ein unabhängiges Völkchen und betrachten sich nicht als Untertanen von Gulban, dem Falkenauge – auch wenn es sich genau genommen um sein Gebiet handelt –, sondern fühlen sich in erster Linie ihrem bó-aire verpflichtet. Ihnen liegt also nichts daran, die Geheimnisse der Festlandbewohner zu wahren.«
    »Wißt Ihr, ob die Krieger der Uí Fidgenti dem dortigen bó-aire irgendeine Erklärung gaben, was sie mit dem gallischen Schiff vorhatten?«
    »Es war die Rede davon, daß es Waren zu den Minen auf dem Festland brachte.«
    Fidelma hob ruckartig den Kopf.
    »Minen? Sind zufällig Kupferminen gemeint?«
    Ross betrachtete sie eindringlich, bevor er nickte.
    »Gegenüber von Dóirse gibt es auf dem Festland in der nächsten Bucht mehrere Minen, in denen Kupfer abgebaut wird. Sie treiben nicht nur entlang der Küste Handel, sondern auch mit Gallien.«
    Fidelma trommelte mit den Fingern auf den Tisch und runzelte die Stirn, während sie nachdachte.
    »Erinnert Ihr Euch an den roten, lehmartigen Schlamm im Laderaum des gallischen Schiffes?« fragte sie.
    Ross nickte.
    »Ich glaube, er stammte aus einer Kupfermine oder einem Kupferlager. Vielleicht finden wir dort die Lösung des Rätsels. Dennoch begreife ich nicht, warum Männer der Uí Fidgenti das Schiff segelten. Ihr Stammesgebiet liegt doch viel weiter nördlich von hier. Wo waren die Männer von Beara, von Gulbans Stamm?«
    »Ich könnte zurückfahren und mich bemühen, noch mehr herauszufinden«, erbot sich Ross. »Oder ich könnte zu den Minen segeln, so tun, als suchte ich Handelsware, und mich dort umsehen.«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Zu gefährlich. Wir haben es hier mit einem Geheimnis zu tun, das noch dadurch verzwickter wird, daß Torcán, der Sohn des Prinzen der Uí Fidgenti, als Gast auf Adnárs Festung weilt.«
    Ross’ Augen weiteten sich.
    »Und da besteht auf jeden Fall ein Zusammenhang?«
    »Aber ein Zusammenhang womit? Ich glaube, dieses Geheimnis birgt viele Gefahren. Wenn Ihr zurücksegelt, könntet Ihr Verdacht erregen. Wir sollten niemanden unnötig auf uns aufmerksam machen. Zuerst müssen wir herausfinden, womit wir es überhaupt zu tun haben. Wie weit sind die Kupferminen von hier entfernt?«
    »Etwa zwei bis drei Stunden mit dem Schiff, wenn man sich nah an der Küste hält.«
    »Und wenn man einfach die Halbinsel überquert? Wie viele Meilen sind es dann?«
    »Wie viele Meilen ein Vogel fliegen würde? Fünf. Wenn man sich einen Weg über die Berge sucht, höchstens zehn.«
    Fidelma schwieg und überlegte.
    »Was sollen wir tun?« drängte Ross.
    Fidelma hob den Kopf. Sie war zu dem Schluß gekommen, daß sie sich die Minen genauer ansehen sollte.
    »Heute Nacht, im Schutz der Dunkelheit, reiten wir über die Halbinsel zu den Kupferminen. Ich habe das Gefühl, daß wir dort der Lösung ein ganzes Stück näher kommen könnten.«
    »Warum reiten wir nicht jetzt? Auf einem der Gehöfte weiter unten an der Küste könnte ich problemlos Pferde kaufen.«
    »Nein, wir warten bis Mitternacht, und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil wir nicht wollen, daß jemand von unserem Ausflug zu den Minen erfährt. Falls Torcán oder Adnár in ungesetzliche Angelegenheiten verstrickt sind, wollen wir sie doch nicht auf unser Vorhaben aufmerksam machen. Zweitens habe ich für heute

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