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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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gelandet. Von den
    Insassen fanden wir keine Spur, und die Wälder links und
    rechts der Straße wirkten dunkel und undurchdringlich. Ich
    war froh, als wir nach einer weiteren Kurve plötzlich ins Freie
    gelangten und der See vor uns auftauchte. Wir fuhren über den
    Staudamm, und dann sah ich etwa dreihundert Meter vor uns
    die ehemaligen Goliath-Laboratorien.
    »Halten Sie bitte.«
    Wir stiegen aus und beobachteten die verlassene Anlage
    durch unsere Ferngläser.

    Die Lage war herrlich. Die Gebäude standen direkt am Ufer des
    Stausees. Aber Millons fantasievolle Schilderungen und ein altes
    Foto aus der besten Zeit der Laboratorien hatten mich doch
    mehr erwarten lassen. Es war ein ausgedehnter Gebäudekomplex im Art-déco-Stil, der in den dreißiger Jahren so populär
    beim Fabrikbau gewesen war. Aber wie es aussah, war der
    größte Teil der Anlage schon vor langer Zeit hastig gesprengt
    worden. Der größte Teil war eingestürzt, nur der Ostflügel des
    Hauptgebäudes schien einigermaßen erhalten. Allerdings sah es
    so aus, als wäre seit Jahrzehnten niemand mehr hier gewesen.
    »He, was war denn das?«
    »Was war was?«
    »So ein schmatzendes Geräusch.«
    »Ich hoffe, das ist nur der Wind. Lassen Sie uns die Fabrik
    näher anschauen.«
    Wir fuhren die Straße hinunter und hielten vor dem Hauptgebäude. Die Fassade war immer noch eindrucksvoll, obwohl
    sie halb eingestürzt war. Von den glasierten Kacheln und den
    farbigen Schmuckprofilen war noch das meiste erhalten. Goliath hatte hier große Dinge vorgehabt, das war deutlich zu
    sehen. Wir bahnten uns einen Weg durch den auf der Treppe
    liegenden Schutt und näherten uns dem Eingang. Die Türflügel
    waren aus den Angeln gerissen, und einer zeigte Meißelspuren,
    was Millon sehr interessierte. Ich trat ins Innere des Gebäudes.
    Die ovale Eingangshalle war mit zerbrochenen Möbelstücken
    und Trümmern übersät. Die gläserne Kuppel war eingestürzt
    und ließ das Tageslicht in die sonst eher düstere Halle. Unter
    unseren Füßen knirschten und quietschten die Glasscherben.
    »Wo sind die Laboratorien?«, fragte ich, denn ich wollte keine Minute länger als nötig an diesem Ort bleiben.
    Millon entfaltete eine Blaupause.
    »Wo haben Sie diesen Grundriss her?«, fragte Bowden verblüfft.
    »Den hab ich gegen den Fuß eines Yetis getauscht. Er
    stammte aus Cairngorm«, sagte Millon, als wären es Kaugummi-Bildchen. »Hier entlang, bitte.«
    Wir bahnten uns einen Weg durch die eingestürzten Mauern
    und Decken, bis wir zum relativ unbeschädigten Ostflügel
    kamen. Das Dach war heil geblieben, und das Licht unserer
    Taschenlampen fiel in Büros und Inkubationsräume, in denen
    lange Reihen von Glasgefäßen mit Fruchtwasser standen. In
    vielen dieser Gefäße waren noch die Überreste möglicher
    Lebensformen zu sehen. Goliath war wirklich hastig geflüchtet.
    »Was ist in diesen Laboratorien hergestellt worden?«, fragte
    ich Millon. Meine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    Millon warf einen Blick in den Grundriss. »Das war die Säbelzahntiger-Fabrik. Die Neandertal-Laboratorien sind den
    Gang runter links.«
    Die Tür war abgeschlossen, aber so morsch, dass wir sie mü-helos aufstoßen konnten. Überall lagen Aktenordner am Boden,
    aber die halbherzigen Versuche, die Forschungsunterlagen zu
    vernichten, hatten genug interessantes Material übrig gelassen.
    Wir blieben am Eingang stehen und ließen Stiggins allein
    hineingehen. Die Halle war fast dreißig Meter lang und zehn
    Meter breit. Sie ähnelte der Anlage zum Klonen von Säbelzahntigern, aber die Fruchtwasserbehälter waren noch etwas größer.
    Als ich die Leitungen für die Nährlösung sah, lief mir ein
    Schauder über den Rücken. Ich fand den Saal unheimlich, aber
    für Stiggins war es wohl so etwas wie seine Heimat. Er war hier
    gezüchtet worden, genau wie Tausende andere seiner ausgestorbenen Art.
    Pickwick hatte ich zu Hause geklont und dafür nur Küchengeräte und ein entkerntes, frisches Gänse-Ei gebraucht, aber
    Vögel und Reptilien waren auch kein großes Problem. Die
    Reproduktion von Säugetieren war weitaus schwieriger, weil
    man für die lange Reifezeit eine künstliche Nabelschnur und
    viele Liter Nährlösung brauchte.
    Stig bewegte sich vorsichtig durch die verstreuten Papiere,
    Scherben und zerrissenen Leitungen und betrat den anschließenden Dekantier-Saal, wo die kleinen Neandertaler früher aus
    den Fruchtwasserbehältern geholt worden waren und zum
    ersten Mal

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